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Schul-Desaster

TSchimmel: Heftige Reaktionen auf Schließung der Buxtehuder Hauptschule

In der Hauptschule unterrichten 26 Lehrkräfte rund 190 Schüler. Viele Lehrer sind von anderen Schulen abgeordnet.

In der Hauptschule unterrichten 26 Lehrkräfte rund 190 Schüler. Viele Lehrer sind von anderen Schulen abgeordnet. Foto: Wisser

Nach Schimmelpilzfunden entscheidet sich die Stadt Buxtehude für eine drastische Maßnahme - und macht die Hauptschule Süd komplett dicht.

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Von Karsten Wisser
Montag, 18.11.2024, 18:34 Uhr

Buxtehude. Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) zieht für die Schimmelschule die Reißleine: Sie lässt die Schule komplett schließen. Das gilt ab Dienstag, 19. November. Viele der rund 190 Hauptschüler werden für den Rest der Woche ins Homeschooling geschickt. Für einige Klassen gibt es Ausnahmen. Ab der nächsten Woche werden die Schüler in den Containern des benachbarten Gymnasiums Süd unterrichtet.

Am Schulzentrum Süd in Buxtehude werden Schüler seit Jahren in Containern unterrichtet. Jetzt wird es noch enger am größten Buxtehuder Schulstandort.

Am Schulzentrum Süd in Buxtehude werden Schüler seit Jahren in Containern unterrichtet. Jetzt wird es noch enger am größten Buxtehuder Schulstandort. Foto: Wisser

Am Montag wurden die Schüler zwei Stunden früher nach Hause geschickt. Die Schließung und damit die Ausquartierung der Schüler und Lehrer wird bis voraussichtlich Ende des ersten Halbjahres - also bis Ende Januar 2025 - andauern. In dieser Zeit sollen die Ursachen gefunden und beseitigt und das Gebäude wieder nutzbar gemacht werden.

Suche nach der Schimmel-Quelle bisher erfolglos

„In enger und sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den drei Schulleitungen haben wir uns dazu entschlossen, die Hauptschule ab Dienstag komplett zu schließen“, so die Bürgermeisterin. Trotz vieler Maßnahmen sei immer noch nicht klar, woher die Feuchtigkeit und der damit verbundene Schimmel, der im Erdgeschoss sei, kommen, heißt es in einem Elternbrief. Daher würden die Bauarbeiten im Erdgeschoss rund um das Lehrerzimmer weitergehen. Dies werde mit noch mehr Baulärm verbunden sein. Es müssten eventuell weitere Räume gesperrt werden.

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„Ich möchte ausdrücklich betonen, dass diese Maßnahme nicht zwingend erfolgen muss“, sagte Katja Oldenburg-Schmidt. „Wir nehmen die Sorgen und auch Ängste sehr ernst.“ Messungen hatten ergeben, dass im Erdgeschoss besonders hohe Konzentrationen von Schimmelpilz-Sporen vorlagen. Fünf Räume sind aufgrund der erhöhten Schimmelpilz-Sporen-Konzentration gesperrt, ein weiterer Raum aufgrund von Feuchtigkeitsschäden.

Schließung verschlechtert Situation am Schulzentrum

„Der Stadtelternrat zeigt sich tief besorgt um die Gesundheit der Lehrer- und Schülerschaft und begrüßt ausdrücklich die getroffene Vorsichtsmaßnahme der Bürgermeisterin“, sagt Marc Höper, Vorsitzender des Stadtelternrats, gegenüber dem TAGEBLATT.

Auf dieser Seite der Hauptschule Süd gab es früher eine Hausmeisterwohnung. In diesem Bereich befinden sich die gesperrten Räume und die hohen Schimmelpilz-Konzentrationen.

Auf dieser Seite der Hauptschule Süd gab es früher eine Hausmeisterwohnung. In diesem Bereich befinden sich die gesperrten Räume und die hohen Schimmelpilz-Konzentrationen. Foto: Wisser

„Die Schulschließung verschlimmert die ohnehin schon schwierige Situation am Campus Süd“, sagt Höper. Dort gibt es seit Jahren zu wenige Klassenzimmer. Schüler des Gymnasiums Süd werden in Containern unterrichtet. Auch die Realschule hat seit Jahren zu wenig Platz und Räume im Hauptschulgebäude genutzt.

Homeschooling: Zu wenig Platz für die Hauptschüler

Nach TAGEBLATT-Informationen ist aber nicht für alle 190 Hauptschüler Platz. Acht der zwölf Klassen werden in Containern unterrichtet. Die verbleibenden vier Klassen machen im Wechsel Homeschooling.

Ulrich Felgentreu ist Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Buxtehude.

Ulrich Felgentreu ist Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Buxtehude. Foto: Wisser

„Das ist jetzt die Quittung dafür, dass wir uns jahrelang nicht ums Gebäudemanagement gekümmert haben“, sagt Ulrich Felgentreu (Bündnis 90/Die Grünen). Der Ratsherr ist Vorsitzender des Schulausschusses und Fraktionsvorsitzender. „Eine Mehrheit in der Politik hat sich durch die Aussagen der Verwaltung in der Vergangenheit zu leicht beruhigen lassen“, so Felgentreu. Die Grünen hätten in der vergangenen Ratsperiode kritische Fragen gestellt, seien damit aber nicht durchgedrungen.

Die Schließung der Hauptschule in Buxtehude aufgrund massiven Schimmelpilzbefalls ist ein alarmierendes Zeichen für den desolaten Zustand unserer Schulinfrastruktur.

André Grote, Vorsitzender der FDP-Fraktion

„Die Schließung der Hauptschule in Buxtehude aufgrund massiven Schimmelpilzbefalls ist ein alarmierendes Zeichen für den desolaten Zustand unserer Schulinfrastruktur“, sagt André Grote, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Er hat auf die neueste Entwicklung mit einer Pressemitteilung reagiert.

Der 1. Vorsitzende von Haus & Grund Buxtehude, André Grote.

Der 1. Vorsitzende von Haus & Grund Buxtehude, André Grote. Foto: Haus & Grund Buxtehude

„Diese Maßnahme offenbart, wie stark unsere Schulen vernachlässigt wurden“, so Grote. Die FDP Buxtehude fordere ein sofortiges Handeln.

Donnerstag: Bauausschuss berät das Thema Schule

Der Bauausschuss ist für das Thema Zustand der Schulen in Trägerschaft der Hansestadt verantwortlich. Er tagt am Donnerstag, 21. November, 19 Uhr, und befasst sich auch wieder mit dem Thema Schule. Mit Unterstützung des Stadtelternrats hat die Abgeordnete Katharina Mewes (BBG/FWG) Anträge gestellt. Darin werden ein Sanierungsplan für die Buxtehuder Schulen, die Planung und Kosten für den Schulhof der Integrierten Gesamtschule und eine Mängelliste der Schulen gefordert. Dies ist ein gemeinsamer Antrag mit der FDP.

Gebäude undicht: Buxtehude hat einen Dachschaden

„Vor lauter Priorisierungen scheint in Buxtehude vergessen worden zu sein, dass Bildung und Schulinfrastruktur die Grundlage für die Zukunft unseres Landes, Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit sind“, sagt Katharina Mewes.

Die Politikwissenschaftlerin Katharina Mewes (BBG/FWG) gehört seit dem 29. Februar 2024 dem Rat der Stadt Buxtehude an.

Die Politikwissenschaftlerin Katharina Mewes (BBG/FWG) gehört seit dem 29. Februar 2024 dem Rat der Stadt Buxtehude an. Foto: Mewes

Ihre Hauptmotivation, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, sind Schul- und Bildungspolitik. Man könnte fast sagen, Buxtehude hat einen Dachschaden, sagt sie. Es werfe langsam die Frage auf, welche kommunalen Gebäude in Buxtehude keine Probleme mit Wasser- und Feuchtigkeitsschäden haben.

Teile der Schule sind bereits seit Tagen abgesperrt. Zu den belasteten Räumen gehört auch das Lehrerzimmer.

Teile der Schule sind bereits seit Tagen abgesperrt. Zu den belasteten Räumen gehört auch das Lehrerzimmer. Foto: Wisser

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