TSchockmoment beim VfL: Geestlandhalle plötzlich mucksmäuschenstill

Jesper Müller bekam einen Schlag ins Gesicht. Diagnose: komplizierter Nasenbeinbruch. Foto: Struwe
Begeisterung und bedrückende Stille liegen im Spiel zwischen Fredenbeck und Cloppenburg dicht beieinander. Der VfL gewinnt die Partie 40:27, verliert aber seinen Kapitän.
Fredenbeck. Schon die Vorzeichen standen für den VfL Fredenbeck in der Handball-Regionalliga nicht günstig. Jedenfalls personell. Stammspieler Marten Franke und Raimond Sisa fielen gegen Cloppenburg krankheitsbedingt aus. Dem Spiel war das jedoch nicht anzumerken.
Beide Mannschaften gaben von der ersten Minute an Vollgas. Dabei agierte die Cloppenburger Abwehr nicht zimperlich. Nach einem Schlag ins Gesicht von Chris-Ole Brandt kassierte der TVC bereits in der sechsten Minute eine Rote Karte.
Jetzt schlug die Stunde für den Ex-Fredenbecker Daniel Sharnikau, der seit dieser Saison beim TV Cloppenburg unter Vertrag steht und nun ins Spiel kam. Sharnikau hatte vor dem Anpfiff von einem engen Spiel gesprochen. Die Abwehr des VfL Fredenbeck habe Schwächen.
Jesper Müller bleibt regungslos liegen
Die Teams hielten Tempo, Dynamik und Körpereinsatz hoch. Gerade drei Minuten später erwischte es bei einer Abwehraktion Fredenbecks Jesper Müller. Müller ging zu Boden und blieb regungslos liegen. Für Minuten. In der Halle konnte man eine Stecknadel fallen hören. Fredenbecks Physiotherapeut Björn Staats war zur Stelle und beruhigte den sich am Boden nun vor Schmerz krümmenden Müller. Staats gab Zeichen, den Rettungswagen anzufordern. Mehrere Helfer stützten Müller und brachten ihn hinter das Tor. Mitspieler und Trainer Jörg Rademacher sprachen ihm Mut zu.
Handball-Regionalliga
T Jesper Müller führt den VfL Fredenbeck im ersten Heimspiel an
Als kurz darauf der Rettungswagen eintraf, wurde Müller mit aufmunterndem Beifall vom Publikum verabschiedet. Die Diagnose im Krankenhaus: mehrfacher Bruch des Nasenbeins. Nun wartet auf Müller eine Operation und eine längere Pause.
Kollegen spielen für ihren verletzten Kapitän
Nach einer rund 20 minütigen Unterbrechung spielten die beiden Teams weiter. Jesper Müller ist bei den Fredenbeckern nicht irgendwer. Er ist Kapitän, Dirigent im Angriff und zentraler Mann im Mittelblock der Abwehr. Ein Bruch kam nach seiner Verletzung nicht ins Spiel. Die Kollegen sprangen in die Bresche.
Bruder Danny Müller im Angriff und Jelmer de Vries in der Abwehr übernahmen seinen Part. Jedem Fredenbecker Spieler war die Jetzt-erst-recht-Mentalität anzumerken. Die Mannschaft spielte sich in einen Rausch. Die Abwehr, schon in den letzten Spielen herausragend, ließ nichts mehr zu.
Der Fredenbecker Angriff, allen voran die Außen Lars Möller und Laurenz Reiners, starteten einen Lauf für die Geschichtsbücher des Fredenbecker Handballs. Der VfL zog in den nächsten 13 Minuten auf 16:4 (22. Min.) davon. Eine Vorentscheidung war gefallen.

Jelmer de Vries und Jan Möller feiern zu recht. Insgesamt warfen die Beiden 17 Tore. Foto: Struwe
Die Cloppenburger Fan-Trommler hatten zu diesem Zeitpunkt längst ihre Arbeit eingestellt. Auch der Fredenbecker in Cloppenburger Diensten, Daniel Sharnikau, gab dem Spiel keine Wende, er blieb blass. Sharnikau erzielte nur einen Treffer.
Rademacher gibt jedem Akteur Spielanteile
Für Trainer Jörg Rademacher war die Fredenbecker Dominanz das Zeichen, schon früh die Spieler einzuwechseln, die sonst weniger Spielanteile erhalten. Das 20:9 zur Halbzeit spiegelt die bis dahin herausragenden Leistungen wider.
Handball-Regionalliga
T Fredenbeck glänzt mit griffiger Abwehr und ist offensiv zu berechenbar
Auch in der zweiten Halbzeit war der TV Cloppenburg zu keinem Zeitpunkt in der Lage, den VfL Fredenbeck in Bedrängnis zu bringen oder gar das Spiel zu drehen. Trainer Rademacher ließ über weite Strecken die zweite Reihe spielen, erprobte taktische Varianten.
Schon Minuten vor Abpfiff erhoben sich begeisterte Zuschauer von ihren Plätzen und beklatschten den 40:27 Sieg, vor allem aber einen starken Auftritt der Fredenbecker. „Die erste Halbzeit war das Beste, was ich bisher von meiner Mannschaft gesehen habe,“ lobte Coach Jörg Rademacher.
Sonderlob vom Trainer an Jelmer de Vries
Der Coach: „Wir haben die Cloppenburger in der Abwehr zu schlechten Würfen gezwungen.“ Im Angriff war die Mannschaft geduldig und hat die Außen freigespielt. Ein Sonderlob vergab der Trainer an Jelmer de Vries. „Ich hoffe, er hat sich heute freigespielt.“

Daniel Sharnikau spielte keine Rolle gegen seinen Ex-Club. Foto: Struwe
Auch ein sichtlich ernüchterter Daniel Sharnikau anerkannte das gute Spiel seiner ehemaligen Mitstreiter. „Ich hatte gehofft das es enger zugeht. Wir haben uns heute selbst geschlagen, haben nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten.“
Weiter geht es für den VfL mit einem Auswärtsspiel bei der HSG Schaumburg unter Ex-VfL-Trainer Florian Marotzke am 9. November.
Die Statistik des Spiels
VfL Fredenbeck: Rundt, Itzen; Brandt 6, De Vries 6, Kyvala 1, Fick 2, Lenzsch 1, Müller, J. 1, Müller, D. 1, Ritscher 1, Möller 11/3, Reiners 8, Herbst 2.
Siebenmeter: VfL 4/3 - TVC 4/3
Zeitstrafen: VfL 1 - TVC 4
Zuschauer: 810
Nächstes Spiel: HSG Schaumburg - VfL Fredenbeck (Sbd.,9. November, 18.30 Uhr)