T„Seele des Hauses“: Große Ehre für Bliedersdorfer Tischlermeister

Bürgermeister Peter Tschentscher hat Tischlermeister Christian Seitz aus Bliedersdorf mit dem Hamburger Denkmalpreis ausgezeichnet. Foto: Seitz/Fuchsberger
Hamburg ist Christian Seitz für eine besondere Handwerksleistung dankbar. Was der Bliedersdorfer in mühevoller Handarbeit restauriert hat.
Bliedersdorf. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hielt die Festrede im Hamburger Rathaus. Gemeinsam zeichnete er mit Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und dem Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, Denkmaleigentümer und Handwerker aus - unter ihnen Christian Seitz aus Bliedersdorf. Der von der Stiftung gemeinsam mit dem Zentralverband gestiftete Bundespreis wird jährlich in zwei Bundesländern verliehen. Die an den Restaurierungsmaßnahmen beteiligten Handwerksbetriebe erhalten Ehrenurkunden, für die privaten Denkmaleigentümer ist der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege mit jeweils 15.000 Euro dotiert.
Denkmalschutz lobt das Werk der Bliedersdorfer
Tischlermeister Christian Seitz hatte in einem 1879 von dem Architekten J.C.C. Holz erbauten Wohn- und Geschäftshaus in der Langen Reihe 67 in Hamburg-St.Georg die zweiflügelige Eingangstür restauriert. Das Haus im Stil des Historismus fällt vor allem durch die Atlanten an der Fassade auf - überlebensgroße Stützpfeiler in männlicher Gestalt. Sie wurden nach dem Titanensohn Atlas benannt, der musste in der griechischen Mythologie das Himmelsgewölbe tragen. Jetzt wird vielen Passanten auch die schmucke Tür ins Auge fallen.

Historismus: Blick auf die Tür nach (links) und vor der Restaurierung (rechts). Foto: DSD/Seitz
Tischler rekonstruiert fehlende Teile in Handarbeit
Seitz hatte für den Eigentümer des Denkmals, die Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft, die Restaurierung der Tür übernommen. Unter unzähligen Farbschichten sei edles Cuba-Mahagoni zum Vorschein gekommen. Das aus der Karibik stammende, rötlichbraune Holz wurde seit dem 18. Jahrhundert in den Hafenstädten, wo es als Pfundholz von den Handelsschiffen geladen wurde, massiv verarbeitet. Bei der Restaurierung sei es laut Seitz wichtig, „die Seele des Hauses zu sehen“.
Blick auf das denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftshaus in Hamburg in der Langen Reihe 67 in Hamburg-St. Georg. Foto: Rossner/DSD
Seine Tischlerei mit fünf Angestellten ist eine Restaurierungswerkstatt. Christian Seitz, in jungen Jahren Zirkusartist, gilt nicht nur in Fachkreisen als Spezialist für historische Gebäude. Auch Schaustellerbetriebe, er selbst ist seit 2007 mit eigenen historischen Wagen auf Festen wie Pfingstmarkt und Oktoberfest unterwegs, und Zirkusleute kommen mit ihren alten Wagen und Fahrgeschäften zu ihm. 2003 hatte er seinen Betrieb in Heimbruch gegründet, 2013 war er nach Bliedersdorf umgezogen. „Die Qualität der alten Handwerkskunst begeistert mich. 0815 mag ich nicht. Ich liebe die Herausforderung.“