TSeit 65 Jahren dreht sich das Greger-Karussell auf dem Herbstmarkt
Die Gregers sind seit 1960 auf dem Herbstmarkt in Horneburg. Kim Greger (links) führt den Familienbetrieb zusammen mit Vater Claus. Sein Vater gehöre zur Generation „Arbeit hält jung!“. Foto: Meyer
Manchmal hasst Kim Greger seinen Job, doch meistens liebt er ihn - auch auf dem Horneburger Herbstmarkt. Ein Besuch beim Schausteller aus Cadenberge.
Horneburg. „Hast du deine Hausaufgaben fertig?“ und „Willst du spielen oder mit zum Aufbauen?“ fragt Kim Greger (37) seinen Sohn am Donnerstagmittag nach der Schule. Der antwortete mit „Ja“ und „Mit zum Aufbauen“. Kim Greger aus Cadenberge ist Schausteller in elfter Generation und betreibt Kinderkarussells und Buden mit Süßem und Herzhaftem. Um die nächste Generation scheint er sich keine Sorgen machen zu müssen.
Viel los schon zwischen 10 und 12 Uhr in der Langen Straße. Foto: Meyer
„Doller Zusammenhalt“ in Horneburg
Mit seinem 80-jährigen Vater Claus stellt Kim Greger am Freitag auf dem 291. Herbst- und Pferdemarkt aus. Claus Greger machte beim diesjährigen Jahrmarkt im Flecken keiner was vor: Er war der Älteste aller Schausteller. Seit 1960 kommen die Gregers gerne nach Horneburg.

Drei Kinderkarussells, drei Zuckerbuden, zwei Crêpe-Buden und eine Eisbude betreibt Kim Greger. Dieses Karussell stand am Freitag am Kreisel Im Großen Sande. Foto: Meyer
„Man merkt: Die Leute möchten das“, beschrieb Kim Greger das Besondere am Horneburger Herbstmarkt. Nicht auf jedem Jahrmarkt erlebe er eine so nahbare und familiäre Atmosphäre wie hier. Er fahre zu Veranstaltungen, die er finanziell mitnehmen müsse, wo die Stimmung aber eher anonymer sei.
Kim Greger ist auch auf dem Hamburger Dom, Bremer Freimarkt oder Oldenburger Kramermarkt. Was Greger gefiel: Die Horneburger hatten auf dem Hamburger Dom für ihren Markt geworben. So funktioniere gutes Marketing.
„Unter den Schaustellern herrscht ein doller Zusammenhalt“, sagte Greger. In Horneburg ließ er am Freitag mit zwei Karussells die Augen der Kinder leuchten, lockte mit jeweils einer Bude zu Crêpe und Zuckerwatte & Co.

Ekstase bei den Horneburger Grundschülern, als sie erfahren haben, welche Schüler beim Malwettbewerb abgeräumt haben. Foto: Meyer
Gregers Beruf ist eine Hassliebe
Greger liebe seinen Beruf - und manchmal hasse er ihn, wenn er sehr stressig ist. Am Freitag klingelte für den 37-Jährigen um 6.30 Uhr der Wecker. Wenn gegen 1 Uhr das Horneburger Partyvolk bei Livemusik ausgetanzt und -getrunken hatte, wird für Greger noch lange nicht Feierabend sein.
Bis vier Uhr nachts war er noch mit dem Abbau beschäftigt. Lange Arbeitstage sind Teil seines Berufs. Treiben sich nachts noch viele Menschen auf dem Markt rum, sei er der Letzte, der seine Buden dichtmacht.

Auf dem Horneburger Jahrmarkt werden keine Pferde mehr verkauft, auch wenn es „Herbst- und Pferdemarkt“ heißt. Stattdessen gab es einen Streichelzoo am Bahnhof. Foto: Meyer
Liebe und Hass als Schausteller kann bedeuten: „Man kann Millionär werden, aber auch arm“, so Kim Greger. 1994 kostete eine Karussellfahrt 1,50 D-Mark - umgerechnet 77 Cent - und heute drei Euro. Früher seien die Kinder dreimal gefahren. Heutzutage geben die Eltern oft nur eine Fahrt aus, so Greger. Es sei auch für ihn spürbar, dass das Geld bei den Leuten knapper werde.
Caipirinha, Mojito oder Sex on the Beach schon morgens
Bratwurst, Champignons, Fischbrötchen, Schmalzkuchen oder Zwiebelfleisch: Die kulinarische Auswahl für die Besucher auf dem Horneburger Herbstmarkt war ein bunter Mix.

Alles Mögliche ging am Freitag in Horneburg über die Verkaufstheke: Beim Gewürzhandel Büchel aus Ahlerstedt Gewürze, Tee oder Trockenfrüchte. Foto: Meyer
Einen bunten Mix gab es auch bei Daniel Preuß. Der 41-jährige Horneburger schüttelte während seiner Lehre Cocktails auf der Reeperbahn und machte sich 2017 selbstständig. Der Herbstmarkt ist eine der einzigen öffentlichen Veranstaltungen im Jahr für ihn - Pflichtprogramm als Einheimischer. Mit seiner mobilen Cocktailbar ist der Chef von „Kiez Cocktails“ sonst auf privaten Feiern unterwegs.

Heimspiel für den selbstständigen Horneburger Barkeeper Daniel Preuß. Seit mehr als 15 Jahren beherrscht er das Cocktail-Handwerk. Foto: Meyer
„Halligalli ist erst, wenn es dunkel wird“, sagte Preuß, der um die Mittagszeit einen eher ruhigeren Arbeitstag erlebte. Doch die „Handballmädels“ des VfL Horneburg frühshoppten bei Preuß bereits am Morgen. Die Fußballer erwartete er auch noch. Caipirinha, Mojito oder Sex on the Beach seien die Verkaufsschlager, die immer gehen.
Bei einem Cocktail sitzen Iris Bergmann aus Buchholz und die Horneburgerin Nancy Zerbe mit ihrer Mutter Doris Fischer zusammen. Das Heimspiel verpflichtet, ist für Fischer „einfach Tradition“. „In entspannter Atmosphäre beisammen zu sein“, mache den Herbstmarkt aus, sagte Doris Fischer. „Prost Jahrmarkt!“

Doris Fischer (von links), Nancy Zerbe und Iris Bergmann stoßen an: „Prost, Jahrmarkt!“ Foto: Meyer
Herbstmarkt als Ablenkung vom Alltag
Das sah auch Schausteller David Bode so. Er lobte, dass Horneburg für seine Branche „eine Bank“ sei. „Der Markt fördert Begegnungen und bringt Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen“, sagte Bode.

Faszination: Einige Schaulustige kamen nicht kommentarlos an den Oldtimern vorbei und fachsimpelten in kleinen „Expertenrunden“ über die Ausstellungsstücke. Foto: Meyer
Der Markt begann philosophisch. „Feste sind kurze Fluchten aus der Wirklichkeit“, sagte Fleckenbürgermeister Jörk Philippsen um kurz nach 9 Uhr in seiner Rede im Handwerksmuseum. Eine Stunde später eröffnete er mit „Prost Jahrmarkt!“ vor Vertretern der Kommunalpolitik, Verwaltungsmitarbeitern und der Horneburger Vereine den Markt. Auch Greger und seine Schaustellerkollegen waren erstmals bei diesem traditionellen Frühstück dabei. Dabei ist er auch 2026 wieder - beim 66. Horneburger Herbstmarkt für die Gregers.

Fleckenbürgermeister Jörk Philippsen kürte im Zelt die Gewinner des Maltwettbewerbs unter dem Motto Herbstmarkt-Malen. Foto: Meyer
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