TSilvester mit dem Hund: Diese Tipps sollen gegen Angst und Stress helfen

Der Krach an Silvester ist für viele Tiere ein Höllenritt. Foto: Daniel Maurer
Böller und Raketen gehören für viele zu Silvester dazu. Für Hunde ist die Tradition jedoch ein Stresstest. Wir verraten, warum es sich lohnt, schon jetzt zu üben und den vierbeinigen Freund auf den Lärm vorzubereiten.
Landkreis. Krawumm, zisch, peng – an Silvester bricht für Tiere plötzlich die Hölle los. Manch besonders entspanntes Exemplar juckt es kaum. Viele Haustiere leiden jedoch jedes Jahr aufs Neue unter den ungewohnten Geräuschen. Einige reagieren mit Stress, andere mit Panik. Das muss nicht sein, weiß Rolf Franck von der Hundeschule „Blauerhund“ in Wulsbüttel (Kreis Cuxhaven).
Der Hundetrainer erklärt, wie Sie Ihrem Hund eine gute Stütze im Silvesterwahnsinn werden und welches Training Ihr Neujahrsvorsatz 2024 sein sollte.
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Wann sollten die Vorbereitungen beginnen?
Jeder Hundebesitzer tut gut daran, das Silvesterfest schon im Welpenalter mit positiven Erfahrungen zu verknüpfen. Doch auch mit älteren Hunden kann trainiert werden. Das fängt man allerdings nicht erst kurz vor Silvester an, sondern Ende Januar.
Was können Hundehalter kurzfristig für ihren Hund tun?
Sie können dafür sorgen, dass ihr Hund gestärkt in den Silvesterabend hineingeht. Schon zwei Wochen vorher sollte Honeymoon-Stimmung herrschen: viele Spaziergänge in der Einsamkeit, besonders viel Kuscheln, viel Spielen, viel Aufmerksamkeit und Genuss. Der Hund sollte eine richtig schöne Zeit verbringen.
Was bringt die Honeymoon-Stimmung?
Stellen Sie sich vor, Sie stehen unter Stress und morgens fällt ihre Kaffeetasse um. Dann ist das vielleicht der Moment, wo Sie die Fassung verlieren. Passiert das, während Sie im Urlaub in der Sonne mit lieben Menschen sitzen, lachen Sie darüber. Und so geht es auch dem Hund mit Silvesterstress.
Warum ist Silvester überhaupt so stressig für Hunde?
Als Erstes kommen unvermittelt laute Geräusche, die der Hund nicht einordnen kann. Hunde lernen im Laufe der Zeit, dass es dazu auch noch blitzt und komisch riecht. Eine negative Erfahrung baut auf die nächste auf. Je mehr Silvester er erlebt, desto größer ist das Risiko, dass aus Stress Angst wird – wenn er keine geeigneten Bewältigungsstrategien kennt. Ist die Angst erst mal da, wird es schwer, sie wieder loszuwerden.
Wie können Hundehalter zwischen Stress und Angst unterscheiden?
Ängstliche Hunde zittern. Sie möchten sich vergraben, verstecken oder flüchten. Nicht wenige suchen Schutz in der Duschwanne. Kommt der Hund noch her, wenn der Besitzer ihn ruft, oder nimmt Leckerli, ist es noch nicht so schlimm.
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Wann sollten sich Hundehalter lieber professionelle Hilfe suchen?
Wenn der Hund richtig schlimme Angst hat, zittert, versucht, sich im Wohnzimmerteppich zu vergraben oder wegzulaufen, sollte niemand mehr zu Hause daran herumdoktern. Unterstützung bieten ausgebildete Hundetrainer und Tierärzte.
In welchem Fall sollte ich meinen Tierarzt um Rat fragen?
Wenn Training nicht hilft, muss Medizin her. Das betrifft Hunde, die sich überhaupt nicht mehr helfen können und Panik bekommen. In solchen Fällen verschreibt der Tierarzt ein Beruhigungsmittel. Die richtige Dosierung sollte vorher ausgetestet werden. Der Hund sollte leicht beschwipst, etwas drömelig wirken.
Wird damit nicht nur der Körper ruhig gestellt?
Früher wurde der Wirkstoff Acepromazin gegeben. Das Medikament wird überwiegend dazu eingesetzt, um eine Narkose einzuleiten. Der Hund wird körperlich beruhigt, hört Geräusche aber tendenziell lauter als sonst. Das ist für die Silvesternacht natürlich fatal. Mittlerweile gibt es gute Medikamente. Tierhalter sollten jedoch beim Tierarzt immer kritisch nachfragen.
Wie Sie Ihrem Hund rund um Silvester helfen können
Hund schützen: Silvester geht schon kurz nach Weihnachten los. Gehen Sie nicht im Dorf, sondern lieber im Wald spazieren. Wenn ein Böller zu hören ist, wird es verhältnismäßig leise sein. Sie sollten zudem immer etwas dabeihaben, womit Sie Ihren Hund auf anderen Gedanken bringen. Je schneller, desto besser. Also, wenn es auf dem Spaziergang knallt: Lieblingsspielzeug aus der Tasche holen.

Lenken Sie Ihr Tier unterwegs mit Spielzeug ab Foto: Peter Kneffel/dpa
Hund sichern: Lassen Sie Ihren Hund generell nicht von der Leine. Rennt er in Panik weg, kann er sich selbst und andere verletzen. Fühlt er sich dadurch erleichtert, wird Wegrennen zur Stressbewältigungsstrategie. Lassen Sie ihn danach nicht mehr von der Leine, funktioniert seine Bewältigungsstrategie nicht mehr. Das steigert die Angst zusätzlich.
Aufmerksam sein: Früher hieß es, wenn der Hund ängstlich ist, verstärkt ein Streicheln diese Angst. Das ist Unsinn. Bieten Sie ihrem Hund das an, was er gerne hat: Spielen, Ohren kraulen, streicheln. Seien Sie auch im Stress für ihn da und reden beruhigend. Zeigen Sie, dass Sie keine Angst haben.
Rückzug bieten: Lassen Sie den Hund mit auf die Couch oder ins Bett unter die Decke. Eine Box als Rückzugsort ist optimalerweise im Schlafzimmer untergebracht. Wenn sich der Hund dorthin zurückzieht, bieten Sie ein Kauprodukt oder eine Schleckmatte an. Lassen Sie die Rollläden runter. Bei kleinen Hunden kann es auch sinnvoll sein, sie auf den Arm oder sogar unter den Mantel zu nehmen.

Das Bett des Herrchens kann ein guter Rückzugsort sein. Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn
Gefühl der Erleichterung verschaffen: Fragen Sie sich: Welche Strategie benutzt mein Hund? Was mag mein Hund? Und was können wir bestärken? Zieht sich der Hund bei Stress in die Duschwanne zurück, sollte diese an Silvester frei zugänglich sein. Ebenso der Keller. Fährt Ihr Hund gerne Auto, fahren Sie an Silvester auf der Autobahn hin und her. Je weniger Angst das Tier hat, desto besser. Und alles, was dem Hund hilft, ist erlaubt.
Hilfsmittel rechtzeitig testen: Anti-Stress-Hemden funktionieren bei manchen Hunden super. Einige schwören auf CBD-Öl. Probieren Sie rechtzeitig aus, wie ihr Hund auf Hilfsmittel reagiert.
Was Sie an und um Silvester nicht tun sollten
- Ignorieren: Lassen Sie den Hund in seinem Stress oder seiner Angst nicht allein. Suchen Sie Kontakt, geben Sie Nähe und Geborgenheit.
- Leichtsinn: So gut Ihr Hund hört: Lassen Sie ihn zum Schutz für sich selbst und andere nicht von der Leine.
- Konfrontation: Setzen Sie ihren Hund auf Hundeplätzen oder in der Natur nicht einfach Böllern aus. Hunde gewöhnen sich nicht an laute Geräusche, indem man sie lauten Geräuschen aussetzt. Im Zweifel bekommen Hunde, die noch keine Angst vor Geräuschen haben, Angst. Hunde, die schon Angst haben, werden noch ängstlicher.

Schenken Sie Ihrem Tier Aufmerksamkeit. Foto: Boehringer Ingelheim/Boehringer Ingelheim Vetmedica/obs
Silvester-Training im neuen Jahr: Früh übt sich
Wenn der Hund die Silvester-Eindrücke verdaut hat, beginnen Sie bereits Ende Januar mit dem Training für das nächste Silvester. Ziel ist es, Geräusche mit positiven Erfahrungen zu verbinden:
- Starten Sie mit einem Video-Silvesterfeuerwerk.
- Der Ton sollte so leise sein, dass der Hund ihn zwar wahrnimmt, aber sich nicht weiter daran stört.
- Je nach Vorliebe spielen Sie mit Ihrem Hund oder bieten eine Schleckmatte an.
- Das wiederholen Sie so lange, bis sich der Hund freut, wenn er das Video-Feuerwerk hört. Er hat die Geräusche mit etwas Schönem verbunden.
- Erhöhen Sie nun die Lautstärke schrittweise.
Achtung: Reagiert der Hund immer ängstlicher, brechen Sie das Training ab.
Einige Hunde nehmen Geräusche vom Fernseher nicht ernst. Achten Sie darauf, ob ihr Hund reagiert. Hunde, die auf echte Silvestergeräusche reagieren, reagieren in der Regel auch auf andere.
Nutzen Sie daher in diesem Fall statt Video-Feuerwerk etwa einen Schlüsselbund, der auf den Boden fällt oder Ähnliches. Achten Sie darauf, dass das Geräusch zu Beginn leise ist.