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Handball-Bundesliga

TSo entsteht echter Teamgeist - Beim BSV wird wieder mehr gesprochen

Der Buxtehuder SV will in dieser Saison enger zusammenrücken.

Der Buxtehuder SV will in dieser Saison enger zusammenrücken. Foto: Jan Iso Jürgens

Mehr Gespräche, mehr Mitbestimmung, mehr Miteinander: Beim Buxtehuder SV soll nach einer enttäuschenden Saison vieles besser werden - vor allem die Kommunikation im Team.

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Von Tim Scholz
Samstag, 09.08.2025, 07:50 Uhr

Buxtehude. Vor etwas mehr als einem Monat hat der BSV Fans, Sponsoren, Gesellschafter und Presse zum Start der Saisonvorbereitung eingeladen. In den Räumen der Stadtwerke Buxtehude wurde gleich zu Beginn deutlich, worauf es in den kommenden Wochen und Monaten ankommen wird: auf eine bessere Kommunikation.

Was im Mannschaftssport eigentlich selbstverständlich klingt, ist in der Praxis oft schwieriger. „Kommunikation war schon immer sehr wichtig“, sagt Trainer Dirk Leun, der in seine 18. Saison beim BSV geht. „Aber jetzt wollen wir sie gezielt stärken.“

Kommunikation - viel mehr als Worte

Nach der schwachen Vorsaison, in der der BSV nur über die Play-downs den Klassenerhalt schaffte, wurden Konsequenzen gezogen. Eine davon: Der Verein arbeitet wieder mit der Hamburger Sportpsychologin Janna Schäfer zusammen. Für sie steht fest: „Kommunikation ist das Herzstück jeder funktionierenden Mannschaft.“

Die Sportpsychologin Janna Schäfer.

Die Sportpsychologin Janna Schäfer. Foto: privat (nomo)

Und sie betont: Kommunikation umfasse viel mehr als Worte. „Es geht nicht nur darum, dass viel geredet wird, sondern wie wir miteinander sprechen, in welchem Rahmen und besonders wann.“ Hilfreich seien dabei gewisse Strukturen - zum Beispiel regelmäßige Meetings, die für Klarheit und Verlässlichkeit sorgen.

Handball rund um die Uhr

Besonders im fünftägigen Trainingslager im dänischen Ringkøbing war das ein Schwerpunkt. Dort standen nicht nur taktische Dinge wie das Abwehrverhalten oder zwei Testspiele im Fokus, sondern auch das Miteinander.

BSV-Trainer Dirk Leun.

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens

Leun berichtet, dass man sich für Gespräche viel Zeit genommen habe: Gruppenarbeiten, Diskussionen, Einzelgespräche. Nach dem Test gegen Ringkøbing wurde das Spiel gemeinsam ausführlich analysiert. „Das Gute an einem Trainingslager ist: Man kann sich 24/7 mit Handball beschäftigen und sich untereinander besser kennenlernen“, sagt Leun.

Trainingslager - „ein Raum für Fokussierung“

Ein Trainingslager sei dafür besonders wertvoll, sagt auch Schäfer. „Besonders im Frauen-Profisport, wo viele Spielerinnen eine Doppelbelastung durch Studium oder Beruf und den Leistungssport bewältigen müssen, bietet ein Trainingslager den wichtigen Abstand zum Alltag.“ Dort habe man „Raum für Fokussierung“ und könne sich bewusst mit den gemeinsamen Zielen auseinandersetzen.

Schäfer vergleicht es mit einem Basislager bei einer Bergbesteigung: Dort werde geplant, abgestimmt und vorbereitet, doch entscheidend sei, „wie die Erkenntnisse, Verhaltensmuster und Kommunikationsstrukturen auch im Alltag konsequent gelebt und weiterentwickelt werden“, sagt sie.

Mannschaft erarbeitet ein Wertemodell

Und in der Praxis? In einem Fragebogen bat Leun jede Spielerin darum, Werte zu benennen, für die das Team stehen soll. Darüber wurde dann im Trainingslager diskutiert und ein gemeinsames Modell erstellt. Ein ehrliches Kämpferherz und gute Kommunikation sind zwei zentrale Begriffe, auf die sich das Team einigte. Das Modell sei von allen unterzeichnet worden und solle künftig in der Kabine hängen, sagt Leun.

Auch sportlich-taktisch wurde die Mannschaft eingebunden. Beim Thema Überzahlspiel - in der vergangenen Saison ein Schwachpunkt - waren die Spielerinnen gefordert, eigene Ideen zu entwickeln. „Demokratie und Mitbestimmung spielen bei uns eine große Rolle“, sagt Leun. Die Mannschaft habe gute Prinzipien erarbeitet.

Leun: „Ich bin offen für Kritik“

Außerdem soll es im Trainingsalltag „neue Instrumente“ geben, die den Austausch fördern. So sind regelmäßige Meetings geplant, an denen neben dem Trainerteam auch Spielerinnen, die Geschäftsführung und Janna Schäfer teilnehmen. „Dort soll offen über aktuelle Themen gesprochen werden. Jede und jeder hat eine Stimme“, erklärt Leun. Ziel sei mehr Transparenz.

Die Spielerinnen haben außerdem die Möglichkeit, montags vor dem Training ein Einzelgespräch mit dem Trainer zu führen. „Ich möchte nicht, dass eine Spielerin mit Bauchschmerzen herumläuft“, sagt Leun und betont: „Ich bin offen für Kritik.“

Schäfer: Jede Meinung ist wichtig

Laut Schäfer ist „psychologische Sicherheit“ wichtig. Es brauche einen Raum, in dem alle offen sprechen dürfen, „ohne Angst vor Verurteilung“, sagt die Sportpsychologin. „Wenn jede Spielerin weiß, dass ihre Meinung wichtig ist und sie aktiv mitgestalten darf, entsteht echter Teamgeist.“

Ob sich all das am Ende auch messen lässt, bleibt offen. Aber Leun ist überzeugt, dass die Mannschaft bereits enger zusammengerückt sei und eine bessere Kommunikation zu einer stabileren Leistung führen könne. „Die Wahrheit“, sagt er, „liegt wahrscheinlich in der Mitte.“

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