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Handball

TSo viel Buxtehude steckt im deutschen Olympia-Team

Shooterin Annika Lott bestritt 66 Spiele für den BSV.

Shooterin Annika Lott bestritt 66 Spiele für den BSV. Foto: Marijan Murat/dpa

Der Buxtehuder Bundesliga-Trainer Dirk Leun ist stolz, wenn er vom deutschen Olympiakader spricht. Zwar fährt keine Spielerin aus seinem Team mit nach Paris - und doch ist der BSV irgendwie dabei.

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Von Tim Scholz
Donnerstag, 25.07.2024, 05:50 Uhr

Buxtehude. Eine Prognose für Olympia? Gar nicht so einfach. „Ich kann nicht in die Köpfe der Spielerinnen schauen, aber Olympia macht etwas mit einem. Es ist ein besonderes Ereignis, etwas anderes als eine Weltmeisterschaft“, sagt Dirk Leun.

Der Buxtehuder Bundesliga-Trainer erinnert sich an seine frühere Kreisläuferin Ulrika Ågren, die 2012 mit Schweden in London dabei war, und im olympischen Dorf auf Sportgrößen wie Usain Bolt traf. „Die Ablenkungsgefahr ist dort sehr groß“, sagt Leun.

BSV-Trainer Leun gewann mit Deutschland bereits die U20-Weltmeisterschaft 2008.

BSV-Trainer Leun gewann mit Deutschland bereits die U20-Weltmeisterschaft 2008. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)

Noch kein olympisches Edelmetall

Er gehe aber davon aus, dass die deutsche Mannschaft in Paris professionell an die Sache herangehen und ein gutes Turnier spielen werde. Deutschland hat sich erstmals seit 2008 wieder für die Spiele qualifiziert. Eine Olympia-Medaille gab es noch nie.

In der Vorrunde wartet ein Hammerprogramm: Die DHB-Auswahl trifft am Donnerstag (16 Uhr) auf Südkorea, am Sonntag (14 Uhr) auf Schweden, am Dienstag (9 Uhr) auf Slowenien, am Donnerstag (19 Uhr) auf Dänemark und am Samstag (19 Uhr) auf Norwegen.

Südkorea und Slowenien sind nicht zu unterschätzen

Für Leun sind das „alles interessante Spiele“, vor allem die Gegner aus Skandinavien seien körperlich und athletisch sehr stark und damit eine große Hürde für die deutsche Mannschaft. Aber auch Südkorea, der Olympiasieger von 1988 und 1992, und der vermeintliche Außenseiter Slowenien seien nicht zu unterschätzen.

Als Ziel hat der DHB das Viertelfinale ausgegeben. „Ich finde es krass, wenn man sich den Druck macht und sagt, das Viertelfinale ist Pflicht“, sagt Leun. „Vor Mannschaften wie Südkorea und Slowenien hätte ich Respekt.“ Unrealistisch sei das Ziel aber nicht.

Torhüterin Katharina Filter stand beim BSV 70 Mal zwischen den Pfosten.

Torhüterin Katharina Filter stand beim BSV 70 Mal zwischen den Pfosten. Foto: Marijan Murat/dpa

Vier Spielerinnen mit BSV-Vergangenheit

Auf jeden Fall hat sich die DHB-Auswahl stark entwickelt. Die Mannschaft spielt jetzt schon länger zusammen, immer mehr Spielerinnen stehen im Ausland unter Vertrag und sammeln dort Erfahrung auf höchstem Niveau. Bundestrainer Markus Gaugisch verfüge damit über einen breiten Kader, in dem jede Spielerin Akzente setzen könne, sagt Leun. „Wichtig ist, dass der Kader alle zwei Tage funktioniert.“

Besonders stolz ist Leun darauf, dass mit Emily Bölk (FTC Budapest/Ungarn), Katharina Filter, Annika Lott (beide Brest Bretagne/Frankreich) und Lisa Antl (Borussia Dortmund) gleich vier Spielerinnen mit Buxtehuder Vergangenheit im deutschen Aufgebot stehen. „Man hat schon in Buxtehude gespürt, dass sie hoch hinaus wollen“, sagt Leun.

Rückraumspielerin Emily Bölk absolvierte 99 Spiele für ihren Heimatverein Buxtehude.

Rückraumspielerin Emily Bölk absolvierte 99 Spiele für ihren Heimatverein Buxtehude. Foto: Kolektiff Images/Kolektiff Images/dpa

Bölk macht den Unterschied

Die gebürtige Buxtehuderin Bölk ist für ihn die Spielerin, die den Unterschied ausmachen kann. „Emmy übernimmt in wichtigen Momenten die Verantwortung und kann auch in letzter Sekunde das entscheidende Tor machen“, sagt er über die DHB-Kapitänin. Schon vor einem Jahr warf Bölk ihren ungarischen Club ins Champions-League-Finale.

Filter, die Nummer eins im Tor, habe sich seit ihrem Abschied aus Buxtehude ebenso weiterentwickelt wie Lisa Antl. „Sie ist für jeden Gegner eine unangenehme Kreisläuferin“, sagt Leun. Und die zuletzt von Verletzungen geplagte Lott könne jederzeit von der Bank kommen und den Gegner vor neue Probleme stellen.

Kreisläuferin Lisa Antl spielte 66 Mal für den BSV.

Kreisläuferin Lisa Antl spielte 66 Mal für den BSV. Foto: Tom Weller/dpa

BSV-Manager Peter Prior: „Da haben viele Trainer im Verein einen verdammt guten Job gemacht.“

Das sind Leuns Favoriten

Die deutsche Mannschaft zählt Leun nicht zu den Titelfavoriten. Die besten Chancen auf die Goldmedaille hätten Norwegen und Titelverteidiger Frankreich. Dänemark und Schweden zählt er zum erweiterten Favoritenkreis.

Für das DHB-Team, das sich erstmals seit 2008 wieder für Olympia qualifiziert hat, geht es aus Leuns Sicht aber nicht nur um Medaillen. „Es geht auch darum, dabei zu sein und sich weiterzuentwickeln“, sagt Leun. „Olympia ist auch immer eine Chance, die Mannschaft auf ein höheres Niveau zu heben.“

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