TSo viel Geld geben Menschen im Kreis Stade für Fast Food aus

McDonald‘s hat die Preise im Zuge der Inflation kräftig angehoben. Foto: Christoph Schmidt/dpa
Ob Burger, Pommes oder Pizza: Der Hunger auf schnelles Essen ist riesengroß. Das Fast-Food-Geschäft im Landkreis brummt. Doch das macht nicht alle glücklich.
Landkreis. Bundesweit gaben die Menschen im vergangenen Jahr rund 31 Milliarden Euro für das Essen in der sogenannten Systemgastronomie aus, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt. „Schnellrestaurants wie McDonald‘s, Burger King & Co. haben weiterhin Hochkonjunktur.“ Das zeigen Zahlen der NGG, die auf Umsatzberechnungen basieren:
Rein rechnerisch gaben die Menschen im Landkreis Stade im vergangenen Jahr rund 76,7 Millionen Euro fürs Essen in Fast-Food-Restaurants aus – von Jung bis Alt im Schnitt 375 Euro pro Kopf (!).
Zum Vergleich:
- Landkreis Rotenburg: 61,3 Millionen Euro
- Landkreis Wesermarsch: 33,2 Mio. Euro
- Bremerhaven: 44,3 Mio. Euro
Umsatzplus bei McDonald‘s, Burger King & Co.
2023 sind mehr Menschen zu McDonald‘s, Burger King und Co. gegangen und haben dort mehr Geld ausgegeben. Das bescherte der deutschen Systemgastronomie ein kräftiges Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 14 Prozent auf 31 Milliarden Euro. Auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ging es deutlich nach oben: Hier liegt das Plus bei 29 Prozent.
Treiber waren vor allem höhere Ausgaben pro Besuch. Der durchschnittliche Kassenbon betrug 6,57 Euro. Das waren 22 Prozent mehr als 2019. Ein großer Teil davon dürfte auf Preissteigerungen im Rahmen der Inflation der vergangenen Jahre zurückzuführen sein. Es gab auch mehr Besucher: Im Vergleich zu 2022 ging es um 8 Prozent nach oben. Damit waren es erstmals auch wieder mehr Kunden als vor Corona.
Fast die Hälfte der Umsätze entfiel mit 49 Prozent auf den Bereich Mitnahme aus dem Restaurant. 35 Prozent wurden vor Ort verzehrt, 8 Prozent wurden direkt ins Auto verkauft, 7 Prozent geliefert.
24-Stunden-Reportage
T Smash Burger: So kommt der Trend bei den Stadern an
Dönerland und Pizzarepublik Deutschland
In vielen deutschen Familien gibt es die Geschichte vom Opa oder Ur-Opa, der als echtes Fleisch nur Schweineschnitzel akzeptierte. Der als Beilage auf Kartoffeln schwor und Nudeln oder Reis für Teufelszeug hielt. Eine neue Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt, dass bei den Jüngeren in Deutschland ein Sinneswandel stattgefunden hat und beispielsweise die Liebe zur Currywurst oder Bratwurst verloren geht. In der jungen Generation sind Pizza, Pasta, Döner oder auch Burger als Snacks und Fast-Food-Gerichte weit beliebter als die früher typisch deutschen Schweinefleischwaren.
Fragt man in Deutschland repräsentativ alle Erwachsenen, welche Richtung ihnen beim Essengehen am meisten zusagt, siegt wegen der bevölkerungstechnisch dominanten Gruppe der über 55-Jährigen nach wie vor „deutsche/gutbürgerliche Küche“ (26 Prozent) - und zwar vor der italienischen (20 Prozent), griechischen (13) und chinesischen (12).
Beliebtes Fastfood
Verbietet die EU bald den deutschen Döner?
Den Ausschlag dafür, dass die deutsche Küche auf Platz eins landet, geben die Männer, bei denen sie mit Abstand vor der italienischen liegt (30 zu 16 Prozent). Frauen gehen dagegen lieber italienisch als deutsch essen (24 zu 22 Prozent).
Fragt man Leute über 55, was ihr liebstes Fast-Food-Gericht sei, liegt Currywurst gleichauf mit Pizza (jeweils 16 Prozent), gefolgt von Döner (12), Bratwurst und Backfisch (je 10).
Bei jüngeren Erwachsenen in Deutschland (18 Jahre bis Mitte vierzig) ist dagegen die Wurstliebe verloren gegangen - Currywurst oder auch Bratwurst landen bei der Umfrage recht weit hinten. Mit Abstand beliebtestes Fast Food ist die Pizza, gefolgt von Döner und Burger.
Im direkten Duell von Currywurst und Döner, wenn die Befragten also einen dieser beiden Klassiker wählen müssen, bevorzugen auch in der Gesamtbevölkerung 45 Prozent den Döner (und nur 37 Prozent die Currywurst). Je jünger die Befragten desto größer die Döner-Liebe.
(Un-)Glücklicher dank Ernährung?
„Von einigen Nahrungsmitteln wissen wir, dass sie dem Menschen nicht guttun und die Laune dämpfen“, sagt Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. Dazu zählen laut dem Mediziner stark verarbeitete Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren oder Zucker. Fast Food ist also auch schlecht für die Stimmung.
Man kann sich aber auch einen gegenteiligen Effekt zunutze machen. „Lebensmittel wie Soja, Cashewnüsse, Bananen, Datteln, Avocados, Hülsenfrüchte, Haferflocken, oder Mozzarella enthalten L-Tryptophan“, sagt Michalsen. Diese essenzielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann, helfe dabei, den Serotonin-Spiegel zu normalisieren.
Auch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kimchi oder Kombucha gehören auf den Tisch. Grund: Im Darm werden viele Botenstoffe hergestellt und die Ernährung wirkt sich auf diese Vorgänge aus.
„Mittlerweile gibt es sogar den medizinischen Fachbereich der ,Nutritional Psychiatry‘, also Ernährungpsychatrie“, sagt Michalsen. „Sie erforscht die Zusammenhänge zwischen Ernährung, dem Mikrobiom im Darm und die Stimmung.“
Eines ist bei Tisch aber wichtig: dem Gefühl für das eigene Wohlbefinden zu vertrauen. Denn es ist nicht nur die Frage, was auf dem Teller landet, sondern auch, ob man im Kreise seiner Liebsten isst, dabei lacht und sich wohlfühlt. Auch das schüttet Gute-Laune-Botenstoffe aus.
Fast-Food-Tipps der Ernährungsberaterin Elfriede Leichsenring:
- Soßen: Oft sind Fertigsalatdressings oder Remouladen besonders gehaltvoll. Darauf verzichten und stattdessen für den Salat eine Mischung aus Essig und Öl wählen oder wenn es die Möglichkeit gibt, diese vor Ort selbst anrühren.
- Getränke: Auf Cola oder Limonade zum Fast Food verzichten. Stattdessen Wasser oder eine Schorle aus einem Teil Saft und zwei Teilen Wasser wählen.
- Ausgleich: Wer etwa mittags Fast Food isst, sollte abends mit viel Obst und Gemüse ausgleichen. Lieber ein Stück Pizza weniger essen und dafür einen Salat dazu nehmen.
Schnellrestaurants: NGG fordert mehr Lohn für Beschäftigte
Die NGG fordert für die Beschäftigten mehr Lohn: Der liege in der Systemgastronomie bei 12,61 Euro – und damit nur 20 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Die Branche habe jetzt – nach Corona und der Inflation – einen „enormen Nachholbedarf“ bei den Löhnen.
„Ein ‚Big Mac‘-Menü kostet schon knapp 12 Euro. Wer also fürs Pizzabacken, Burgerbraten oder Geschirrabräumen in der Systemgastronomie an der untersten Lohnkante verdient, müsste fast eine Arbeitsstunde investieren, um selbst überhaupt satt zu werden, wenn er mal zu McDonald‘s geht“, sagt Björn Bauer, Geschäftsführer der NGG Bremen-Weser-Elbe.
Auch die Ausbildung bei McDonald‘s, Burger King und Co. soll attraktiver werden: Die Gewerkschaft fordert unter anderem für den Ausbildungsstart eine Vergütung von 1150 Euro
Die erste Tarifverhandlung von NGG und dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) für die rund 120.000 Beschäftigten endete ohne Ergebnis geendet. Die zweite Verhandlungsrunde findet am 12./13. September in Leipzig statt. Im BdS sind die führenden Unternehmen der Branche wie McDonald‘s, Burger King, L‘Osteria, Starbucks, Nordsee, Tank und Rast, Autogrill, ECP/ ECP NP (Gastronomie Center Parks) und Pizza Hut organisiert. (tip/pm/dpa)