Public Viewing „bis in die Abendstunden“ – Sonderregel kommt

Zehntausende Zuschauer verfolgen auf der Fanmeile am Brandenburger Tor in Berlin ein WM-Fußballspiel von Deutschland. Foto: Marcel Mettelsiefen/dpa
Beim WM-Sommermärchen 2006 gingen Bilder von feiernden Fans beim Public Viewing und auf den Fanmeilen um die Welt. Für die Heim-EM im Sommer soll es „besondere Vorschriften“ geben.
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Berlin. Für die Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer plant die Bundesregierung einem Medienbericht zufolge eine Lockerung der Vorschriften für die Nachtruhe.
Fanfeste und Public Viewing sollen während des Heimturniers vom 14. Juni bis zum 14. Juli bis in die Nacht hinein möglich sein, wie der „Spiegel“ am Dienstagabend unter Berufung auf einen Verordnungsentwurf des Bundesumweltministeriums berichtete. Die Entscheidung über Genehmigungen solle demnach jedoch weiter bei den Kommunen liegen.
„Mit der Public-Viewing-Verordnung ermöglichen wir es den Städten und Gemeinden, dass Public Viewing auch bis in die späteren Abendstunden stattfinden kann“, wurde Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zitiert. Man freue sich „auf ein tolles Großereignis in Deutschland“. Nächste Woche soll das Kabinett die Regelung auf den Weg bringen.
In den zehn Austragungsorten gibt es offizielle Fanzonen der UEFA, in denen die Spiele auf Großbildschirmen gezeigt werden. Damit einhergehender Lärm könne „vor allem in den Abend- und Nachtstunden“ ein Problem mit Blick auf die Nachtruhe darstellen. Deshalb seien „besondere Vorschriften“ erforderlich, heißt es laut „Spiegel“ in dem Papier. Die Bundesregierung plane jedoch keine generellen Ausnahmen für Fanfeste und Public Viewing während der EM. Jeder Einzelfall solle geprüft werden.
Fußball-Europameisterschaft
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Fußball-EM: Gewerkschaft der Polizei möchte Richter vor Ort
Um wirksam gegen gewalttätige Fans vorgehen zu können, plädiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dafür, bei der Fußball-Europameisterschaft Richter und Staatsanwälte zur Fallbearbeitung vor Ort abzuordnen. Dadurch könnte, „unmittelbar und wirksam auf mögliche Gewaltexzesse“ reagiert werden, sagte der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke.
Auch beschleunigte Strafverfahren könnten seiner Ansicht nach bei Gewalttätern aus der Fanszene hilfreich sein. Er sagte: „Das wirkt mit Blick auf die Wiederholungsgefahr, aber auch für Nachahmer abschreckend.“ Gleichzeitig betonte Kopelke, für die Auseinandersetzungen in den Stadien und im Umfeld der Spiele seien nicht Millionen begeisterter Fußballfans verantwortlich, sondern notorische Gewalttäter und gewaltbereite Fangruppierungen. Die Fußball-EM in Deutschland beginnt am 14. Juni.
Gewerkschaft will Erlaubnis für Gesichtserkennungssoftware
Um auch jenseits der großen Turniere für mehr Sicherheit in den Stadien zu sorgen, wäre es nach Ansicht von Kopelke gut, eine rechtliche Grundlage für den Einsatz einer Gesichtserkennungssoftware in den Stadien und die Einführung personalisierter Tickets bei Hochrisikospielen zu schaffen. Wichtig sei es außerdem, die Transportkapazitäten bei Bus und Bahn so anzupassen, dass die An- und Abreise der Fans gefahrlos ablaufen könne.
In einer Stellungnahme für den Sportausschuss des Bundestages drückte Kopelke zudem seine Sorge darüber aus, dass sogenannte Ultragruppierungen „immer gewaltbereiter und politisierter“ agierten. Nicht nur die Anzahl der im Zusammenhang mit Fußballpartien eingeleiteten Strafverfahren habe zuletzt zugenommen, sondern auch die Zahl der in dem Kontext geleisteten Arbeitsstunden der Polizeikräfte von Bund und Ländern.
In der Saison 2022/2023 kamen für die Absicherung von Fußballspielen mehr als 2,4 Millionen Arbeitsstunden zusammen. In der Saison 2018/2019, die aufgrund der Coronabeschränkungen in den Jahren 2020 und 2021 als Vergleichswert herangezogen wird, hatte die Polizei auf diese Aufgabe rund 2,2 Millionen Arbeitsstunden verwendet.