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Sanierung

TSpektakuläre Pläne für die Horneburger Kirche

Dorothee Kröger zeigt auf das Bild „Einzug in Jerusalem“ auf der linken Seite der Empore.

Dorothee Kröger zeigt auf das Bild „Einzug in Jerusalem“ auf der linken Seite der Empore. Foto: Vasel

Engel haben etwas Mystisches. Der Horneburger Kirchenvorstand um Pastorin Dorlies Schulze und Dorothee Kröger will, dass in Zukunft ein Engel in der Liebfrauenkirche schwebt - leibhaftig.

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Von Björn Vasel
Sonntag, 22.12.2024, 10:00 Uhr

Horneburg. Die umfassende Sanierung der 1729/1739 errichteten barocken Liebfrauenkirche in Horneburg steht vor dem Abschluss. In den Jahren 2020 bis 2023 waren Turm und Dach erneuert worden. Im Inneren hatte die Kirche dem Gebäude eine umfassende Schönheitskur gegönnt - verbunden unter anderem mit einer energetischen Sanierung.

2024 setzte Orgelbaumeister Martin ter Haseborg das Instrument mit dem denkmalgeschützten Prospekt (Vorderseite) und den mächtigen historischen Pfeifen instand. Jetzt sollen die Bilder an der Empore aus dem 18. Jahrhundert restauriert werden, außerdem könnten sich die Horneburger einen Engel schenken.

Horneburger träumen von einem Engel

Der Kirchengemeinde ist ein heimatloser barocker Taufengel angeboten worden. Die mannshohe Holzfigur müsste restauriert werden. Außerdem müsste eine - stilistisch passende - Aufhängung in Auftrag gegeben werden. Das wird insgesamt voraussichtlich 6000 Euro kosten.

Dieser heimatlose Engel soll einen Platz in der Liebfrauenkirche finden - schwebend über dem Taufbecken.

Dieser heimatlose Engel soll einen Platz in der Liebfrauenkirche finden - schwebend über dem Taufbecken. Foto: Kirchengemeinde

Die Denkmalpfleger der Landeskirche haben bescheinigt, dass dieser Engel in seiner barock-bäuerlichen Machart gut zu dem farbig gefassten Taufstein aus Sandstein, den Diederich Holst 1738 seiner Kirche gestiftet hatte, und den übrigen Kunstschätzen in der Kirche passe.

Die Taufengel waren im 17./18. Jahrhundert in lutherischen Kirchen vor allem in Deutschland, Dänemark und Schweden weit verbreitet. Die Skulpturen hingen vertikal schwebend von der Decke des Chors herab. Bei Taufen wurden sie heruntergelassen. Um die 450 soll es noch in Deutschland geben. Nach der Barockzeit fielen die Engelsfiguren in Ungnade und verschwanden aus den Gotteshäusern.

Engel werden oftmals als Botschafter Gottes angesehen, die helfen, trösten, führen und beschützen. „Es wäre doch faszinierend, solch einen Beschützer bei uns zu haben“, sagt Dorothee Kröger vom Kirchenvorstand. Doch ohne Spenden wird das nichts.

Bilder der Empore sollen wieder strahlen

Damit nicht genug: Auch die Bilder der Empore müssen von Experten gereinigt und möglicherweise restauriert werden. Die Bilder sind 1729 geschaffen worden. Der Kirchenvorstand sowie die beiden Pastorinnen Dorlies Schulze und Heike Kirchner hoffen, dass die Farben in Zukunft wieder leuchten. Dann könnten die Besucher bei Betrachtung der zehn Gemälde (Öl auf Holz) mit biblischen Szenen eine Zeitreise unternehmen.

Blick auf die Orgel und die Bilder auf der Empore an der Nordseite der Liebfrauenkirche in Horneburg.

Blick auf die Orgel und die Bilder auf der Empore an der Nordseite der Liebfrauenkirche in Horneburg. Foto: Vasel

Im Stil der Zeit malte der Künstler: Hochzeit zu Kana, Sturmstillung auf dem See Genezareth, Hauptmann von Kaparnaum, Heilung am Teich Bethesda, Syrophönizische Frau (rechts) sowie Emmausjünger, Fußwaschung, Einzug in Jerusalem, Auferweckung des Lazarus und Barmherziger Samariter (links). Die Bilder hängen seit 1966 wieder in der Kirche, die Kunstwerke waren zeitweise verschollen und auf dem Dachboden wiederentdeckt worden, so Kröger.

Sturmstillung auf dem See Genezareth.

Sturmstillung auf dem See Genezareth. Foto: Vasel

Vor knapp 300 Jahren bauten die Pastoren die Bilder in ihre Predigten ein. Schulze und Kröger hoffen, dass Besucher - nach dem Gottesdienst, bei Veranstaltungen oder beim Stopp mit dem Fahrrad bei der offenen Kirche - beim Betrachten ins Gespräch kommen.

Über dem Taufbecken (links) soll der Engel von der Decke hängen.

Über dem Taufbecken (links) soll der Engel von der Decke hängen. Foto: Vasel

Die Kirchengemeinde ist bei ihren Projekten auf Spenden angewiesen und hat dafür ein Konto eingerichtet: Kreissparkasse Stade, IBAN DE38 2415 1116 0000 1300 13, Verwendungszweck: Taufengel oder Bilder.

Orgelkonzert mit Martin Böcker an Heiligabend

Wer die Bilder betrachten und mit Martin Böcker einem Meister an der Orgel der 1100 Pfeifen lauschen will, sollte Heiligabend um 10 Uhr in die Kirche kommen. Der denkmalgeschützte Prospekt (Vorderseite) mit den mächtigen historischen Pfeifen stammt von 1755 - gebaut von dem Weinhändler und Orgelbauer Johann Matthias Schreiber aus Glückstadt. Kulturinteressierte aus Finnland reisen am Dienstag, 24. Dezember, extra an, um diese zu hören und zu sehen.

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