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Handball-Bundesliga

TSpielmacherin Kalia Klomp führt BSV unter Schmerzen zum Sieg

Der BSV zeichnete Kalia Klomp als Spielerin des Spiels aus.

Der BSV zeichnete Kalia Klomp als Spielerin des Spiels aus. Foto: Jan Iso Jürgens

Die Handballerinnen vom Buxtehuder SV haben nach zuletzt schwachen Leistungen mal wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert und gegen Solingen-Gräfrath Selbstvertrauen getankt. Eine Spielerin musste dabei die Zähne zusammenbeißen.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 22.10.2023, 18:33 Uhr

Buxtehude. Beim Talk in der Halbzeit blickt BSV-Manager Peter Prior mit seinen Gesprächspartnern auf das bisherige Spielgeschehen und bittet um eine Einschätzung für den zweiten Durchgang. Dominik Axmann, Handballer vom HSV Hamburg, verzichtet auf eine schwammige Aussage und tippt 34:24. „Kein Widerspruch, nehmen wir gerne mit!“, erwidert Prior. Selten ist ein Gesprächspartner so konkret geworden.

Axmann war nah dran. Der BSV schlug Aufsteiger HSV Solingen-Gräfrath 76 mit 33:22 (18:11) und feierte seinen zweiten Sieg im fünften Bundesliga-Spiel. „Insgesamt bin ich mit meinem Team zusammen sehr erleichtert und sehr froh, dass wir zwei Punkte und in der Höhe gewonnen haben und viele Spielerinnen Selbstvertrauen tanken konnten“, sagte Trainer Dirk Leun.

Der Sieg wirkte befreiend. Denn der BSV stand nach drei Niederlagen in den ersten vier Spielen unter Druck. „In unserer Situation spielt sich viel im Kopf ab. Wir müssen an unsere eigene Stärke glauben“, sagte Leun im Vorfeld. Der BSV rief ein „richtungsweisendes“ Spiel aus.

Andresen pariert zwei Strafwürfe

Das hängt auch damit zusammen, dass Solingen, anders als man vermuten könnte, nicht als der chancenlose Aufsteiger gehandelt wird, den es in den vergangenen Jahren mit Mainz, Ketsch oder Waiblingen gab. Solingen stand in der Tabelle vor dem punktgleichen BSV.

Aber dieses Mal hatte der BSV wenig zu befürchten. Das ging damit los, dass Marie Andresen starke Reflexe zeigte und ihre Mannschaft dadurch knapp vorne lag. Die Kapitänin parierte unter anderem zwei Siebenmeter in den ersten fünf Minuten und ballte die Jubelfaust.

Solingen konnte zu Beginn noch einfache Tore gegen die defensive Abwehr des BSV erzielen und bis zum 7:8 (14.) mithalten. Doch Buxtehude stellte sich immer besser auf den Gegner ein und setzte sich mit einem 5:0-Lauf auf 13:7 (21.) ab. Solingen blieb acht Minuten ohne eigenes Tor.

Buxtehude deutlich effektiver

Auffallend: Anders als in den vergangenen Spielen sah sich Leun nicht gezwungen, eine frühe Auszeit zu nehmen. Denn dieses Mal gab es weniger zu kritisieren. „Die Leidenschaft und das Engagement, mit dem wir heute verteidigt haben, war vorbildlich“, sagte Leun.

Im Angriff präsentierte sich der BSV effektiver als zuletzt. Allen voran Spielmacherin Kalia Klomp, die alle ihre fünf Chancen nutze, oder die Halbrechte Mie Elen Rakstad und Rechtsaußen Lotta Heider, die sich bei jeweils sechs Versuchen nur einen Fehlwurf leisteten. Der BSV nutzte 64 Prozent seiner Chancen. Vor zwei Wochen in Blomberg (18:29) waren es nur 37 Prozent.

Kurz vor der Pause führte der BSV mit acht Toren (18:10). „Die Mannschaft macht einen super Eindruck“, sagte Axmann im Halbzeit-Talk. Der Bundesliga-Handballer und Lebensgefährte von BSV-Torjägerin Isabelle Dölle hatte am Vorabend vier Tore gegen Eisenach erzielt. Dölle, deren Einsatz wegen muskulärer Probleme fraglich war, war sechs Mal erfolgreich.

Ex-BSVerin vermisst Aggressivität

Als Maxi Mühlner kurz nach der Pause das 21:11 erzielte, war klar, dass die 792 Zuschauer in der Halle Nord keine Sensation erleben werden. Der BSV war eine Klasse besser. „Es ist kein Problem zu verlieren, aber es regt mich auf, wie wir verloren haben“, sagte Solingens Halbrechte Cassandra Nanfack, die nach dem Spiel ihren Sohn Kaiden auf dem Arm trug. Die frühere BSV-Handballerin vermisste die Aggressivität.

Der BSV leistete sich in der zweiten Halbzeit zwar einige „Durchhänger“ (Leun), führte aber mit bis zu elf Toren und konnte sich auf ein gutes Gespann um Andresen (9 Paraden) und Laura Kuske (6) verlassen. „Manchmal bin ich nervös vor einem Spiel. Aber durch die ersten Paraden legt sich das und man wird cooler“, sagte Kuske, die nach Verletzungen keinen einfachen Einstand bei ihrem neuen Club hatte.

Neu auf der BSV-Bank: Thomas Hartstock, Vater von Kreisläuferin Cara Hartstock, er hilft künftig als Betreuer aus.

Klomp findet taktisch gute Lösungen

Nach dem Spiel führt Kalia Klomp Familie und Freunde auf das Spielfeld. Sie stellen sich im Tor auf, lächeln für ein Foto in die Kamera. Eltern, Bruder, Onkel, Tante, Cousine, eine Freundin sind aus den Niederlanden, ihrer Heimat, hergekommen. „Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben“, sagt Klomp.

Die Spielmacherin war eine der besten Werferinnen und fand mit ihren taktischen Vorgaben gute Lösungen. Der BSV kürte sie zur Spielerin des Spiels.

Doch die Top-Leistung war keine Selbstverständlichkeit. Klomp spielte unter Schmerzen, was offenbar an einer Blockade im unteren Rücken liegt, die für Beschwerden im Oberschenkel sorgt. Eine MRT-Untersuchung soll Aufschluss geben. Klomp: „Ich musste auf die Zähne beißen.“

Auf Torhüterin Laura Kuske war im zweiten Durchgang Verlass.

Auf Torhüterin Laura Kuske war im zweiten Durchgang Verlass. Foto: Jan Iso Jürgens

Die Statistik

Spielverlauf: 3:1 (6.), 12:7 (16.), 15:9 (24.), 18:11 (Halbzeit), 21:12 (35.), 24:14 (42.), 30:20 (53.), 33:22 (Endstand)

Buxtehuder SV: Kuske, Andresen; Klomp 5, Nielsen 2, Heider 5, Kasparkova, Mühlner 4, Dölle 6, Kähr 5, Reiche, Hartstock, Rakstad 5, von Prittwitz 1

HSV Solingen-Gräfrath 76: Gün, Grewe; Senel, Bühler 1, Adams 5, Karathanassis 3/1, Nanfack 1, Polsz 1, Seiffarth, Bessert, Müller 1, Stens 1, Kunert, Brandt 4, Uscinowicz 4

Zeitstrafen: BSV 2 (Klomp, Hartstock) - HSV 4 (Senel, Adams, Stens, Uscinowicz)

Siebenmeter: BSV 0/1 (Mühlner 0/1) - HSV 1/3 (Karathanassis 1/1, Uscinowicz 0/1, Brandt 0/1)

Schiedsrichter: Sebastian und Matthias Klinke

Zuschauer: 792

Nächstes Spiel: TuS Metzingen - BSV (Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr)

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