TStader Bauträger insolvent: Weitere Großprojekte betroffen – auch in Buxtehude

Saniertes Gelände mit ungewisser Zukunft: Hinterm Teich, wo früher das Mineralölwerk stand, wollte die Hanseatische Immobilien Treuhand (HIT) 178 Wohnungen bauen. Nun ist sie insolvent. Foto: Anping Richter
Wohnraum ist knapp. Die Projekte der HIT (Hanseatische Immobilien Treuhand) machten Hoffnung. Jetzt wird klar: Die Insolvenz des Stader Bauträgers schlägt nicht nur auf dem Gelände des Mineralölwerkes in Stade zu.
Landkreis. Das Mineralölwerk-Gelände in Stade ist eigentlich ein Sahne-Grundstück: 21.000 Quadratmeter mitten in der Stadt und bahnhofsnah. Es war trotzdem nicht leicht, einen Projektentwickler zu finden, denn der Boden war stark kontaminiert. Die Firma HIT traute sich und nahm viel Geld in die Hand. Erst 178, zuletzt sogar 200 Eigentums- und Mietwohnungen sollten entstehen, davon ein Viertel im preisgedämpften Segment. Es soll 10 Millionen Euro gekostet haben, das Gelände für Wohnzwecke sicher zu machen. Heute könnte losgebaut werden - aber HIT ist insolvent.
HIT-Insolvenz: Stadt Buxtehude will das Grundstück zurück
Auch im Neubaugebiet Giselbertstraße in Buxtehude hatte HIT sich zwei Lose gesichert. Dort, an der Moorweide, wollte das Unternehmen 76 Mietwohnungen mit Wohnflächen von 44 bis 211 Quadratmetern bauen, davon zwei Gemeinschaftswohnungen und 24 sozial geförderte im preisgedämpften Segment. Wie es weitergeht, ist noch unklar.
Die Stadt Buxtehude wurde von der Insolvenz überrascht und befindet sich zurzeit in Gesprächen zur Rückabwicklung der Moorweide-Grundstücke.
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Sieben Gesellschaften der HIT sind von der Insolvenz betroffen
Die Hanseatische Immobilien Treuhand & Co. KG und weitere Unternehmen der Gruppe haben am 7. März Insolvenzanträge gestellt. Neben dem Hauptsitz in Stade gibt es Firmensitze in Hamburg, Berlin, Hannover und Rinteln. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Sven-Holger Undritz von der White & Case LLP bestellt. Laut Pressemitteilung der HIT sind sieben Gesellschaften betroffen.
Der Geschäftsbetrieb wird fortgesetzt, die Gehälter der mehr als 100 Mitarbeiter sind für drei Monate sicher. Wie es mit den Bauprojekten weitergeht, ist noch nicht klar: „Unsere Anwälte müssen sich zunächst mal ein genaues Bild machen, d. h. eine Bestandsaufnahme vornehmen und die einzelnen Projekte nach und nach bewerten hinsichtlich der weiteren Machbarkeit“, antwortet Sprecher Nils Repke von White & Case auf Nachfrage.
HIT gibt Grundstück am ehemaligen Stader Festplatz zurück
Für die Stadt Stade ging es bei einem weiteren Vorhaben der HIT glimpflicher ab: Ein Grundstück, das an Siedestraße und Salinenstraße liegt (ehemaliger Festplatz) hat die HIT schon Ende vergangenen Jahres an die Stadt zurückgegeben. Grund sei die angespannte Lage der Bauwirtschaft gewesen.
Hier hatte HIT den Zuschlag für 51 Wohneinheiten, ein Café und eine Kita mit fünf Gruppen bekommen. Die Plätze wären höchst willkommen gewesen, räumt Fachbereichsleiterin Birgit Pergande ein. Inzwischen habe das anderweitig durch Erweiterungen und neue Vorhaben recht gut aufgefangen werden können.

Bleibt vorerst unbebaut: Gelände am alten Festplatz. Foto: Anping Richter
Die Stadt Stade plant laut Pressesprecher Stephan Voigt aktuell keine neue Ausschreibung für das Grundstück am Festplatz: „Eben weil die Situation der Bauwirtschaft derzeit schwierig ist und wir eventuell inhaltliche Anpassungen unserer Pläne vornehmen wollen.
EU-Fördermittel in Millionenhöhe verbleiben in Stade
Was das Mineralölwerk-Gelände angeht, steht immerhin fest, dass die rund 1,8 Millionen Euro EU-Fördermittel laut N-Bank nicht zurückgezahlt werden müssen. 2019 ließ Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) es sich nicht nehmen, den Förderbescheid für die Sanierung persönlich abzuliefern und HIT einen Baustellenbesuch abzustatten und den Mut des Unternehmens zu loben.

Hinter dem Gebäude mit der Aufschrift „Mineralölwerk“ liegen 20.000 Quadratmeter sanierten Bodens brach. Wie lange noch, ist nach der Insolvenz des Projektentwicklers HIT unklar. Foto: Anping Richter
Ein großer Teil des Geländes ist mit einer vier Millimeter dicken Kunststoffdichtungsbahn versiegelt, die kontaminierte Schichten mindestens 100 Jahre abdichten soll. Zeit genug, um auf bessere Zeiten im Baugewerbe zu warten.