TStades verschollene FSRU: Kommt das LNG-Terminal je wieder zurück?

Schwimmendes LNG-Terminal: Da lag die Energos Force noch in Stade-Bützfleth. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder
Das schwimmende LNG-Terminal Energos Force liegt derzeit im Golf von Akaba vor Jordanien, jenseits des Suezkanals. Wann und ob überhaupt es nach Stade zurückkehrt, bleibt unklar.
Stade. Am 15. März 2024 sollte die FSRU Energos Force ihre Arbeit am neuen Stader Energie-Terminal aufnehmen und das tiefgekühlte und deshalb flüssige Erdgas (LNG) in seinen gasförmigen Zustand bringen, damit es ins deutsche Netz eingespeist werden kann. Jährlich fünf Milliarden Kubikmeter Gas sollten über sie importiert werden. Bis heute war es nicht ein Kubikmeter. Im Gegenteil.
Im Frühjahr verschwand plötzlich die Energos Force
Die FSRU verschwand im Frühjahr aus Stade. Ohne jede Ankündigung, ohne jede Information, wohin die Reise geht. Was das TAGEBLATT damals vermutete, scheint richtig zu sein.
Offensichtlich um die hohen Charterkosten von bis zu 200.000 Euro am Tag zu refinanzieren, wurde die FSRU von Stade abgezogen, lag erst vor Skagen in Dänemark und war dann vor Gibraltar gesehen worden. Sie sei an den ägyptischen Energiekonzern Egyptian Natural Gas Holding Company (EGAS) verchartert worden, heißt es in Insiderkreisen.
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Die Energos Force lag zwischendurch in Al-Adabiya am Suezkanal. Jetzt findet man sie im Golf von Akaba vor Jordanien, auf der anderen Seite des Suezkanals. Stade scheint damit aus dem Rennen zu sein. So recht glaubt vor Ort keiner, dass die FSRU noch mal zurückkehrt. Das aktuelle Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsministerium ist in diesem Punkt wenig konkret.
Ministerium: Es besteht noch Klärungsbedarf
„Stade hat als Energiestandort in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen“, schreibt Stefan Rouenhoff als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium an Landrat Kai Seefried.
Ursprünglich sollte der Standort zum Jahreswechsel 2023/2024 in Betrieb gehen. Aufgrund zuletzt noch bestehenden Klärungsbedarfs bei der Suprastruktur stehe die Inbetriebnahme weiter aus. Inwieweit das Terminal schon betriebsbereit ist, darüber streiten sich die Experten. Eigentlich ist es freigegeben.
Das Ministerium, so Rouenhoff, befinde sich dazu im engen Austausch mit den beteiligten und untereinander zerstrittenen Unternehmen. Auch das Land Niedersachsen sei in diese Gespräche einbezogen. Rouenhoff: „Unser gemeinsames Ziel ist es, eine konstruktive Lösung zur zügigen Inbetriebnahme des FSRU-Standorts Stade zu finden. Wir sind zuversichtlich, dass das gelingt.“
Entsprechend sei die Energos Force bewusst nur unterverchartert, um kurzfristig finanziellen Schaden von der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden. Die Subcharter laufe nur so lange, bis die Inbetriebnahme des Terminals gewährleistet ist. Das Schiff werde rechtzeitig zu einer möglichen Inbetriebnahme wieder in Deutschland sein. Genau das wird in Stade bezweifelt.
Energos Force: Für die Heizperiode ist es viel zu spät
Die Energos Force müsste spätestens im September in Stade festgemacht haben, damit, wie bisher immer von der DET zugesichert, ab der Heizperiode Gas importiert werden kann. DET steht für Deutsche Energy Terminal GmbH, ein Unternehmen des Bundes. Mit der jetzt bekannt gewordenen Situation ist das unmöglich.
Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derweil gesichert, sagt Rouenhoff. Aktuell liege der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland bei 58 Prozent. „Die Chancen auf weiterhin hohe Einspeicherungen schätzen wir als gut ein“, so der Staatssekretär.
Landrat Kai Seefried bleibt nur übrig, zu appellieren: „Ich fordere weiterhin alle Beteiligten auf, hier zielorientiert zusammenzuarbeiten und eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Die FSRU müsse zeitnah in Betrieb gehen. Der Brief aus dem Bundesministerium zeige zumindest eine Perspektive auf. Das klingt schon ein bisschen nach Prinzip Hoffnung.
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