TStreit mit Nachbarn: Sicherheitsdienst bewacht Kita in Ahrenswohlde

Ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes steht vor der Kita Kinnerhus in Ahrenswohlde. Die Gemeinde Ahlerstedt sorgt so für ein verbessertes Sicherheitsgefühl. Foto: Fehlbus
Nicht nur für die Gemeinde Ahlerstedt ist es eine Premiere: Beim ersten Mal floh die Kita noch, jetzt ging es zurück. Die Hintergründe einer ungewöhnlichen Maßnahme.
Ahrenswohlde. Die Kinder finden den Mitarbeiter des externen Sicherheitsdienstes super. Das hat auch Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt schon als Rückmeldung bekommen.
Am Donnerstagvormittag kontrolliert der Mann mit dem Schriftzug „Security“ auf dem Rücken gerade die Hausschuhlage, als die ersten Eltern zum Abholen ihrer Kinder eintreffen. Augenzwinkernd weist er zwei Vierjährige auf die fehlenden Pantoffeln an den Füßen hin.
Rückkehr aus dem Exil: Eltern in großer Sorge
Der Hintergrund des Arbeitsauftrags ist etwas komplizierter. „Wir hatten vergangenen Freitag einen Gerichtstermin, ich hoffe, dass wir Ende Februar eine Lösung haben“, sagt Uwe Arndt. Der ehrenamtliche Gemeindebürgermeister der Freien Wählergemeinschaft, der die Aufgabe des Gemeindedirektors mit erfüllt, hat das Security-Unternehmen auf Kosten der Gemeinde bestellt. Es ist eine Lösung für mehr Sicherheit bei Eltern, Erzieherinnen und Kindern. Und das war nach der Rückkehr aus dem „Exil“ ein drängender Wunsch beim Elternabend.
Wie berichtet waren die Gruppen in Trägerschaft des evangelisch-lutherischen Kita-Verbandes Buxtehude Ende des vergangenen Jahres zuvor nach Wangersen in ein ehemaliges Kindergarten-Gebäude „geflohen“.
Nachbarn und gleichzeitig Mieter des Gemeindegebäudes hatten so viel Streit mit der Kita, dass mehrfach die Polizei kommen musste. Die Polizei bestätigte für das vergangene Jahr 14 Einsätze im Zusammenhang mit dem Kita-Gebäude. Der kirchliche Kita-Verband betreibt die Kindergärten in der Gemeinde Ahlerstedt.
Bürgermeister: „Wir erwarten eine schnelle Entscheidung“
Vor Gericht wurde der Fall nun vor einer Woche behandelt. Die Gemeinde Ahlerstedt, vertreten auch durch einen Anwalt, legte ihre Sichtweise dar. „Wir erwarten eine schnelle Entscheidung“, sagt Uwe Arndt. Die Mieter sollen ausziehen.
Die Rückkehr der Kita aus Wangersen war unumgänglich. Die Landesschulbehörde hatte nur für begrenzte Zeit die Nutzungserlaubnis erteilt. Platz und Aufteilung der Räumlichkeiten in Wangersen passen nicht zu den heutigen pädagogischen Anforderungen. Anfang Februar lief die vorübergehende Erlaubnis aus.
Kitas werden eher selten durch Security abgesichert
Das Gebäude in Ahrenswohlde wird seitdem zwischen 8 und 13 Uhr von einer Security-Firma bewacht. Auch für das Unternehmen ist so ein Objekt etwas Neues. Kitas gehören eher selten zu den zu schützenden Objekten. Aber die Situation ist bisher entspannt. „Die Eltern hatten Bedenken, dass jemand von den Mietern Kontakt aufnimmt, mit dem Sicherheitsdienst ist gewährleistet, dass dies nicht geschieht“, sagt Bürgermeister Arndt.
Sollte das eine Problem gelöst sein, steht das nächste allerdings schon auf der Tagesordnung der Politik. Das Kinnerhus in Ahrenswohlde ist in einem alten Gebäude untergebracht. Die Notwendigkeit der Sanierung ist unstrittig, die Kosten erschweren die Aufgabe.
Schwere Entscheidung zum Kinnerhus kündigt sich an
Erst im Januar 2023 wurde durch das Land Niedersachen ein Förderprogramm für kommunale Gebäude aufgestellt. Die Gemeinde Ahlerstedt hat ein Sanierungskonzept mit Förderantrag bei der NBank eingereicht. Die ermittelten Sanierungskosten: 825.000 Euro. Im Oktober 2024 kam der Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 368.000 Euro.
Das Problem: Damit wäre ein neues Raumkonzept aber noch nicht umgesetzt. Für die Sanierung mit einem neuen Raumkonzept wurden Kosten in Höhe von 2,58 Millionen Euro ermittelt - abzuziehen wären die Zuwendungen in Höhe von 368.000 Euro.
Wie entscheidet die Politik: Sanierung oder Neubau?
Unter dem Strich errechnete das zuständige Architekturbüro die Kosten für die Nettoraumfläche bei einer Sanierung auf 5260 Euro je Quadratmeter und die Kosten für einen Neubau auf 4540 Euro pro Quadratmeter. Für einen zweizügigen Neubau mit etwa 550 Quadratmeter Nettoraumfläche würden sich die Kosten demnach auf insgesamt 2,5 Millionen Euro belaufen. Für einen Neubau mit 50 Kita-Plätzen würde es vom Landkreis Stade einen Zuschuss in Höhe von etwa 500.000 Euro geben.
Öffentliche Sitzung am 18. Februar
Das sind die Zahlen, mit denen sich der zuständige Ausschuss der Gemeinde Ahlerstedt am Dienstag, 18. Februar, ab 19 Uhr öffentlich im Dorfgemeinschaftshaus Ahrenswohlde befassen muss. Die entscheidenden Fragen sind: Soll der Kindergarten Kinnerhus saniert werden oder soll ein Neubau umgesetzt werden? Und wenn es einen Neubau gibt, soll dieser in Ahrenswohlde stehen?