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Bauarbeiten

TSuedlink-Trasse: Hier sorgt sich ein Landwirt – Eingriff in Eigentumsrechte

Sechs Leerrohre verschwinden in der Feldmark von Sothel im Erdboden. Hier wird die Stromtrasse Suedlink gebaut.

Sechs Leerrohre verschwinden in der Feldmark von Sothel im Erdboden. Hier wird die Stromtrasse Suedlink gebaut. Foto: Kreib/Kreiszeitung

Die Erde auf dem Acker wird aufgebuddelt, Ernteausfälle sind gewiss. Die werden zwar entschädigt, doch der Bau der Stromtrasse hat weitere Folgen. Landwirt Hilmer Vajen sagt welche.

Von Tom Kreib Mittwoch, 15.01.2025, 13:30 Uhr

Sothel. Hilmer Vajen fährt über eine geschotterte Baustraße auf seinen Acker. Am Ortsrand von Sothel im Landkreis Rotenburg, wo seine Felder liegen, verschwinden sechs Leerrohre im matschigen Untergrund. Sie unterqueren Gasleitungen und die Kreisstraße. An dieser Stelle werden die Arbeiten für die Stromtrasse Suedlink sichtbar. „Freileitungen wären für uns besser gewesen“, sagt der Landwirt. Der Sotheler hat bereits vier Gasleitungen auf seinen Flächen, jetzt kommt Suedlink hinzu, und möglich ist es auch, dass die zweite Stromtrasse, der Nordwestlink, über Vajens Grund und Boden läuft.

Sieben Hektar sind vom Tennet-Projekt betroffen

Wer mit dem Landwirt aus Sothel spricht, erfährt im Detail, was es bedeutet, wenn die Energiewende nicht nur vor der Haustür mit Windrädern, sondern auf bewirtschafteten Flächen in Privatbesitz stattfindet. Fast 1.200 Meter verläuft der Suedlink auf Vajens Flächen. Die Länge der Trasse ist aber nur ein Aspekt: Insgesamt sind sieben Hektar von dem Tennet-Projekt betroffen. Und das nicht erst seit Baubeginn.

Ziel: Der Boden soll sich wieder erholen

„Im vergangenen Jahr musste ich auf diesen sieben Hektar eine Vorbegrünung machen“, sagt Vajen. Auch nach Ende der Bauarbeiten auf seinen Äckern darf er die Fläche nicht eigenverantwortlich bewirtschaften. Zwei bis drei Jahre schreibe Tennet eine Nachbegrünung vor. Das Ziel: Der Boden soll sich wieder erholen. „Ein Konzept dafür gibt es, doch etwas Konkretes habe ich noch nicht gehört“, sagt Hilmer Vajen.

Wo sonst Mais oder Getreide wachsen, ist es entlang der Trasse auf Vajens Land grün. Das bedeutet auch, dass die Bewirtschaftung auf den weiterhin bestellbaren Flächen zeitaufwendiger und komplizierter wird. Und so schnell, wie es ursprünglich mit dem Erdkabel vorangehen sollte, laufen die Arbeiten offenbar auch nicht. Der Landwirt hat zu Beginn des Planungsprozesses für den Suedlink erfahren, dass die Arbeiten 2024 beendet sein sollen. „Jetzt haben die aber Ende 2024 erst angefangen.“

Für die Ernteausfälle werden die betroffenen Landwirte entschädigt. „Das geht in Ordnung“, so Vajen. Doch er macht sich langfristig Gedanken. Wie wirkt das Erdkabel auf die Bodenbeschaffenheit? Das könne niemand voraussagen. Auf Versuchsfeldern seien keinerlei Auswirkungen messbar gewesen. So ganz kann das der Sotheler nicht glauben. Denn: Vor 14 Jahren wurde die letzte Gasleitung auf seinen Flächen verlegt.

Die Struktur der Böden sei durch die Erdarbeiten dermaßen stark verändert worden, „dass die Erträge auf den betroffenen Flächen 20 bis 30 Prozent niedriger sind als vor der Leitung“.

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Weiterer Stall im Außenbereich ist unmöglich

Hinzu kommt für Vajen noch etwas anderes: Die zukunftsgerichtete Entwicklung der Landwirtschaft bezieht nicht nur die aktuell wirtschaftende Generation ein. „Wir denken bei der Frage nach zukünftigen Entwicklungen immer schon an die nachfolgende Generation.“ Und die Flächen, über die das Erdkabel läuft, können nicht bebaut werden. Ein weiterer Stall im Außenbereich ist damit unmöglich. „Insgesamt sind alle Leitungen daher ein starker Eingriff in meine Eigentumsrechte“, zieht Vajen als vorläufiges Fazit.

Noch eine Stromtrasse durch die Gemarkung Sothel

Und ein Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht: Die nächste Stromtrasse Nordwestlink wird ebenfalls durch die Gemarkung Sothel verlaufen. Eine grobe Trassenführung ist bekannt. Details stehen aber bislang nicht fest. „Und wer weiß, vielleicht wird dann auch noch eine Pipeline für grünen Wasserstoff geplant“, meint der Landwirt. Neben den grundsätzlichen Fragen stört ihn bei den Suedlink-Arbeiten noch etwas anderes.

Vajen befürchtet, dass Wirtschaftswege durch die schweren Baulaster kaputt gefahren werden. „Die nehmen gerne die Schleichwege durch die Feldmark.“ Eigentlich müssten die Laster über die Kreisstraßen Richtung Trassenbaustelle fahren. Das wäre - Vajen hat bei Verantwortlichen vor Ort nachgefragt - ein sieben Kilometer langer Umweg. Der werde offenbar vermieden, um Zeit und Kosten zu sparen. (rk)

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