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Handball

TTHW Kiel, WM-Debüt, Profitraum: Ein Buxtehuder bei den „Zebras“

Jasper Anschütz spielte früher für Buxtehude und Horneburg, jetzt läuft er für die Zebras auf.

Jasper Anschütz spielte früher für Buxtehude und Horneburg, jetzt läuft er für die Zebras auf. Foto: Jaaynie Photography

Jasper Anschütz spielt in der Jugend des deutschen Rekordmeisters und reist bald zur U17-WM. Doch zuerst kehrt er mit dem THW Kiel an seine alte Wirkungsstätte zurück.

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Von Tim Scholz
Samstag, 11.10.2025, 07:50 Uhr

Kiel. Wenn am Sonntag um 16 Uhr die A-Jugend des VfL Horneburg den THW Kiel empfängt, ist es für Jasper Anschütz mehr als ein gewöhnliches Spiel in der Jugend-Bundesliga. Für den 17-Jährigen wird es ein emotionales Wiedersehen mit seiner alten Handballheimat.

Anschütz, geboren in Hamburg, aufgewachsen in Buxtehude, spielt mittlerweile in der Jugend des deutschen Rekordmeisters. Doch seine Wurzeln liegen im Kreis Stade. Schon mit drei oder vier Jahren begann er beim BSV mit dem Handball. Früh zeigte sich sein Talent. In der E-Jugend, erinnert er sich, erzielte er in einem Spiel mal 17 der 26 Buxtehuder Tore.

Von dieser Trainerin hat er am meisten gelernt

Besonders geprägt hat ihn Trainerin Kathrin Kock, frühere Bundesligaspielerin des BSV. „Von ihr habe ich am meisten gelernt“, erzählt Anschütz. Früh durfte er schon bei den älteren Jahrgängen mitspielen.

Weiter ging es beim VfL Horneburg, wo er 2021/22 mit der C-Jugend die Oberliga- und Niedersachsen-Meisterschaft gewann - ohne Punktverlust. Neben Toptalent Malte Hagedorn zählte Anschütz zu den Schlüsselspielern. „Er war einer unserer wichtigsten Spieler“, erinnert sich Trainer Stefan Hagedorn.

Der THW will ihn - und er nahm an

Dass Anschütz nun mit dem THW gegen seinen Ex-Verein aufläuft, trifft Hagedorn emotional. „Es tut schon weh, dass er mit Kiel gegen uns spielt. Hätten wir ihn noch, hätten wir Chancen“, sagt der Coach, der Anschütz noch gut kennt, auch weil sein Sohn Malte mit ihm in der U17-Nationalmannschaft spielt.

VfL-Trainer Stefan Hagedorn.

VfL-Trainer Stefan Hagedorn. Foto: Scholz

„Jasper ist ein hervorragendes Handballtalent, vor allem technisch ist er unfassbar stark“, schwärmt Hagedorn. „Wie er das Spiel versteht, Räume ansteuert und Spieler in Szene setzt - da gibt es kaum einen Besseren in Deutschland.“

Anschütz selbst beschreibt sich nicht als den Lautesten auf dem Feld, geht dafür aber spielerisch voran. Der 1,91 Meter große Rechtshänder überzeugt auf Rückraum Mitte mit Übersicht und Zweikampfstärke, hinten kann er gut antizipieren und Gegner zu Fehlern zwingen.

Jasper Anschütz spielt mit Übersicht und Ruhe - und geht gerne ins Eins-gegen-Eins.

Jasper Anschütz spielt mit Übersicht und Ruhe - und geht gerne ins Eins-gegen-Eins. Foto: Jaaynie Photography

Vor drei Jahren wechselte Anschütz zum THW. Zunächst war auch Leipzig im Gespräch, doch über den Buxtehuder Lukas Grote, der selbst in der Kieler Jugend war, kam der Kontakt zu den „Zebras“ zustande. Nach einem Probetraining stand fest: Kiel will ihn - und er nahm an. Ein Grund: „Die Familie ist nicht so weit weg.“

Anschütz: Möchte vom Handball leben können

Anschütz wohnt aktuell mit einem Mitspieler in einer WG auf dem Leistungssport-Campus. Die Trainingshalle ist gleich nebenan, die Schule nur eine Viertelstunde mit dem Rad entfernt. Anfangs, sagt er, sei der Schritt in die Eigenständigkeit nicht leicht gewesen. „Mit dem Kochen habe ich mich schwergetan, aber inzwischen hat es sich eingependelt.“

Der Alltag ist eng getaktet: Zehn Einheiten pro Woche, dazu die Spiele am Wochenende. „Handball steht für mich an erster Stelle“, sagt Anschütz. Zwar gebe es auch mal Phasen, in denen er den Aufwand hinterfragt, „aber das kommt selten vor“. Sein großes Ziel: „Ich möchte professionell Handball spielen und davon leben können.“

THW-Talent steht vor WM-Debüt in Marokko

Inzwischen hat Anschütz sieben Länderspiele im DHB-Nachwuchs absolviert. In wenigen Wochen wird er auch bei der ersten U17-WM in Marokko dabei sein. „Ich rechne uns gute Chancen aus“, sagt er. Horneburgs Malte Hagedorn (Meniskusriss) wird das Turnier verletzt verpassen.

Für das Spiel am Sonntag erwartet VfL-Trainer Stefan Hagedorn eine große Herausforderung: „Kiel ist unfassbar breit besetzt“, sagt er. Der THW hat sogar einen Rückraumspieler aus Slowenien geholt, im Tor steht U17-Nationalkeeper Tobias Dengler. „Da müssen wir realistisch bleiben, aber wir wollen gut dagegenhalten.“

Die Lage bei Bundesliga-Schlusslicht Horneburg ist allerdings angespannt: Mit Malte Hagedorn und Max Wegener (Handgelenksbruch) fehlen gleich zwei Linkshänder. „Wir haben nur drei im Kader, und wenn zwei ausfallen, wird es schwierig“, so der Trainer. Karten gibt es an der Tageskasse.

Fragt man Jasper Anschütz nach dem Gefühl, das THW-Trikot zu tragen, wirkt er recht unbeeindruckt: Am Anfang sei noch Ehrfurcht dagewesen, „aber man gewöhnt sich dran“, sagt er. Seine Vorbilder beim THW? Domagoj Duvnjak und Elias Ellefsen á Skipagøtu - klar, zwei Spielmacher, wie er selbst.

Die Partien in der Jugend-Bundesliga

  • männliche A-Jugend: VfL Horneburg - THW Kiel (So., 16 Uhr)
  • weibliche A-Jugend: VfL Bad Schwartau - Buxtehuder SV (Sa., 14 Uhr), JSG Fredenbeck/Stade/Harsefeld - Handewitter SV (Sa., 15.30 Uhr)
  • weibliche B-Jugend: JSG Fredenbeck/Stade/Harsefeld - VfL Oldenburg (So., 12 Uhr), Buxtehuder SV - SG Hamburg-Nord (So., 13.30 Uhr)

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