Zähl Pixel
Altkloster

TTheater im Hinterhof gerettet: Die Buxtehuder Bühne hat einen neuen Macher

Nils Engelhard lehnt sich an die Schulter des mit Sonnebrille und Halstuch geschmückten Buxtehuder Flethenkiekers

Beim Buxtehuder Fleth-Fest nutzte Nils Engelhard gleich die Gelegenheit, sich als neuer Leiter des Theaters im Hinterhof vorzustellen. Foto: Weselmann

Die Zukunft des Buxtehuder Theaters im Hinterhof ist gesichert: Das Bühnen-Kleinod in Altkloster hat einen neuen kreativen Kopf, der einiges auf dem Plan hat.

author
Von Fenna Weselmann
Dienstag, 14.10.2025, 17:50 Uhr

Buxtehude. Für Joachim und Ilze Menneking ist es ein großes Glück. Ihr Herzensprojekt geht weiter. Mit einem Team ehrenamtlicher Mitstreiter hatten die beiden das von ihrer verstorbenen Tochter Nina Zober gegründete Theater im Hinterhof jahrelang am Laufen gehalten. Mit Nils Engelhard gibt es nun einen Nachfolger.

Nils Engelhard schnupperte schon als Kind Theaterluft

Der 58-Jährige lebt in Seevetal, ist mit Buxtehude aber fest verbunden. Mit seiner Geburt quittierte der Vater den Dienst auf See und die Familie ließ sich in der Stadt nieder. Schon als Kind schnupperte Nils Engelhard hier Theaterluft.

Er erinnert sich noch genau an den ersten Auftritt. Zur Begrüßung der neuen 1. Klassen führten die Zweitklässler auf der Halepaghenbühne Rotkäppchen auf - passend zum Namen seiner Grundschule. „Da habe ich den bösen Wolf gespielt - wegen meiner tiefen Stimme“, erzählt Engelhard. Schnell folgte die nächste tierische Rolle: der Esel bei den Bremer Stadtmusikanten.

Der neue Macher bringt vielfältiges Know-how mit

Die Begeisterung für die Bühne zieht sich durch sein Leben. Engelhard wurde Mitglied in der Jugendtheatergruppe im Freizeithaus und der angesehenen Theater-AG der Halepaghenschule. Nach dem Abi - während seiner Sparkassen-Ausbildung - sprang er sogar noch für die Aufführung des Urfaust an der HPS als Mephisto ein.

Ambitionen, die Bühne als Schauspieler zum Beruf zu machen, verwirft er. Dafür kommt das Theater auf andere Weise ins Spiel. Als Rezensent sitzt Nils Engelhard bald jeden Abend im Publikum und verantwortet eine ganze Zeit lang die Theaterseiten bei Hamburg Pur. Schließlich zieht es ihn nach Gießen, wo er angewandte Theaterwissenschaft studiert - und geht dann doch zurück in die Wirtschaft - als Supervisor im unteren Management und Trainer.

Der Seevetaler leitet die Buxtehuder Pro-The-Sen

Von dort macht er den Schritt in die Selbstständigkeit. Fast 20 Jahre arbeitet er freiberuflich als Coach für Kommunikationsprozesse in Unternehmen. Bis die Pandemie kommt und sein Geschäft wegbrechen lässt.

Nils Engelhard wechselt in die Altenpflege. Nebenbei ist er noch als Trainer bei der Berufsorientierung für Schüler engagiert. Vater Jürgen bringt ihn derweil zurück zum Theater.

Mitspielerin der Pro-The-Sen verzieht bei der szenischen Lesung auf dem Fleth-Fest ihr Gesicht zur Grimasse

Nils Engelhard leitet seit vielen Jahren das Buxtehuder Senioren-Ensemble Die Pro-The-Sen, die auch beim diesjährigen Fleth-Fest auf der Bühne standen. Foto: Nils Engelhard

Dieser ist Mitglied der Pro-The-Sen (Abkürzung für Produktives Theater Senioren). Als die von der Seniorenbeauftragten der Stadt Buxtehude gegründete Gruppe 2022 eine neue Leitung sucht, holt er Sohn Nils an Bord.

So soll es mit dem Theater in Altkloster weitergehen

Engelhard ist also vom Fach und auf der Buxtehuder Bühne kein Unbekannter. Mit der Leitung des Theaters im Hinterhof kommt nun eine neue Aufgabe hinzu, bei der seine Erfahrung als Kaufmann und Kommunikationscoach mit Sicherheit hilfreich ist. Und für die Vereinsarbeit weiß er schon weitere Mitstreiter an seiner Seite.

Das erste Programmpaket hat der neue kreative Kopf bereits geschnürt. Für die Spielzeit-Eröffnung konnte er Alexander Hacke gewinnen. Der ehemalige Gitarrist und Bassist der Einstürzenden Neubauten liest aus seiner Biografie „Krach Reloaded“.

Alexander Hacke steht ganz in schwarz gekleidet und mit Sonnenbrille vor einer weißen Wand

Musiker Alexander Hacke - unter anderem Mitglied der Einstürzenden Neubauten - macht den Saison-Auftakt beim Theater im Hinterhof. Foto: Thomas Ecke Berlin

Auf dem Plan steht wieder eine bunte Mischung aus Kabarett und anderer Kleinkunst, Lesungen und Musik. „Wir wollen Bewährtes behalten, weil wir ein Stammpublikum haben, was das schätzt“, betont Engelhard. Daneben will er neue Akzente setzen und andere Formate ausprobieren. Eine Idee ist beispielsweise, Matineen anzubieten.

Bei der Programmgestaltung legt er Augenmerk auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Deshalb kommen im November und Dezember gleich vier weibliche Acts auf die Bühne.

Pe Krieger mit gepunkteter Tunika und rosa Pillbox Hut auf dem Kopf,  das Kinn auf die Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger gestützt

Pe Krieger hat für Buxtehude „Das letzte Kleinhirn“ im Gepäck. Foto: Thomas Buchta

Außerdem ist ihm wichtig, auch jüngeres Publikum ins Theater zu holen. Sein großer Wunsch: „Ich möchte unbedingt etwas für Kinder machen.“ Dabei sucht er die Vernetzung innerhalb der lokalen Kulturszene und nimmt gerade nach allen Seiten Kontakt auf.

Karten sind erhältlich beim Servicecenter im historischen Rathaus, bei der Buchhandlung Schwarz auf Weiß, der Altstadt-Buchhandlung sowie Tabakwaren Kähler. Nähere Infos gibt es unter www.theaterimhinterhof.de oder Telefon 0171/2182213.

Erstes Programm: Das steht für 2025 auf dem Plan

  • 1. November, 20 Uhr
    Alexander Hacke liest aus seiner Künstlerbiografie „Krach Reloaded“
  • 15. November, 20 Uhr
    Gabriele Pochhammer erzählt zu ihrem Buch „Jung (Ü50) sucht...“ und der Partnersuche im Alter
  • 16. November, 18 Uhr
    Bluesmagier Ignatz Netzer im Konzert
  • 29. November, 20 Uhr
    Musik-Kabarett-Abend „Das letzte Einhirn“ mit Pe Krieger
  • 6. Dezember, 20 Uhr
    Micha Krämer unterhält mit dem 16. Fall für Nina Moretti „Im Schatten der Camorra“ und Gitarre
  • 7. Dezember, 19 Uhr
    Lesekonzert mit Patricia Prawit mit einer Mischung aus Anekdoten, Bildern und Musik rund um Marlene Dietrich
  • 13. Dezember, 20 Uhr
    Porträt von Anja Marschall

    Gefragtes Thema in der Elbregion: Anja Marschall liest aus ihrem Buch über die Sturmflut von 1962. Foto: Frauke Ibs

    Anja Marschall liest aus ihrem Roman „Als der Sturm kam - die Hamburger Sturmflut von 1962“
  • 14. Dezember, 16 Uhr
    Szenische Lesung von den Pro-The-Sen (Produktives Theater SeniorInnen) mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ und „Wie man zum Engel wird“ von Ruth Schmidt-Mumm

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel