TTop-Talent Malte Hagedorn spielt mit 16 schon in der 3. Liga
Malte Hagedorn gewann mit dem VfL Horneburg den DHB-Pokal und stieg in die 1. Bundesliga auf. Foto: Scholz
Malte Hagedorn ist einer der besten Handballer seines Alters in Deutschland. Das Talent geht künftig für Horneburg und einen weiteren Traditionsverein auf Torejagd.
Horneburg. Vor ein paar Tagen trug Malte Hagedorn mit 21 Toren maßgeblich dazu bei, dass die Horneburger A-Jugend in die 1. Jugend-Bundesliga aufgestiegen ist. Zwei Wochen davor gewann der 16-Jährige mit seiner Mannschaft den DHB-Pokal. Das Top-Talent des deutschen Jugendhandballs hat sich ein paar Tage Ruhe verdient. Es war auch Zeit genug, sich gemeinsam mit der Familie über die nahe Zukunft Gedanken zu machen.
Malte Hagedorn ist beim VfL Horneburg der Top-Torschütze. Foto: Scholz
Denn solch ein Talent bleibt naturgemäß nicht unentdeckt. Die Vertreter der Handball-Internate, die in Deutschland die besten Sportler zusammenziehen, standen Schlange bei Malte Hagedorn. Topmanager saßen bei den Hagedorns auf dem Sofa. Füchse Berlin, SG Flensburg-Handewitt, VfL Gummersbach, Hannover-Burgdorf, HSV Hamburg. „Man überlegt schon zwei Mal, ob man einem Mann wie Bob Hanning absagt. Solch eine Anfrage bedeutet auch Würdigung und Wertschätzung für einen selbst und das Team“, sagt Malte Hagedorn.
Bruder Ole etabliert sich in 2. Bundesliga
Ähnlich hielten es die Hagedorns, als es vor wenigen Jahren um die Zukunft des älteren Bruders Ole ging. Der verzichtete ebenfalls auf Internate und hat sich heute erfolgreich in der 2. Bundesliga beim VfL Lübeck-Schwartau etabliert.
Malte Hagedorn mit seinem älteren Bruder und Vorbild Ole. Foto: Scholz
Jetzt hat sich Malte Hagedorn, der Linkshänder, der im rechten Rückraum spielt, entschieden. „Für ein Internat habe ich nicht die Notwendigkeit gesehen“, sagt Malte Hagedorn. Er habe beim VfL Horneburg viel Spielzeit und sei ein Schlüsselspieler. Außerdem trete der VfL ja in der nächsten Saison gegen eben jene Internate in der 1. Bundesliga an, messe sich also permanent mit den Besten. Zudem könne er zu Hause bleiben, in der Schule, in seinem Umfeld mit der Familie und den Freunden.
Malte Hagedorn wird mit einem Doppelspielrecht ausgestattet und spielt ab der kommenden Saison für die Horneburger A-Jugend und für die Männer des VfL Fredenbeck in der 3. Liga. Zweimal in der Woche wird Hagedorn in Fredenbeck trainieren. „Die Priorität liegt aber beim VfL Horneburg“, sagt Vater und Trainer Stefan Hagedorn.
Familie und Verein steuern die Belastung
Die Hagedorns und der VfL Fredenbeck werden sich die Spielpläne ganz genau ansehen, die Belastung im Auge behalten und steuern. Stand heute sind 18 Ligaspiele für den VfL Horneburg und 10 bis 12 Spiele für den VfL Fredenbeck angedacht.
Die Familie und die Vereine geben darauf acht, das junge Talent nicht zu verheizen. Schließlich gibt es Beispiele für Handballer, die aufgrund der hohen Belastungen die Lust am Handballspielen verloren haben. Die Deutsche Sporthochschule in Köln fand bei einer Studie vor zwei Jahren heraus, dass jeder siebte Kaderathlet in Nordrhein-Westfalen sportartübergreifend „ein auffällig niedriges Wohlbefinden hat oder ein Depressionsrisiko trägt“.
Im vergangenen Jahr beschäftigte sich die Universität Leipzig mit diesem Thema. Zu den Risikofaktoren, die die Entstehung von psychischen Erkrankungen begünstigen, gehören demnach „eine sehr hohe körperliche Belastung, wenig Freizeit, viel Stress, teilweise weit weg von zu Hause zu sein sowie ein großer Leistungs- und Konkurrenzdruck“. Freunde seien gleichzeitig Konkurrenten.
„Orthopädische Härte“ liegt in den Genen
Der Buxtehuder Sportmediziner Dr. Wolfram Körner sagt, ein besonderes Talent habe besondere Fähigkeiten und großen Ehrgeiz. „Aber hat es auch die orthopädische Härte, um zu bestehen?“ Orthopädische Härte sei zu 70 Prozent Veranlagung. Körner spricht sich für gezieltes Training in jungen Jahren aus. Für Prävention. Gerade bei einem noch wachsenden Körper „müssen Verletzungen auskuriert werden und dürfen sich nicht addieren“.
Malte Hagedorn hat in seiner Laufbahn noch nie wirklich gegen Männer Handball gespielt. Der Unterschied wird enorm. In der 3. Liga geht es viel körperlicher zu. Dort sitzt mehr Power. „Von den spielerischen Qualitäten her könnte ich aber mithalten“, sagt Malte Hagedorn selbstbewusst. „Malte braucht mehr Gegenwehr im Training. Das können wir ihm in Horneburg nicht bieten“, sagt Stefan Hagedorn.
Malte Hagedorn hat sich zum Ziel gesetzt, in der 3. Liga anzukommen. Er will Akzente setzen. Sein Vater Stefan ordnet aber ein: „Fredenbeck kann natürlich nicht alle Hoffnung auf einen 16-Jährigen setzen. Er wird nicht der Heilsbringer, sondern ist eine Ergänzung.“ Wobei der Vater aber sehr wohl ins Schwärmen gerät.
„Oberstes Regal“: Die Qualitäten des Talentes
„Malte hat eine unfassbare Handballgabe. Technik, Körper, gute Wahrnehmung. Er trifft in Kooperation mit seinen Mitspielern fast immer die richtige Entscheidung. Das ist oberstes Regal“, sagt Stefan Hagedorn ausdrücklich als Trainer und nicht, weil er der Vater ist.
Fredenbecks Handball-Chef Lars Müller spricht von einer Win-Win-Situation. „Trotz seines jungen Alters wird er uns helfen, in der 3. Liga zu bestehen, weil er auch körperlich schon sehr robust ist.“ Hagedorn könne sich beim VfL weiterentwickeln. Er müsse sich gegen Männer andere Lösungen einfallen lassen, um zum Erfolg zu kommen. Zudem werde die Horneburger A-Jugend profitieren und nicht zuletzt der Deutsche Handball-Bund (DHB).
Denn Malte Hagedorn spielt für den DHB in der U17-Nationalmannschaft. Weil er sogenannter Kaderspieler ist, darf er überhaupt nur ein Doppelspielrecht in dieser Konstellation ausüben. Noch im Juni spielt Hagedorn auf den Färöer Inseln gegen das Gastgeberland, die Schweiz und Island einen Vierländer-Vergleich. Im Juli geht es zur Jugend-Olympiade nach Nordmazedonien, im Herbst steht die U17-Weltmeisterschaft an. Hagedorn will unbedingt in den Kader für diese Großereignisse.
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Jugendhandball
VfL Horneburg gewinnt den DHB-Pokal
