TTorflut zum Saisonauftakt: SG Lühe verpasst dem SSV Hagen eine Reise

Mario Scheffler erzielte für die SG Lühe drei Treffer. In der vergangenen Saison war der Altländer in der Kreisklasse mit 44 Toren Rekordtorschütze. Foto: Berlin
Wenn Fußballer eine Reise bekommen, ist das was Schlechtes. Ein Debakel, eine hohe Niederlage. 7:1 gewinnt Aufsteiger Lühe zum Kreisliga-Auftakt in Hagen. Ein Altländer Stürmer macht dabei dort weiter, wo er in der letzten Saison aufgehört hat.
Hagen. Hagens Trainer Mats Börger geht direkt nach dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Marcel Smilari in die Kabine. Der Schritt ist zackig. Der Blick ernst. Börger scheint bedient zu sein. 0:3 liegt sein SSV auf eigenem Platz gegen Kreisliga-Aufsteiger SG Lühe zurück. Da gibt es viel Redebedarf in der Pause. „Mit dem, was wir uns vorgenommen haben, hat das hier wenig zu tun“, sagt Börger später. „Man könnte meinen, dass wir in der Vorbereitung nichts getan haben.“

Hagens Trainer Mats Börger schaut ob der Torflut skeptisch. Foto: Berlin
Die Gäste aus dem Alten Land besprechen die ersten 45 Minuten hinten am Fangzaun neben dem Tor. 80 Meter weg von den gut 100 Zuschauern, die am Sonntag zum Kreisliga-Auftakt auf den Sportplatz an der Kornstraße in Hagen gekommen sind. Viele Lühe-Fans sind dabei. Sie genießen Bierchen, Cola, Kaffee und die Bratwurst. Wenn sie schon die Heimspiele der Mannschaften ihres Vereins aufgrund einer Nachbarschaftsklage nicht sehen dürfen, schauen sie wenigstens auswärts zu.
Scheffler eröffnet Torfestival mit Lupfer
Das Team um Neu-Trainer Steffen Wilkens ist ganz entspannt. Zu meckern gibt es nichts. Im Gegenteil. Die SG Lühe bestimmt die erste Hälfte. Mario Scheffler trifft zum 1:0 für die Altländer. In der vergangenen Saison erzielte der 32-Jährige schon 44 Tore. Spiel- und lauffreudig macht er da weiter, wo er in der 1. Kreisklasse aufgehört hat. Scheffler lupft den Ball frech über Hagens Torwart Nico Gürtler. Azad Baskin macht das 2:0, Simon Böse das 3:0. Gürtler kann einem leidtun.

Azad Baskin markierte in der 29. Minute das 2:0 für die SG Lühe. In dieser Szene scheitert er an Hagens Torwart Nico Gürtler. Foto: Berlin
Drei Männer fachsimpeln an der Eckfahne über die Partie. „Lühe präsentiert sich gut als Aufsteiger“, sagt der eine. „Hagen wird absteigen“, sagt der andere. Der Dritte sieht Hagen irgendwo im unteren Mittelfeld.
Von Hagens Heimstärke ist nichts mehr zu sehen
Hagens Trainer Börger trottet nach dem Abpfiff zur Altländer Reservebank rüber, um dort wie ein fairer Verlierer zum Sieg zu gratulieren. „Ich bin fassungslos“, murmelt Börger auf dem Weg zu seinem Trainerkollegen Wilkens. Denn die zweite Halbzeit trübt seine Laune erst recht.
Früher, sagt Börger, sei der SSV Hagen mal heimstark gewesen. Auf diesem kleinen und engen Platz an der Kornstraße. Da, wo ein Torwart einen Abschlag direkt in den gegnerischen Strafraum prügeln kann. Dort, wo das Toreverhindern eigentlich mit ein bisschen Mentalität leicht sein sollte. Aber die Zeiten der Heimstärke sind lange vorbei.
SSV-Trainer vermisst die Körpersprache
82 Gegentore in der vergangenen Saison hielt Börger schon für „indiskutabel“. Heute werden es insgesamt sieben. „Uns war klar, dass wir die Liga nicht zusammenschießen werden. Aber diese 1:7-Reise ist ein Dämpfer“, sagt Börger. Der Coach vermisste nach der Pause alles: Körpersprache, Kampfgeist, das Spielerische sowieso. „Wir haben uns gehen lassen“, sagt Börger.

Bennet Wittig (am Ball) zieht im Mittelfeld der SG Lühe die Fäden. Foto: Berlin
Defensiv hat die SG Lühe mit Luc Junge einen kompromisslosen Spieler, im Mittelfeld mit Bennet Wittig einen auch auf engstem Raum umsichtigen und handlungsschnellen Strategen, vorne mit Mario Scheffler, Lennart Rühle und Frederik Schindler drei Akteure, die mit Hagen Katz und Maus spielen. Jeder legt jedem mal ein Tor auf. Das geht alles zu schnell für den SSV Hagen. Zwei weitere Scheffler-Tore und je eins von Rühle und Schindler sorgen für die von Mats Böger angesprochene 1:7-Reise.
SG Lühe feiert die Tabellenführung
Da wird man doch mal träumen dürfen. Ein Betreuer auf der Altländer Bank feiert kurz vor Schluss die Tabellenführung. Nach dem ersten von 26. Spieltagen ist das noch reichlich früh. Aber als Fingerzeig taugt dieses Spiel allemal. Gerade aus Sicht der SG Lühe. Denn Coach Wilkens sah schon viel von dem Fußball, den er sehen will.

Lühe-Coach Steffen Wilkens lässt seine Mannschaft offensiv agieren. Der Aufsteiger versteckt sich nicht. Foto: Berlin
Als Aufsteiger parkt die SG Lühe nicht den sprichwörtlichen Bus vor dem eigenen Tor, sondern spielt mutig nach vorne. In der 1. Kreisklasse hatte der Verein 2023 einen Neustart begangen, junge und talentierte Spieler in den Kader integriert. Die wollen augenscheinlich offensiv agieren. Und die Lust am Kicken sieht man ihnen an.