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Infrastruktur

TTrinkwasserverband Stader Land baut in Dollern ein neues Wasserwerk

Visualisierung: Blick auf das neue Wasserwerk des TWV Stader Land in Dollern im Jahr 2028, hinten links steht der Altbau von 1959.

Visualisierung: Blick auf das neue Wasserwerk des TWV Stader Land in Dollern im Jahr 2028, hinten links steht der Altbau von 1959. Foto: Lührs Ingenieurbüro

Der Trinkwasserverband Stader Land hat große Pläne. In Dollern baut der Verband ein neues Wasserwerk. Für Geschäftsführer Ralf Burghartz ist es ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.

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Von Björn Vasel
Freitag, 06.12.2024, 10:50 Uhr

Dollern. Er muss es wissen. Der neue Geschäftsführer des Trinkwasserverbands Stader Land, Ralf Burghartz, ist als Bauingenieur schließlich vom Fach. „Es wird ein Zweckbau“, betont Burghartz. Das neue Wasserwerk wird voraussichtlich 17 Millionen Euro kosten, rechnet Jörg Meyer vom Ingenieurbüro Lührs aus Bremen vor.

Der neue TWV-Geschäftsführer Ralf Burghartz steht in der Pumpenhalle-Halle des 1959 erbauten Wasserwerks in Dollern. Foto: Vasel

Der neue TWV-Geschäftsführer Ralf Burghartz steht in der Pumpenhalle-Halle des 1959 erbauten Wasserwerks in Dollern. Foto: Vasel Foto: Vasel

Der Neubau soll südlich des bestehenden Wasserwerks am Immengrund errichtet werden. Dieses ist in den Jahren 1958 bis 1959 errichtet worden. Ab 1960 wurde das Trinkwasser aus zehn Brunnen gefördert. Heute sind es 23 Brunnen - entlang des Geesthanges zwischen Dollern und Agathenburg und im Agathenburger Moor.

Das Wasser wird aus einer Tiefe von 40 bis 80 Metern gefördert. Die Förder- und Aufbereitungsleistung liegt bei 3,65 Millionen Kubikmeter im Jahr. Das sind rund 10.000 Kubikmeter am Tag. „Im Zuge des Wasserwerkneubaus sollen vier bis fünf weitere Brunnen gebohrt werden“, so der Technische Leiter des Trinkwasserverbands (TWV) Stader Land, Jens Westphal.

Für den Neubau müssen Bäume in dem kleinen Waldstück gefällt werden. Es wird einen Öko-Ausgleich geben. Das Baufeld misst 6000 Quadratmeter, die Hälfte ist (noch) Wald.

Wasserwerk-Inbetriebnahme für Dezember 2028 geplant

Aktuell arbeiten die Architekten und Ingenieure am Bauantrag. Dieser soll bis Januar eingereicht werden. Jörg Meyer und Ralf Burghartz rechnen mit einer Baugenehmigung im Juni 2025. Nach der Ausschreibung und der Auftragsvergabe könnten Handwerker „noch im November“ kommenden Jahres auf der Baustelle loslegen. Der Probebetrieb soll im August 2028 starten.

Auf dieser Fläche soll das neue Wasserwerk errichtet werden.

Auf dieser Fläche soll das neue Wasserwerk errichtet werden. Foto: Vasel

Wenn alles klappt, könnten der Verbandsvorsitzende Hans-Werner Hinck und Geschäftsführer Ralf Burghartz im Dezember 2028 den Schalter umlegen. Das alte Wasserwerk wird nach der Inbetriebnahme nicht abgerissen, ein Teil wird weiter genutzt. Die bestehenden Brunnen sind ausgelastet. Im Volllastbetrieb sollen in der Zukunft 900 Kubikmeter in der Stunde zu Trinkwasser aufbereitet werden - bis zu 18.000 Kubikmeter am Tag. Diese Menge lässt sich über das geltende Wasserrecht abbilden. Bis Ende 2024 darf das Wasserwerk Dollern rund vier Millionen Kubikmeter im Jahr aus dem Untergrund nach oben pumpen.

Riesenwasserspeicher im Untergeschoss

Das Wasserwerk wird in Massivbauweise erstellt. Das Rohwasser wird in dem Neubau im Freigefälle durch Filter- und Belüftungsanlagen ohne Einsatz von Zwischenpumpen fließen. Das spart Energie. Auf dem extensiv begrünten Flachdach ist Platz für eine Photovoltaikanlage.

Sechs Filterstraßen sind geplant. Im Untergeschoss wird ein riesiger Wasserbehälter eingebaut - aus wasserundurchlässigem WU-Spezialbeton. Das Volumen beträgt laut Meyer rund 2200 Kubikmeter. Das entspricht 12.222 gefüllten Badewannen.

Mit diesem Neubau und weiteren Investitionen in Leitungsnetz und Speicher will der Trinkwasserverband die Versorgung sichern - auch bei steigenden Spitzenabgaben. Neue Technik soll die hohe Wasserqualität verbessern. Das Konzept: Stark manganbelastetes Wasser so filtern, dass die Ausfällungen im Rohrnetz eingeschränkt werden und kostenintensive Spülungen der Leitungen „nicht mehr oder nur noch eingeschränkt notwendig werden“.

Um die Probleme in der Alt-Anlage in den Griff zu bekommen, läuft ein bundesweit beachteter Versuch unter Federführung der TU Hamburg - unter Einbindung des Umweltbundesamts und des Kreis-Gesundheitsamts. Phosphat wird hinzugegeben, um die Mikrobiologie im Filter anzuregen. Denn die gesundheitlich unschädlichen Eisen- und Mangan-Ablagerungen in den Rohren verringern sonst weiter den Durchfluss.

Außerdem wird in Dollern für 250.000 Euro ein neues zentrales Lagergebäude installiert.

In Harsefeld und Apensen sind Speicherbehälter ans Netz gegangen, um ab 2025 auf der Geest durch ausreichend Druck und Wasser die Versorgung der Haushalte und Gewerbebetriebe zu sichern. Berechnungen werden jetzt auch für den Nordkreis angestellt.

Blick in die Filterstraßen des heutigen Wasserwerks in Dollern, die alte Steuerung aus den 1950er Jahren (vorne) ist bereits erneuert worden.

Blick in die Filterstraßen des heutigen Wasserwerks in Dollern, die alte Steuerung aus den 1950er Jahren (vorne) ist bereits erneuert worden. Foto: Vasel

Ohnehin wächst der Durst - vor allem durch mehr Einwohner. Laut Wasserbedarfsprognose muss der TWV mittelfristig bis zu elf Millionen Kubikmeter fördern - eine Million mehr als aktuell bewilligt. Das heißt: Auch in den beiden anderen Wasserwerken des Verbandes, Himmelpforten und Heinbockel, muss die Menge erhöht werden.

Der Trinkwasserverband Stader Land ist 1990 aus den ehemaligen Wasserverbänden Wasserversorgungsverband Kehdingen und Wasserleitungsverband Altes Land entstanden. Der TWV versorgt das Gebiet des Landkreises Stade mit Ausnahme der Kernbereiche der Hansestädte Stade und Buxtehude mit Trink- und Betriebswasser. 49.400 Kunden stehen in der Datei, versorgt werden knapp 136.000 Menschen.

Schutz gegen Cyber-Kriminelle

Nachdem Cyber-Kriminelle der russischsprachigen Lockbit-Gruppe im Jahr 2023 unzählige Kunden-Daten erbeutet haben, hat sich der Verband mit Hilfe der Deutschen Telekom einem IT-Stresstest unterzogen. Des Weiteren sei kräftig in Software und Personal investiert worden. Um die kritische Infrastruktur noch besser zu schützen, werden jetzt Notstromaggregate angeschafft. Außerdem wird die Videoüberwachung ausgebaut - auch zum Schutz vor Einbrechern.

Technik und Kunst: Das alte Wasserwerk in Dollern wurde 1959 eingeweiht.

Technik und Kunst: Das alte Wasserwerk in Dollern wurde 1959 eingeweiht. Foto: Vasel

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