TÜberall Blut: Junge Feuerwehrmänner erleben Gewalttat im Kinderzimmer

Das Amts- und Landgericht Stade war Schauplatz eines dramatischen Prozesses. Foto: Koppe
Sie werden zu Helden: Als Ersthelfer stürmen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr in eine Wohnung in Hechthausen. Im Prozess um eine lebensbedrohlich verletzte Frau kommen in Stade erstmals Details der Tat ans Licht.
Stade/Hechthausen. Erneut wurde der 35 Jahre alte Angeklagte von zwei Wachtmeistern in den Saal geführt - es folgte dasselbe Prozedere wie bei den vergangenen Terminen: Dem türkischen Staatsbürger wurden die Handschellen abgenommen, er nahm Platz und schwieg während der gesamten Verhandlung.
Zu diesem Termin wurden zwei Feuerwehrmänner aus Hechthausen als Zeugen geladen. Während das Gericht auf diese wartete, wurden Fotos gezeigt. Auf diesen waren der Tatort, die Verletzungen der 34-jährigen Ehefrau sowie die der ältesten Tochter, aber auch eine Verletzung des Angeklagten zu sehen. Er soll nach der Tat versucht haben, seine Pulsader aufzuschneiden, um sich das Leben zu nehmen.
Überall Blutspritzer in der Wohnung
Die gezeigten Fotos ließen nur erahnen, was sich in der Wohnung abgespielt haben muss. Große Teile der Wohnung waren mit Blutspritzern bedeckt. Eine Türklinke war völlig blutverschmiert. Am schlimmsten sah jedoch das Kinderzimmer aus, in dem sich die Tat ereignet hat. Links und rechts stand jeweils ein Kinderbett an der Wand. In der Mitte lag eine Matratze auf dem Boden. Auf dieser war ein großer Blutfleck zu sehen. Der Angeklagte verzog keine Miene, als die Bilder gezeigt wurden. Er schaute sie einfach nur teilnahmslos an.
Auch die Wunden der Ehefrau wurden gezeigt: vier große zugenähte Verletzungen auf ihrem Rücken, eine am Ohr, eine weitere an der Schulter. Ihre Arme waren ebenfalls verletzt. Ebenso ein Arm der Tochter.

7. Juni 2024 in Hechthausen: In einer Wohnung am Marktplatz hatte sich die brutale Messer-Attacke ereignet. Foto: Lange
Diejenigen, die diese Wunden erstversorgten, waren drei Feuerwehrmänner aus Hechthausen. Zwei von ihnen sagten als Zeugen aus.
Ehefrau lag schwer verletzt auf einer Matratze
„Wir hatten Jugendfeuerwehr-Dienst“, beginnt der 18-jährige Industriemechaniker aus Hechthausen seine Aussage. „Plötzlich hörten wir laute Schreie und folgten diesen in die Wohnung neben dem Feuerwehrhaus. Auf dem Weg dorthin kamen uns schon Kinder entgegen. Sie waren völlig aufgebracht und schrien laut“, berichtet der Feuerwehrmann weiter.
Als sie die Wohnung betraten, ahnten sie noch nicht, was sie erwartete. Als sie den Flur entlang zum Kinderzimmer liefen, sahen sie den Angeklagten über seiner Ehefrau. „Als er uns bemerkte, stand er auf, ließ das Messer fallen und ging einfach an uns vorbei. Er verhielt sich erstaunlich ruhig und verließ die Wohnung“, sagte der Zeuge. Ähnlich hatte es der 19-jährige Zeuge aus Hechthausen in Erinnerung.
Die Ehefrau habe schwer verletzt auf der Matratze gelegen. Er (der 19-jährige Zeuge) sei sofort zurück in das Feuerwehrhaus gegangen, um den Erste-Hilfe-Koffer zu holen und die Rettungskräfte zu alarmieren. Sein jüngerer Kollege hat es noch genau vor Augen: „Die Frau war so blutverschmiert, dass wir erst alles abwischen mussten, um überhaupt zu sehen, wo die Einstiche waren.“ Nachdem sie die 34-Jährige versorgt hatten und die Rettungskräfte eingetroffen waren, gingen die Feuerwehrmänner nach draußen. Hier sei der Angeklagte wieder aufgetaucht und festgenommen worden.