TÜberfall auf Taxifahrer - der Täter sagt nur: „Ich stech Dich ab!“

Die Polizei hat lange auf Zeugen für die Tat gehofft. Die Plakate hingen an manchen Stellen drei Jahre in der Stadt aus. Foto: Scheer
Gesucht wird: der „Taxi-Mörder“. Taxifahrer Wilfried Bührig wurde vor 13 Jahren in Bremerhaven überfallen. Ein Messerstecher verletzte ihn so schwer, dass er an den Folgen starb. Seine Brüder versprechen eine hohe Belohnung für Hinweise auf den Täter.
Bremerhaven. 10.000 Seiten dick sollen die Ermittlungsakten der Kripo am Ende gewesen sein - ohne Erfolg, den Täter zu ermitteln. Der Bremerhavener Wilfried Bührig starb im Alter von nur 54 Jahren, nachdem ein Unbekannter auf ihn in seinem Taxi eingestochen hatte. Immer wieder.
Das Messer schnitt durch die Hand, durchbohrte die Wange, traf den Arm, steckte im Oberkörper, perforierte die Lunge. „Ich stech Dich ab“, sollen die einzigen Worte gewesen sein, die der Unbekannte an sein Opfer richtete, als er die Beifahrertür aufriss. Sieben Mal stach er zu.
Warten auf den allerletzten Fahrgast
Wilfried Bührig hatte nach einigen Jahren Pause gerade erst wieder angefangen, nachts Taxi zu fahren. An jenem 23. Juli 2011 hatte er kurz vor vier Uhr in einem Lokal im Fischereihafen noch eine Tasse Kaffe getrunken und sich dann verabschiedet, um Feierabend zu machen.
Aber wer will den Weg nach Spaden schon allein fahren - also stellte sich der Chauffeur doch noch „auf eine Zigarettenlänge“ an den Stand am Konrad-Adenauer-Platz, den Geestemünder Neumarkt. Die einzige Taxe - vielleicht kommt ja noch jemand...?
Opfer gibt Täterbeschreibung vor Not-OP
Ein junger Kerl von vielleicht 25 Jahren trat tatsächlich an den Wagen heran. Ein Mann von schmaler Statur mit dunkelbraunen Haaren und einem Bart. Er trug einen dunklen Kapuzenpullover und auf dem Kopf eine dunkle Baseballkappe.
Wilfried Bührig konnte die Beschreibung vor seiner Notoperation noch selbst abgeben und auch seinen Brüdern erzählte er nach ein paar Tagen, was der Täter zu ihm gesagt hatte: „Ich stech Dich ab!“.
„Das war kein Raubüberfall“, sagen Dieter und Manfred Bührig, die Brüder, heute übereinstimmend. „Da wollte jemand einen Mord begehen.“
Plötzlich geht es dem Opfer schlechter
„Wir waren uns schon sicher, dass er mit dem Leben davongekommen ist“, sagt Dieter Bührig. Wilfried - „Willi“ nennen sie ihn in der Familie - ging es nach den Operationen bald besser, er konnte sogar Besuch empfangen, wurde von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt.
Die Kripo hatte sich angekündigt, ihn ausführlich zu befragen und von einem Spezialisten ein Pantombild zeichnen zu lassen. Er habe den Mann zuvor noch nie gesehen, sagte Wilfried Bührig, aber er würde ihn sicher wiedererkennen.
Konvoi mit 68 Taxen in Gedenken an Wilfried Bührig
Doch dann erlitt Wilfried Bührig eine Lungenembolie, er musste in ein küstliches Koma gelegt werden, sein Zustand verschlechterte sich dramatisch. Keine drei Wochen später war er tot, ohne noch einmal wieder zu sich gekommen zu sein.
Bremerhavens Taxifahrer formierten mit 68 Wagen einen Konvoi durch die Stadt, an jeder Taxe wehten Trauerflore, am Tatort gedachten sie ihres toten Kollegen. Wilfried Bührig war lange Jahre selbst Taxiunternehmer gewesen, übernahm dann aber eine mobile Fischtour.
Als er sie nach zehn Jahren mit gutem Gewinn verkauft hatte, wollte er sich eigentlich in den Ruhestand verabschieden. Mit 54 ist man aber zu jung dafür, nichts zu tun, „da fuhr er wieder Taxi - als Aushilfe“, erzählt Manfred Bührig. Willi lebte allein, „es war nicht immer einfach mit ihm“, sagt sein Bruder Dieter. Ein Eigenbrödler sei er gewesen, ruhig in der Art.