TÜbernahme von Karl Meyer: So erklärt das Unternehmen den Verkauf

Das größte Unternehmen in Wischhafen, die Karl Meyer AG, wurde verkauft. Das sind die Reaktionen aus dem Kreis Stade. Foto: Elsen
Die Nachricht überraschte am Dienstag alle. Die Karl Meyer AG aus Wischhafen ist rückwirkend zum 1. Januar an die Bremer Nehlsen AG verkauft worden. Jetzt gibt es Reaktionen.
Landkreis. Die Karl Meyer AG mit ihren rund 800 Mitarbeitern gehört zu den bekanntesten Unternehmen in der Region. Derzeit ist es für die Abholung des Mülls im Landkreis Stade zuständig. Die Fahrzeuge und Mitarbeiter gehören zum alltäglichen Bild. Jetzt wurde das Unternehmen verkauft. Der Grund: Es gibt keinen Nachfolger in der Familie Meyer.
Inzwischen gibt es Reaktionen zum Verkauf des Unternehmens. Völlig überraschend kam die Nachricht für die Nordkehdinger Samtgemeindebürgermeisterin Erika Hatecke. „Für uns war diese Entwicklung nicht erkennbar“, erklärte sie. Gleich nachdem die Geschäftsführung am Dienstag die Mitarbeiter über die Firmenübernahme durch die Nehlsen AG informiert hatte, habe Dr. Axel Meyer sich persönlich bei ihr gemeldet.
Firmenchef informiert Erika Hatecke persönlich
„Ich bin sehr dankbar für die schnelle und umfangreiche Information“, so Hatecke. Die familiären Gründe für diese Entscheidung seien nachvollziehbar und sie wünsche der Familie für die Zukunft alles Gute. „Für den Firmenstandort Wischhafen hoffe ich, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den politischen Gremien vor Ort mit der Firma Nehlsen fortgeführt werden kann und dass die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden erhalten bleiben“, so Hatecke.

Erika Hatecke, Bürgermeisterin der Samtgemeinde Norkehdingen. Foto: privat
Wischhafens Bürgermeister Bernhard Tietje wurde von der Nachricht kalt erwischt. „Da ist vorweg nichts durchgesickert“, so Tietje. Für Wischhafen sei die Karl Meyer AG als größtes Unternehmen vor Ort ein verlässlicher Partner. Dabei habe die Gemeinde nicht nur steuerlich profitiert.
Bürgermeister hofft auf Erhalt des Autohauses
Karl Meyer habe sich spendabel gezeigt, wenn Kindergarten oder Vereine um Unterstützung baten. Tietje hofft, dass nach der Betriebsübernahme durch Nehlsen die Zusammenarbeit fortgesetzt wird und auch die Unterfirmen, wie das Autohaus und die Energiesysteme AG, in Wischhafen erhalten bleiben.
Wir wünschen uns, dass der neue Eigentümer sich möglichst bald auch in den zuständigen Gremien des Landkreises vorstellt.
Björn Protze, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag
„Die Entscheidung der Familie Meyer, das Unternehmen zu verkaufen, nehmen wir zur Kenntnis: Wir wünschen uns, dass der neue Eigentümer sich möglichst bald auch in den zuständigen Gremien des Landkreises vorstellt“, sagt Björn Protze, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stader Kreistag.
SPD: Keine Verschlechterung für Beschäftigte
„Wir gehen davon aus, dass alle vertraglichen Vereinbarungen eingehalten werden und die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht zum Schlechten hin verändert“, sagt der Stader Sozialdemokrat.

Björn Protze ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Stader Kreistag. Foto: Berlin
Außerdem gehe die SPD davon aus, dass der Sitz des Unternehmens weiterhin in Nordkehdingen ist und somit dort auch Gewerbesteuer bezahlt werde. „Wir werden im Hinblick auf die nächste Ausschreibung der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsaufträge unser Augenmerk darauf richten, dass Tarifverträge eingehalten werden und gelten und dass die Arbeitnehmervertretung entsprechend vorhanden ist und Mitbestimmungsrechte gewährleistet sind“, so Protze.
Gewerkschaft und Betriebsrat zurückhaltend
Die für das Unternehmen zuständige Gewerkschaft Verdi und der Karl-Meyer-Betriebsrat wollten sich zum Verkauf des Unternehmens noch nicht äußern.
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Dem TAGEBLATT liegt das interne Schreiben des Unternehmens an die Beschäftigten vor. „Da es innerhalb der Familie Meyer keine Nachfolger gibt, haben wir uns intensiv mit der Frage befasst, wie die Zukunft der Unternehmensgruppe gesichert werden kann“, heißt es dort. Ziel sei es gewesen, die Karl Meyer Gruppe nachhaltig aufzustellen und für alle Mitarbeitenden eine sichere Perspektive zu gewährleisten.
Nehlsen AG ist ein Familienunternehmen
„Mit der Nehlsen AG haben wir einen neuen Eigentümer gewonnen, der unsere Werte und unsere Unternehmenskultur teilt und entschlossen ist, die Gruppe weiterzuentwickeln“, so die Botschaft an die Beschäftigten.
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Man kenne die Eigentümer der Nehlsen Gruppe seit über 30 Jahren und habe die Familie und das Management immer als „vorausschauende und zuverlässige Unternehmenslenker“ erlebt. „Als Familienunternehmen mit einer über 100-jährigen Geschichte wird im Hause Nehlsen eine vergleichbare Unternehmenskultur wie in der Karl Meyer Gruppe gelebt.“
Meyer-Geschäftsführung hört auf
Die bisherige Karl-Meyer-Geschäftsführung wird laut dem Schreiben in diesem Jahr vollständig aus dem Unternehmen ausscheiden. „Wir sind uns bewusst, dass diese Mitteilung für Sie zum jetzigen Zeitpunkt möglicherweise eine Überraschung bedeutet und viele Fragen aufwirft. Seien Sie jedoch versichert: Dieser Schritt bietet große Chancen und eine gesicherte Zukunft für die gesamte Unternehmensgruppe“, heißt es in der Mitarbeiter-Info.
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Alle Mitarbeitenden und Führungskräfte seien ausgezeichnet in ihren Positionen. „Die neuen Eigentümer werden sich glücklich schätzen, eine so großartige, kompetente und engagierte Crew zu haben, ihnen Respekt zollen und ihre weitere Entwicklung fördern.“

Die Zufahrt zur Karl Meyer AG. Foto: Klempow

Blick auf den Unternehmenssitz der Karl Meyer AG und das Autohaus. Foto: Klempow