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TÜberraschende Erkenntnisse: Deswegen gehen Menschen in Stades City

Das Studententrio: Sebastian Domke (von rechts), Selahattin Kursun und Kathrin Meyer haben interessante Erkenntnisse zur Stader Innenstadt zusammengetragen.

Das Studententrio: Sebastian Domke (von rechts), Selahattin Kursun und Kathrin Meyer haben interessante Erkenntnisse zur Stader Innenstadt zusammengetragen. Foto: Strüning

Ein Studenten-Trio von der Privaten Hochschule in Stade wollte es wissen: Was führt die Menschen in die City und was wünschen sie sich? Die Antworten sind zum Teil überraschend.

Von Lars Strüning Montag, 27.10.2025, 11:50 Uhr

Stade. Von Januar bis Mitte März führten drei Studierende der Betriebswirtschaftslehre an der PFH Private Hochschule Göttingen vom Hansecampus Stade eine Umfrage im Rahmen eines Praxisprojekts zum Thema Innenstadtentwicklung durch. Es handelt sich um Sebastian Domke aus Düdenbüttel, Selahattin Kursun aus Stade und Kathrin Meyer aus Ahrenswohlde. Zur Bewerbung der Umfrage wurden Flyer verteilt, Social Media genutzt und eine Verbreitung über die Stader Schulen organisiert.

Attraktives Ensemble: die Stader Altstadt. Damit möglichst viele Menschen hier einkaufen gehen, braucht es neue Ideen.

Attraktives Ensemble: die Stader Altstadt. Damit möglichst viele Menschen hier einkaufen gehen, braucht es neue Ideen. Foto: Martin Elsen

Insgesamt nahmen 1900 Personen teil. Zusätzlich wurden Interviews mit mehreren Unternehmen aus der Stader Innenstadt durchgeführt, um diese Perspektive in die Auswertung einzubeziehen. Die Auswertung fokussierte sich insbesondere auf die Altersgruppe zwischen 16 und 40 Jahren.

Das sind die sieben Erkenntnisse der Studenten

Erkenntnis 1: Soziale Treffpunkte verlagern sich in den privaten Bereich. Bei allen Zielgruppen ist der zentrale Treff mit Freunden das eigene Zuhause. Vor allem die Zahl der 16- bis 23-Jährigen ist auffällig hoch – hier scheint der Bedarf nach Diskotheken oder Bars nur gering zu sein, Feiern und Partys werden privat (Stichwort: Homies) durchgeführt.

Vermutung des Studententrios: Es kann an einem geänderten Freizeitverhalten nach der Corona-Pandemie liegen, als sich die jungen Menschen daran gewöhnten, sich im eigenen sozialen Umfeld zu treffen. Vielleicht liegt es auch einfach nur an fehlendem Geld.

Gastronomie spielt eine große Rolle für die City

Falls Treffen in der Stadt stattfinden, ist die Gastronomie der Hauptanlaufpunkt aller Zielgruppen. Danach folgen für die 16- bis 23-Jährigen Kino (32%) und Bowling (26%), während die 31- bis 40-Jährigen sich eher in Bars (33%) und Diskotheken (22%) treffen.

Erkenntnis 2: Die Menschen kommen vor allem in die Innenstadt, um Geschenke zu kaufen. Das allerdings, räumte Kathrin Meyer ein, kann auch an der Zeit des Umfragezeitraums gelegen haben. Ebenfalls wichtig sind den Befragten allgemeines Shopping, Treffen mit Freunden oder Familie sowie der Kauf von Kleidung.


Erkenntnis 3:
Die Interviewpartner wünschen sich mehr Mitmachangebote und Aktivitäten in den Geschäften selbst. Für das offizielle Stader Stadtmarketing ist diese Aussage elementar. Ihr Geschäftsführer Andreas Schäfer sieht die Antworten als Auftrag für Gastronomie und Einzelhandel. „Wir müssen Anreize schaffen, damit die Menschen in die Innenstadt kommen“, sagt er. Der Kultur-Pop-up-Store seiner Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stader Wirtschaftsförderung in der Hökerstraße sei ein gutes Beispiel.

Junge Menschen lieben Mitmachaktionen

Hier finden regelmäßig Workshops statt, das Angebot werde gut angenommen. Seine Kollegin, die City-Managerin Christine Plath, verweist auf drei Läden, die diese Art von Mitmachaktionen bereits bieten: Shell‘s Concept Store, die Drogerie sowie Butterbrot und Blattgold. Wilfried Stief vom Verein Aktuelles Stade zieht daraus seine Schlüsse: „Wir sind alle aufgefordert, die City attraktiver zu machen.“ Aktuelles Stade und Stadtmarketing haben die Umfrage der Studierenden unterstützt.

City-Managerin Christine Plath (links) und Amir Afschartabbar (rechts) von Stade aktuell unterstützten die Studenten Sebastian Domke (von links), Selahattin Kursun und Kathrin Meyer.

City-Managerin Christine Plath (links) und Amir Afschartabbar (rechts) von Stade aktuell unterstützten die Studenten Sebastian Domke (von links), Selahattin Kursun und Kathrin Meyer. Foto: privat


Erkenntnis 4:
Junge Leute gehen gerne einkaufen in der City. „Besonders die jüngste Zielgruppe bevorzugt den Einkauf vor Ort“, heißt es in der Auswertung des PFH-Trios. Ihre bevorzugten Produkte: Lebens- und Arzneimittel oder Kosmetika. Ausschlaggebend hierfür seien die sofortige Verfügbarkeit und die Möglichkeit, Produkte auszuprobieren. Bei älteren Zielgruppen zeige sich dagegen eine Gleichverteilung zwischen Online- und Vor-Ort-Käufen.

Erkenntnis 5: Die Befragten bevorzugen eine ausgewogene Mischung aus Filialisten und inhabergeführten Geschäften. Bei den Nennungen fehlender Geschäfte stehen bekannte Filialisten wie Zara, Action, DM, Coffee Shops wie Starbucks sowie Unverpacktläden im Vordergrund. Das Problem: Stade ist für einige Unternehmen zu klein, andere finden nicht ausreichend große Geschäftsräume in der kleinteiligen Altstadt, so Schäfer.

Die Lieblingsgeschäfte der jungen Kunden

Auch bei den Lieblingsgeschäften stehen Ketten wie H&M, Thalia, Rossmann und TK Maxx an erster Stelle, bei den inhabergeführten Geschäften würden Cafés oder Eisläden geschätzt. Insgesamt entfallen 54 Prozent der Nennungen auf Ketten, 46 Prozent auf inhabergeführte Geschäfte.


Erkenntnis 6:
Viele Wünsche der Befragten an die Innenstadt sind noch offen. Sie wünschen sich eine höhere Aufenthaltsqualität, also mehr Sitzgelegenheiten, mehr Grün, Spiel- und Freizeitflächen sowie eine attraktivere Nutzung bestehender Orte (zum Beispiel Ankerplatz). Wichtig sind auch Sicherheit, Sauberkeit und Barrierefreiheit, insbesondere durch bessere Beleuchtung, sichtbare Präsenz von Ordnungskräften und ein gepflegtes Bahnhofsumfeld.

Die gefühlte Sicherheit treibt die Menschen um

Zum Thema Sicherheit hätten sich viele Befragte ohne Anlass geäußert. Gerade wenn wenig los sei in der City, fühlten sich viele unsicher, also unwohl. Das Thema bessere Aufenthaltsqualität nimmt Andreas Schäfer mit. Die jungen Menschen suchen Orte zum Treffen, ohne Verzehrzwang und ohne dass es Geld kostet. Diese Flächen sicherzustellen, sei eine zukünftige Aufgabe der Stadtplanung. Stade dürfe nicht nur pures Einkaufen anbieten, sondern müsse für Erlebnisse sorgen. Schäfer spricht von einer „multifunktionalen Stadt“ mit Einkaufen, Erleben, Events und Gastro.

Der traditionelle Herbstjahrmarkt lockt viele Besucher in die Stader Innenstadt.

Der traditionelle Herbstjahrmarkt lockt viele Besucher in die Stader Innenstadt. Foto: Stade Marketing und Tourismus


Erkenntnis 7:
Nicht alles ist Gold in der Innenstadt. Kritik kam auch auf an den Öffnungszeiten in der City. Für den Handel werden nicht nur mehr Vielfalt, sondern längere und einheitliche Öffnungszeiten gefordert. Weitere Anliegen: Kartenzahlung, digitale Services, kostenloses WLAN, stärkere Social-Media-Nutzung und eine freundlichere Beratung. Offenbar fühlen sich jüngere Menschen nicht immer wertgeschätzt.

Veranstaltungen sollen sichtbarer, häufiger und auch in den Wintermonaten stattfinden, bevorzugt mit Musik und Kultur. Zudem erwarten die Befragten im Allgemeinen mehr Angebote für Jugendliche, kindgerechte Infrastruktur für Familien und insgesamt eine lebendige, vielfältige und moderne Innenstadt.

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