TUngewöhnliches Bündnis: Was Christen und Moslems in Buxtehude vorhaben

Das Vorbereitungsteam von St. Paulus und der Islamischen Gemeinde: Michael Stukenbrock, Erkan Dündar, Stephan Jannasch und Anja Stukenbrock. Foto: Richter
Es ist eine besondere Zusammenarbeit: Die evangelische St.-Paulus-Kirchengemeinde und die Islamische Gemeinde zeigen einen Film und wollen reden - über Flucht und Migration.
Buxtehude. Es ist das erste Mal, dass die evangelisch-lutherische St.-Paulus-Kirchengemeinde und die Islamische Gemeinde Buxtehude e. V. (Selam Moschee) gemeinsam eine solche Veranstaltung auf die Beine stellen.
Am Freitag, 22. August, zeigen sie den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes“ und bitten im Anschluss zum offenen Gespräch.
Menschlichkeit, Mitgefühl und Solidarität kennen keine Grenzen, weder religiöse noch kulturelle, sagen die Veranstalter. „Alle Interessierten sind herzlich willkommen – wer ein Zeichen für Respekt und Mitgefühl setzen möchte, sollte sich diesen besonderen Abend nicht entgehen lassen.“
Initialzündung für die Kooperation war die Kundgebung „Buxtehude wählt bunt“ im Februar 2025. Der Bunte Block hatte neben Vertretern aller demokratischen Parteien auch Vertreter der örtlichen Religionsgemeinschaften zu Redebeiträgen eingeladen.
Bei den Vorbereitungen lernten sich Erkan Dündar, Kardiologe am Elbe Klinikum und Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde am Schützenhofweg, und der Buxtehuder Superintendent Martin Krarup kennen.
Kennenlernen mit offenem, ehrlichem Austausch
Danach lud die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Buxtehude Dündar zu einer Sitzung ein. „Dabei sind wir in einen sehr intensiven Austausch gekommen“, sagt Anja Stukenbrock von der St.-Paulus-Gemeinde, die dabei war.
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„Es war ein sehr schönes Kennenlernen. Authentisch, offen und ehrlich“, erinnert sich Dündar. Bald darauf trafen sich die beiden unverabredet wieder: in einer Videokonferenz mit Fimvorführung und Gespräch, zu der die Macher und Unterstützer des Films „Kein Land für Niemand“ Interessierte aus ganz Deutschland eingeladen hatten.
Die St.-Paulus-Gemeinde ist Mitglied im Seenotrettungsbündnis „United4Rescue“, Anja und ihr Ehemann Michael Stukenbrock betreuen die damit verbundenen Projekte.
„Ich habe sofort gedacht: Den Film müssten alle sehen“, sagt Erkan Dündar. So ging es Anja Stukenbrock auch. Es lag nahe, gemeinsame Sache zu machen, und in einem ersten Gespräch zwischen St. Paulus und Islamischer Gemeinde wurde das wohlwollend aufgenommen.
„Erst habe ich gedacht, wir zeigen den Film in der Moschee und legen Schlauchboote für die Zuschauer hin“, sagt Dündar. Doch damit so viele Menschen wie möglich den Film sehen können, entschieden sie sich letztlich für das Gemeindezentrum St. Paulus.
Kritik an Entscheidung
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Die Filmemacher berichten, dass sie während der Dreharbeiten von den aktuellen Entwicklungen eingeholt wurden, sagt Michael Stukenbrock: „Die restriktive Flüchtlingspolitik in Deutschland und der EU hat zu einer erschreckenden Verschlechterung der Situation an den europäischen Außengrenzen geführt.
Es wird bewusst in Kauf genommen, dass dort Menschen ersaufen.“ Der jetzige Zustand sei jenseits der Menschenrechte. Das führe der Film deutlich vor Augen.
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Was Christen und Muslime eint: Menschlichkeit
„Ich wünsche mir, dass wir nicht nur darüber sprechen, sondern das auch gemeinsam fühlen. Die einen sind Christen, die anderen Muslime. Aber das ist kein trennendes Element“, sagt Erkan Dündar.
„Darin sind wir uns wahnsinnig nah“, bestätigt Pastor Stephan Jannasch: „Ein Mensch, den Gott geschaffen hat, darf nie entmenschlicht werden.“
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Los geht‘s am Freitag, 22. August, um 18.30 Uhr im Gemeindezentrum St. Paulus, Finkenstraße 53.
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