TUnter dem Radar: So viele Wohnungslose gibt es in Buxtehude
Das Leben in einer Gemeinschaftsunterkunft ist belastend. Ruhe zu finden, ist nicht immer einfach (Symbolfoto). Foto: Andreas Arnold/dpa
Wohnungslosigkeit sieht man den Menschen nicht an. Die Öffentlichkeit weiß wenig über sie. Das ist die Situation von Wohnungslosen in Buxtehude.
Buxtehude. Menschen in Buxtehude, die keine eigene Wohnung haben, müssen in der städtischen Unterkunft an der Bebelstraße vorübergehend auf engstem Raum leben. In Zimmern komme es zu Doppelbelegungen. Das berichtete ein Bewohner dem TAGEBLATT.
Wohnungslose sind Menschen, die in der Öffentlichkeit unter dem Radar bleiben. Personen, die eine Unterkunft, aber keine eigene Wohnung haben. Obdachlos sind dagegen Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und auf Straßen und in Parks leben.
33.000 Wohnungslose in Niedersachsen
In Niedersachsen hat sich laut dem Landesamt für Statistik die Zahl der Wohnungslosen innerhalb von zwei Jahren etwa verdreifacht. Anfang 2024 gab es rund 33.000 untergebrachte Wohnungslose im Land - Anfang 2022 waren es nur rund 10.860.
In Buxtehude sind nach Angaben der Stadtverwaltung aktuell 132 wohnungslose Personen untergebracht. Davon sind 71 Männer und 61 Frauen. 19 Wohnungslose sind minderjährig. Das geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine TAGEBLATT-Anfrage hervor.
Laut der Fachgruppe Soziales und Wohnen sei die Zahl nicht auffällig hoch, sondern ähnlich wie in anderen vergleichbar großen Städten.
Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Anzahl wohnungsloser Menschen in Buxtehude nicht steigend. Das ist anders als im Landestrend.

In der Gemeinschaftsunterkunft an der Bebelstraße bietet die Stadt Buxtehude Wohnungslosen 20 Plätze. Foto: Sulzyc
Wohnungslose Menschen bringt die Stadt Buxtehude in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen unter. Gemeinschaftsunterkünfte befinden sich an der Bebelstraße (20 Plätze), Estetalstraße (5 Plätze) und zwei an der Harburger Straße: eine mit 5 Plätzen und die andere mit 6 Plätzen ausschließlich für Frauen.
Der Wohnungsmarkt in Buxtehude ist angespannt. Preisgünstige Wohnungen sind Mangelware. Wohnungslose haben es extrem schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
So lange bleiben Menschen wohnungslos
„Es gibt Personen, die sich bemühen und denen es gelingt, innerhalb weniger Monate bis maximal einem Jahr eine eigene Wohnung zu finden“, heißt es aus der Fachgruppe Soziales und Wohnen.
Bei anderen Personen gebe es wenig Chancen oder Mitwirkung, eine dauerhaft gesicherte eigene Wohnmöglichkeit zu finden. Laut Verwaltung zählen etwa 20 Menschen in Buxtehude zu diesem harten Kern.
Das sind Gründe für Wohnungslosigkeit
Gründe für Wohnungslosigkeit seien Mietschulden, Verlust des Arbeitsplatzes, steigende Lebenshaltungskosten und die allgemeine Wohnungsknappheit. Oft handele es sich nicht nur um eine Ursache, sondern um eine komplexe Gemengelage.
Die Stadt Buxtehude beschäftigt eine Sozialpädagogin, die sich um Wohnungsnotfälle kümmert. Bei Räumungsklagen versucht sie, die drohende Wohnungslosigkeit abzuwenden.
Wohnungslose zahlen für Unterkunft
Wohnungslose in den städtischen Unterkünften zahlen für Miete, Strom und Heizung. Eine Satzung sieht Gebühren in Höhe von 204 Euro beziehungsweise 368 Euro vor. Welche Gebühr fällig wird, hängt davon an, ob das Sozialamt oder das Jobcenter die Betroffenen unterstützt.
Das Leben in Gemeinschaftsunterkünften ist belastend. Die Unterbringung erfordere eine gewisse Toleranz und Kompromissbereitschaft gegenüber den Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Das allgemeine Verständnis von Ruhezeiten, allgemeine Rücksichtnahme, Ordnung und Sauberkeit variiere teilweise sehr stark, heißt es in der Antwort der Verwaltung.
Versprechen von Sozialarbeitern würden momentan nicht eingehalten, beschrieb ein Wohnungsloser dem TAGEBLATT seine Empfindung in einem Brief. Welche das seien, erwähnte er nicht.
Recht auf ein Bett - nicht auf ein Einzelzimmer
Und was ist der Grund für Doppelbelegungen in Zimmern der Unterkunft Bebelstraße? In einer anderen städtischen Gemeinschaftsunterkunft seien Arbeiten an Leitungen und Rohren erforderlich. Deshalb würden Zimmer mit Einzelbelegung vorübergehend zusätzlich mit einer Person aus der sanierungsbedürftigen Unterkunft belegt.
Eine Doppelbelegung sei üblich und in der Gebührenkalkulation vorgesehen. Bezahlt wird also für ein Bett - nicht für ein Einzelzimmer.
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