TUnternehmen fehlt Nachwuchs: Ausbildungsstellen im Kreis Stade bleiben unbesetzt

Vor allem die Betriebe im Elektro- und Metallbereich sowie im Nahrungsmittelhandwerk benötigen händeringend Personal. Foto: Markus Scholz/dpa
Auf der einen Seite steigt die Anzahl der Bewerber, die keine passende Ausbildungsstelle gefunden haben. Auf der anderen Seite bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt. Vermittler sind gefragt. Da kommen die Agentur für Arbeit und ihre Partner ins Spiel.
Landkreis. „Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt sehen wir mit gemischten Gefühlen“, sagt Dagmar Froelich, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. Durch intensive Beratungsarbeit habe die Agentur mehr Jugendliche erreicht und dem bundes- und landesweit rückläufigen Trend entgegengewirkt. Froelich: „Auf der anderen Seite müssen wir daran arbeiten, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.“
Die Agentur für Arbeit Stade stellte jetzt, gemeinsam mit der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und der Industrie- und Handelskammer Stade, die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr der Berufsberatung vor. Demnach durchlebe der regionale Ausbildungsmarkt ständige Veränderungen und stehe vor Herausforderungen.
Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage
„Die Arbeitsagentur und die Kammern haben große Anstrengungen unternommen, um möglichst vielen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können“, geht aus der gemeinsamen Erklärung hervor. Trotz eines ansteigenden Bewerberaufkommens gebe es weiterhin eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt. So sei die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sowie die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze angestiegen.
Die Arbeitsagentur registrierte im Geschäftsjahr 2022/2023 in der Region 2980 Bewerber auf Ausbildungsstellen. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Oktober 2022 um 6,6 Prozent, also 185 Bewerber, erhöht. Unternehmen hatten 3329 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 3,2 Prozent oder 109 Stellen weniger als im Oktober 2022. Es blieben demnach eine Menge Stellen unbesetzt.
„Um die jetzt noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt“, sagt Froelich. Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle seien gut. Froelich appelliert an Jugendliche ohne Berufsausbildung, weiterhin Kontakt zur Berufsberatung zu halten.
Bedarf im Elektro- und Metallbereich und Nahrungsmittelhandwerk
Bei den Lehrverträgen in ihrem Bezirk verzeichnete die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Ende September 4198 neue Abschlüsse. In der Region Stade gab es Ende September 1433 neue Lehrverträge, 35 weniger als im Vorjahr. „Trotz dieser erfreulichen Zahlen können aber viele Betriebe ihre offenen Lehrstellen nicht besetzen“, sagt Claudia Meimbresse, Leiterin des Geschäftsbereichs Berufliche Bildung. „Angesichts des enormen Fachkräftebedarfs im Handwerk können wir uns das nicht leisten.“
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Bedarf melden, so Meimbresse, vor allem die Betriebe im Elektro- und Metallbereich sowie im Nahrungsmittelhandwerk. Aber auch in der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche werden Auszubildende gesucht. Laut Meimbresse besteht Handlungsbedarf: „Wir müssen die Karriere- und Berufschancen im Handwerk sichtbarer machen, damit nicht nur junge Menschen, sondern auch ihre Eltern eine handwerkliche Ausbildung als gleichwertig mit einem Studium und als lohnende Perspektive ansehen.“
Junge Menschen von einer dualen Berufsausbildung überzeugen
Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen, vor allem an Gymnasien, müsse ausgebaut werden, fordert die Handwerkskammer. „Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung und die Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung - unser Land steht vor Zukunftsaufgaben, die es nur mit dem Handwerk bewältigen kann“, sagt Meimbresse.
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„Das Ausbildungsjahr 2022/23 endet für Industrie, Handel und Dienstleistungen mit erfreulichen Zahlen. Die Unternehmen stemmen sich gegen den demografischen Trend der sinkenden Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen“, schreibt die Industrie- und Handelskammer in der Stellungnahme. Die Unternehmen gingen auch neue Wege, um junge Menschen von einer dualen Berufsausbildung zu überzeugen. Insgesamt verzeichnet die Kammer bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen derzeit ein Plus von 4,5 Prozent.
Besonders im gewerblich-technischen Bereich konnte sie Zuwächse verzeichnen. Im kaufmännischen Bereich sei der rückläufige Trend der vergangenen Jahre durchbrochen worden.
Trend geht zur akademischen Ausbildung
Auch die Industrie- und Handelskammer beklagt offene Ausbildungsstellen. Dabei machten sich der demografische Wandel und der Trend zur akademischen Ausbildung bemerkbar. Verschärft werde die Situation dadurch, dass die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, wodurch sich der Fachkräftemangel verstärke. „Eine gute berufliche Orientierung wird damit zum entscheidenden Schlüssel, um Jugendliche von einer dualen Ausbildung zu überzeugen“, so die Kammer. Berufsorientierungsmaßnahmen, Schüler- und Betriebspraktika seien gute Instrumente.