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Steinfeldsiedlung

THarsefeld startet nächsten Verkehrsversuch – Anwohner in Sorge

Wer aus dem Auetal in Harsefeld einfährt, hat ab April am Bockelfeld Vorrang.

Wer aus dem Auetal in Harsefeld einfährt, hat ab April am Bockelfeld Vorrang. Foto: Ahrens

Ab April startet in Harsefeld ein neuer Verkehrsversuch: In der Steinfeldsiedlung wird probeweise eine Fahrradstraße eingerichtet. Auf Autofahrer kommen Einschränkungen zu - und das stimmt einige Anwohner skeptisch.

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Von Sophia Ahrens
Mittwoch, 28.02.2024, 11:50 Uhr

Harsefeld. Die Harsefelder Steinfeldsiedlung soll attraktiver werden - und wird daher bis 2030 saniert. Die Straße Am Bockelfeld soll schon im nächsten Jahr umfassend erneuert werden. Doch wie genau sie danach aussehen wird, ist noch unklar. Ein Verkehrsversuch soll bei der Entscheidung helfen.

Dass Harsefeld keinen Aprilscherz, sondern Ernst macht, zeigt das Anfangsdatum: Ab Dienstag, 2. April, wird die Straße Am Bockelfeld für ein halbes Jahr zur Fahrradstraße. Das sollte eigentlich schon im letzten Frühjahr passieren. Aber die Politik verschob den Versuch. Es wäre zu einem zeitlichen Zusammentreffen mit dem später gescheiterten Verkehrsversuch in der Marktstraße gekommen. Die Politik sah darin zwar kein Problem - aber die Verwaltung nahm 2024 in den Blick.

Messungen erheben Zahl von Autos und Rädern

Daten wurden trotzdem erhoben. Anhand von Schläuchen auf der Fahrbahn wurde von Mitte Juni bis Mitte Juli gemessen und differenziert, wie viele Autos und Fahrräder durch die Straße Am Bockelfeld fahren. An einem durchschnittlichen Werktag waren es 1331 Bewegungen, an einem Wochenendtag 932. Bis zu 188 davon pro Tag konnte die Zählung Fahrrädern zuordnen. In dieser Woche soll das Messkonzept erneut installiert werden, um neue Zahlen direkt vor dem Versuch zu bekommen.

Neue Regeln sollen hier ab April gelten: Die Straße Am Bockelfeld wird vorübergehend zur Fahrradstraße.

Neue Regeln sollen hier ab April gelten: Die Straße Am Bockelfeld wird vorübergehend zur Fahrradstraße. Foto: Harsefeld

Die 740 Meter lange Strecke wurde im Radverkehrskonzept aus bestimmten Gründen auserkoren: Zum einen kommt aus dem Auetal und aus Bargstedt viel Radverkehr durch Freizeitfahrer. Aus der Steinfeldsiedlung fährt der Radverkehr zudem über das Bockelfeld zu Bahnhof und Ortskern, Ziele wie Eishalle und Freibad liegen in der Nähe.

Für sechs Monate werden nun Markierungen und Schilder angebracht, die für Autofahrer Einschränkungen bedeuten. Für alle gilt Tempo 30. Die Vorfahrtsregelung wird geändert: Autofahrer und Radfahrer, die Am Bockelfeld fahren, haben Vorrang. Bisher gilt noch rechts vor links. Fahrradfahrer dürfen ab April auch nebeneinander und mittig auf der Fahrbahn fahren. Das Überholen wird Autofahrern deutlich schwerer gemacht: Sie müssen jederzeit anderthalb Meter Abstand zu den Radfahrern einhalten.

Anwohner äußern Sorgen

Bei einer Infoveranstaltung am Wochenende hatten Bürger die Möglichkeit, sich zu informieren.Viele Anwohner waren erst einmal skeptisch. „Grundsätzlich ist die Idee gut, aber am falschen Platz“, sagt Michael Glüber. Die meisten der Bewohner der Siedlung seien älter und führen mit dem Auto. Doch er gibt zu: „Das könnte in zehn oder zwanzig Jahren natürlich anders aussehen.“ Viele der Häuser werden schon jetzt von Familien renoviert. Glüber wirft die Idee ein, die Fahrradstraße bis zur Kleinen Gartenstraße fortzuführen.

Knappe Überholmanöver soll es in der Fahrradstaße nicht mehr geben.

Knappe Überholmanöver soll es in der Fahrradstaße nicht mehr geben. Foto: Ahrens

Bauamtsleiter Peter Walthart sieht genau hier den richtigen Ansatz für die Fahrradstraße: „Wenn es schon die Städtebauförderung gibt, sollten wir sie nutzen, um diesen Schritt zu machen.“ So werde für Bürger ein Anreiz geschaffen, die eigene Mobilität zu überdenken. Er führt als Beispiel die Fahrradbrücke mit angeschlossener Fahrradstraße an, die inzwischen rege genutzt werde.

„Ich bin gespannt, wie sich die Fahrradfahrer verhalten“, sagt Angela Kawälde. Sie fürchtet, dass vor allem Jugendliche unberechenbar agieren. „Wenn ich zwei Fahrräder vor mir habe, die keinen Platz machen, würde ich das nicht schön finden“, sagt sie. Genau das müssten die Radfahrer auf einer Fahrradstraße nicht mehr. Die Anwohnerin behält sich vor, auf den Bornweg auszuweichen, wenn die Autofahrt am Bockelfeld durch den Versuch zu unbequem wird. Hans-Rudolf Pretzel befürchtet, dass die Räder das Tempo besonders bergauf noch deutlich unter 30 km/h abbremsen.

Eigentümer müssen Geld einplanen

Auch die Parkmöglichkeiten standen im Interesse der Bürger. Daniela Kind vom Planungsbüro Argus beschwichtigt: Sollte nach dem Versuch positiv über eine fest verbaute Fahrradstraße entschieden werden, bleiben Parkmöglichkeiten. Die baulichen Parkbuchten bleiben während des Versuchs bestehen, zusätzlich würden per Markierung weitere Plätze eingerichtet. In einem Online-Fragebogen können die Anwohner schon während des Versuchs Rückmeldungen geben.

Abseits des Versuchs interessierte Anwohner aber eine Frage besonders: Was wird sie der Ausbau der Straße kosten? „Wir haben keinen Straßenausbaubeitrag“, sagt Karl-Heinz Löhn. Doch die Grundstücke gewinnen an Wert, so dass bei Abschluss des Sanierungsgebietes pro Quadratmeter Ausgleichsbeträge fällig werden. Löhn verspricht allerdings eine Regelung, mit der die Zahlungen wieder zurück in den Topf Steinfeldsiedlung kommen - und private Sanierungen von Dächern, Fenstern et cetera gefördert werden.

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