TVerstärkung für Hausarzt-Praxis: Bianca Onken kümmert sich um die Kinder

Sie hat sich auf die Kinder spezialisiert und verstärkt ab kommenden Montag das Team in der Hausarzt-Praxis von Philipp Kliem: Bianca Onken. Foto: Hansen
Kinderärzte sind rar. Erst recht, seit die Kinderärztin Angela Kuttig ihre Praxis in Loxstedt aufgegeben hat. Doch jetzt gibt es eine neue Ansprechpartnerin für junge Eltern.
Loxstedt. Philipp Kliem kämpft schon lange mit dem Ärztemangel. Dem engagierten Hausarzt laufen die Patienten die Bude ein, seit in der Umgebung immer mehr Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand gehen und keine Nachfolger für ihre Praxen finden. Besonders hart traf es Kliem, der eine Praxis in Loxstedt betreibt, im Spätherbst 2023. Da gab erst die Kinderärztin Angela Kuttig in Loxstedt ihre Praxis auf, dann die Kollegin Martina Austen, die einzige Hausärztin im benachbarten Stotel. Und zur Jahreswende verlor er dann auch noch seinen Kompagnon, Austens Ehemann Jörg.
Ein neuartiger Studiengang für Arzt-Assistenten
Über Mangel an Patienten kann Kliem ohnehin nicht klagen. In Schiffdorf gibt es seit einigen Jahren keinen Hausarzt mehr, auch in Hagen und Beverstedt haben Mediziner ihre Praxis geschlossen. Es ist und bleibt schwierig, den ohnehin raren Mediziner-Nachwuchs für die Landarzt-Praxis zu begeistern. Für Kliem der Anlass, neue Wege zu gehen, um gute Mitarbeiter zu bekommen. Ein Weg ist die Beschäftigung von sogenannten „Physician Assistents“. Das sind studierte Assistenten, die die Ärzte von etlichen Aufgaben entlasten können.
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„Es gibt viele Dinge im Berufsalltag, wofür man nicht unbedingt eine langjährige Facharzt-Ausbildung braucht“, sagt Kliem. Das haben mittlerweile auch die Regierenden erkannt und ein neues Berufsbild geschaffen. An mehreren Hochschulen sind mittlerweile 6- bis 8-semestrige, medizinnahe Bachelor-Studiengänge entstanden, in denen Physician Assistents ausgebildet werden, die den Medizinern zur Hand gehen können.
In Holland hat sich das Assistent-Modell schon bewährt
„In Holland gibt es das schon viel länger. Es ist sehr gut, dass wir damit hier starten“, freut sich Kliem. Denn damit könne man engagierte Bewerber in die Praxis holen. Und das hat er getan. Am Dienstag, 22. April, fängt Bianca Onken in seiner Praxis an. Die 41-Jährige ist gelernte medizinische Fachangestellte - also Arzthelferin - und hat 20 Jahre in diesem Job gearbeitet. Hauptsächlich in Kinderarzt-Praxen, darunter auch fünf Jahre bei Angela Kuttig, aber auch einige Zeit in einer Kinderklinik.
Jetzt macht sie ihren Traum wahr - und studiert. „Ich wollte tatsächlich mal Medizin studieren, aber das Leben hatte es ein bisschen anders mit mir gemeint“, erzählt sie. Jetzt büffelt sie für den Physician Assistent - und verstärkt zugleich mit ihrem Know-how in der Kindermedizin das Team von Philipp Kliem.
Onken spezialisiert sich auf Kindermedizin
Ihr Studium absolviert die 41-Jährige berufsbegleitend. In Papenburg wird der Studiengang „Physician Assistent“ so angeboten, dass man ihn mit einem Job vereinbaren kann. Gerade auch für Frauen oder Männer, die kein Abitur vorweisen können, aber eine langjährige Berufserfahrung im medizinischen Bereich. Wie Onken. Dass sie sich auf Kindermedizin spezialisiert, ist für Kliem ein doppeltes Plus. Denn Kinderärzte sind knapp. „In Bremerhaven nehmen die Kinderärzte keinen neuen Patienten mehr auf, in Beverstedt nimmt die Kollegin meines Wissens nur noch Geschwisterkinder an“, sagt er.
Bianca Onken beginnt nach Ostern. „Wenn Frau Onken eine Fachfrage hat, die nur ein Arzt beantworten kann, stehe ich natürlich bereit“, versichert der Hausarzt. Ihre erste Früherkennungsuntersuchung in Kliems Praxis hat die neue Kollegin schon bewältigt. „Ich freue mich riesig“, gesteht sie und verrät: „Bei den Kindern habe ich mich immer am wohlsten gefühlt.“