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Eigentümer-Sorgen

TViele würden ihr Haus nur unter Zwang sanieren – Leserfragen zur Finanzierung

Viele Verbraucher scheuen energetische Sanierungen (Archivbild).

Viele Verbraucher scheuen energetische Sanierungen (Archivbild). Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Der Einbau einer Wärmepumpe oder eine bessere Dämmung? Die Vorbehalte sind groß - ebenso wie die Verwirrung um Förderprogramme. Fragen und Antworten.

Von Redaktion, dpa Montag, 25.11.2024, 15:50 Uhr

Landkreis. Viele Immobilieneigentümer sind einer deutschlandweiten Umfrage zufolge nur mit Zwang zu energetischen Sanierungen bereit. Gut 30 Prozent der Befragten gaben in einer Studie der Direktbank ING an, sie würden ihre Immobilie zur Steigerung der Energieeffizienz nur sanieren, wenn sie gesetzlich dazu verpflichtet wären. Bei einer Befragung im Vorjahr hatten das sich nur rund 12 Prozent so geäußert.

Weitere rund 18 Prozent erklärten nun, sie wären willens für energetische Sanierungen, wenn es finanzielle Unterstützung - etwa Zuschüsse oder Steuererleichterungen - gebe, die komplett die Kosten deckten. Knapp neun Prozent machen Sanierungen von Hilfen abhängig, die zumindest teilweise die Kosten ausgleichen.

Auch Aussichten auf sinkende Kosten überzeugen viele nicht

„Die grüne Wende am Wohnimmobilienmarkt ist unter deutschen Verbrauchern kein Herzensprojekt und wird vermutlich auch keines werden“, schreiben die Autoren. Aufklärungsarbeit allein werde für einen umweltfreundlichen Umbau des Gebäudesektors nicht reichen, der für 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sei und nach dem Willen der EU umweltfreundlicher werden soll.

In der Umfrage sagten gut ein Viertel der Befragten (26,9 Prozent), für eine Sanierung müssten sie überzeugt sein, dass Einsparungen bei den Energiekosten den Aufwand aufwiegen.

Nur knapp acht Prozent gaben an, sie müssten von der Wirkung der Sanierung mit Blick auf Nachhaltigkeit überzeugt sein. Für die Studie wurden im Herbst circa 1.000 Menschen repräsentativ vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos online befragt.

Befragte haben Überblick bei Förderprogrammen verloren

Die Scheu vor Kosten ist demnach groß. So erklärten mehr als ein Drittel der befragten Eigentümer, die in den vergangenen drei Jahren keine Sanierungsmaßnahmen ergriffen, dass zu hohe Kosten beziehungsweise zu wenig staatliche Förderung der Grund dafür war. Im Vorjahr lag der Anteil nur bei rund einem Viertel.

Viele Verbraucher scheuen energetische Sanierungen.

Viele Verbraucher scheuen energetische Sanierungen. Foto: pa/dpa

Offenbar hätten die Befragten „im Hin und Her um gestoppte und dann wieder aufgenommene Förderprogramme den Überblick verloren“, glaubt die ING. Denn es gebe durchaus Förderungen - sowohl für den klimafreundlichen Neubau als auch für Sanierung und Modernisierung bestehender Gebäude.

Allerdings seien Sanierungen teuer: Die Kosten für Dachdeckungs-, Klempner- und Verglasungsarbeiten, Wärmedämm-Verbundsysteme oder Heiz- und zentrale Wassererwärmungsanlagen liegen der Studie zufolge je um rund 50 Prozent höher als 2019.

Leser-Telefon: Das sind die drängendsten Fragen zur Finanzierung

Die Finanzsorgen bestätigt auch eine Umfrage im TAGEBLATT. Im Dschungel der Förderprogramme konnten Leser anrufen und drei Experten ihre Fragen stellen. Hier die meistgestellten Fragen - und Antworten:

Welche neuen Förderprogramme für Eigenheimbesitzer gibt es?

Antwort: Neu bei der KfW ist die zinsgünstige Förderung von klimafreundlichen Neubauten im Niedrigpreissegment für Neubau bzw. Erstkauf von bis zu 100.000 Euro Darlehenshöhe. Seit Sommer existiert zudem ein Kreditprogramm für Familien mit Kindern, die eine bestehende Wohnimmobilie kaufen oder sanieren möchten. Die Förderung hängt u. a. vom Einkommen sowie der Kinderzahl ab und bietet eine Kredithöhe von bis zu 150.000 Euro.

Ist beim BAFA alles beim Alten geblieben?

Weitgehend. So können bei Bestandsbauten u. a. Privatpersonen bei Einzelmaßnahmen eine Förderung von bis zu 60.000 Euro erhalten, wenn sie Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) sind. Ferner werden Energieberater seit 7. August nur noch mit bis zu 650 Euro bezuschusst. Die Förderung eines Energieberaters durch die KfW gibt es nicht mehr.

Stimmt es, dass es alternativ zu KfW und BAFA Steuerermäßigungen für die energetische Sanierung gibt?

Ja. Wer ein Eigenheim besitzt, kann anstelle der KfW- und BAFA-Programme eine Steuerermäßigung beantragen. Diese beläuft sich auf bis zu 20 Prozent der Sanierungskosten über drei Jahre verteilt, maximal jedoch auf 40.000 Euro pro Wohnhaus. Für die energetische Fachplanung und Baubegleitung sind es bis zu 50 Prozent der Kosten. Lohnenswert ist der genannte Steuervorteil eher für Besserverdiener, um die Steuerlast zu senken.

Welche Maßnahmen sind damit gemeint?

Zum Beispiel Wärmedämmung, Fenster, und Heizung. Alle Maßnahmen müssen energetischen Mindeststandards entsprechen.

Ab wann kann ich die Bauarbeiten absetzen?

Erst, wenn sie vollständig abgeschlossen und nachweislich bezahlt sind. Ferner müssen sie vor dem 1. Januar 2030 beendet sein.

Gibt es eigentlich bestimmte Voraussetzungen für den Erhalt der Steuerermäßigung?

Das Haus muss z. B. mindestens 10 Jahre alt und durch den Antragsteller selbst bewohnt und privat genutzt sein. Vermietete oder eigene Arbeitsräume kommen zum Abzug. Es bedarf ferner einer Bescheinigung vom Fachunternehmen oder eines bei KfW oder BAFA zugelassenen Energieberaters, dass die Baumaßnahmen den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen.

Sind Bescheinigung und Energieberater ebenfalls absetzbar?

Ja. Die Bescheinigung in Gänze. Der Energieberater zu 50 Prozent.

Kann man KfW- oder BAFA-Förderung mit dem Steuerabzug kombinieren?

Nein.

Kann ich wenigstens die jährlichen Handwerkerrechnungen mit den Steuervorteilen zur energetischen Sanierung kombinieren?

Leider nein. Pro Maßnahme lässt sich nur eines von beidem steuerlich nutzen.

Ist die Eigenheimrente auch für die energetische Sanierung nutzbar?

Man kann das Guthaben aus einem bestehenden Vertrag für z. B. Dämmung, neue Fenster und Türen oder eine neue Heizung verwenden. Auch für die Energieberatung ist die Eigenheimrente nutzbar.

Ändert sich etwas bei der Wohnungsbauprämie?

Nach jetzigem Stand nicht. Die Wohnungsbauprämie stieg zuletzt von 8,8 auf 10 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich der maximal geförderte Sparbetrag auf 700 Euro bei Alleinstehenden und 1.400 Euro bei Paaren. Auch die Einkommensobergrenze, bis zu der man Wohnungsbauprämie beanspruchen kann, wurde nach oben verschoben: von 25.600 Euro auf 35.000 für Singles sowie von 51.200 Euro auf 70.000 Euro für Paare. (mit dpa)

Am Telefon für Sie: Malte Krutzsch, Finanzierungsexperte vom Verband der Privaten Bausparkassen, Bremerhaven; Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen und Petra Schröder, Vorstandsmitglied des Steuerberaterverbands im Lande Bremen haben Fragen zu Förderprogrammen für Eigenheimbesitzer beantwortet.

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