TViele Parkplätze in Buxtehudes Innenstadt: Planer hält das für „verrückt“

Die Visualisierung zeigt eine Idee des Büros Umbau Stadt zur Umgestaltung der Bahnhofstraße in Buxtehude. Sie sieht Pflanzbeete und Sitzgelegenheiten vor, die in den Straßenraum hineinragen. Foto: Umbau Stadt
Hinterhöfe in der Bahnhofstraße und das Grün um die Buxtehuder Innenstadt könnten anders genutzt werden. Stadtplaner stellen Ideen vor. Das sind ihre Vorschläge.
Buxtehude. Viele als Parkplätze genutzte Flächen im Innenstadtbereich, kaum Schutz vor Hitze in der Fußgängerzone: Die bauliche Entwicklung in der Buxtehuder Altstadt und in der Bahnhofstraße ließe sich nach Ansicht von Stadtplanern verbessern. Mit einem sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) versucht Buxtehude, im gesamten Stadtgebiet Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.
Integriert bedeutet, die Planung für Bebauung, Verkehr und Freizeit miteinander zu verbinden. Umgesetzt wird sie voraussichtlich in den kommenden 10 bis 15 Jahren. Die Bürger sollen aber schon früher Verbesserungen erleben. Deshalb sind auch einzelne Projekte im Gespräch.

Ein Stadtplan am Fußboden zeigt die Altstadt und die Bahnhofstraße: Stadtplaner Dr. Lars Bölling (Zweiter von rechts) begrüßt Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Stadtteilspaziergangs in einem Pavillon auf dem Petri-Platz. Foto: Sulzyc
Das mit dem ISEK beauftragte Berliner Stadtplanungsbüro Umbau Stadt sucht dazu das Gespräch mit Bürgern. Nach einem öffentlichen Stadtteilspaziergang in Altkloster gingen Stadtplaner zusammen mit Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn und Bürgern in die Fußgängerzone und in die Bahnhofstraße. Dort präsentierten die Experten erste Ideen.
Trotz einiger aktueller Leerstände zeigt sich der Einzelhandel in der Fußgängerzone robust. 2,65 Prozent Leerstandsquote - das gilt als wenig. Selbst zwischen fünf und acht Prozent seien noch gut, sagte Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack vor kurzem dem TAGEBLATT.

Der Stadtplaner Dr. Lars Bölling leitet und moderiert den Stadtspaziergang in der Altstadt und Bahnhofstraße. Foto: Sulzyc
„Wir haben das Gefühl, dass es eine gute Fußgängerzone ist“, sagt auch Stadtplaner Dr. Lars Bölling vom Büro Umbau Stadt. Doch städtebaulich sieht er Verbesserungsbedarf. Zum Beispiel biete sie zu wenig Schutz vor Hitze. „Das ISEK will sich Klimaanpassungen stellen“, so erklärt Bölling, welche Gestalt ein Umbau der Fußgängerzone in Zukunft annehmen könnte.
Vorschlag: Sonnensegel über dem Rathausvorplatz
Zu wenig Schattenplätze und zu wenig Ruheplätze für ältere Menschen gebe es, sagt ein Teilnehmer. Girlanden sind über den Köpfen der Besucher vor dem Rathaus installiert. Ein Vorschlag lautet, stattdessen Sonnensegel nach dem Vorbild von Städten in Südeuropa zu spannen.
An dem Spaziergang nimmt auch Buxtehudes Stadtmarketingleiter Torsten Lange teil. „Wir müssen die Fußgängerzone entrümpeln, damit wir veranstalten können“, sagt er. Im Konflikt zwischen klimaangepasstem Umbau und Veranstaltungsmanagement schlägt Lange „mobiles Grün“ vor. Zum Beispiel Pflanzkisten, die bewegt, ab- und wieder aufgebaut werden können.
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Mit dem ISEK rückt auch der Grünzug um die Buxtehuder Innenstadt, der frühere Stadtgraben, in das Blickfeld der Stadtplaner. „Buxtehude hat viele Wasserflächen, die mehr genutzt werden könnten“, sagt Buxtehudes neue Klimamanagerin Linda Malessa.
Zwar seien die an den Ufern bepflanzten Wasserläufe um die Innenstadt für den Hochwasserschutz vorgesehen. Dennoch sehen Stadtplaner dort großes Entwicklungspotenzial. Sportflächen, Spielplätze, auch solche, die sich auf- und wieder abbauen lassen, seien denkbar, sagt Bölling.

Mehrere Parkplätze befinden sich entlang des Grünzugs am früheren Stadtgraben. Die Flächen am Wasser möchten Stadtplaner erlebbarer für Menschen machen. Foto: Sulzyc
Auffällig viele Parkplätze entlang des Grünzugs an der Este fallen dem Stadtplaner aus Berlin auf. Es wimmele geradezu von Stellflächen für Kraftfahrzeuge, meint er. „So viele Parkplätze, wie ihr sie in Buxtehude habt, ist verrückt.“
Damit wird deutlich, dass mit dem ISEK die bisherige Parkraumnutzung unter Druck geraten wird. Das birgt Konfliktstoff. Denn laut der Haushaltsbefragung zur Mobilität in der Hansestadt Buxtehude aus dem Jahr 2022 besitzen 82 Prozent der befragten Haushalte mindestens einen Pkw. 24 Prozent der Haushalte gaben an, zwei oder mehr Autos zu besitzen.
So wird sich die Bahnhofstraße verändern
Die Bahnhofstraße werde „ mehr eine Wohnstraße werden“, erwarten die Stadtplaner. In anderen Städten zeichne sich diese Entwicklung bei Straßen mit ähnlicher Struktur ab. Wie ein Umbau der Bahnhofstraße aussehen könnte, zeigt eine Visualisierung: Sitzgelegenheiten und Pflanzbeete ragen in den Straßenraum. Es geht um Entschleunigung.
In den oft als Parkplätze genutzten Hinterhöfen an der Bahnhofstraße sehen die Stadtplaner die Möglichkeit zu Wohnungsbau. Darüber werde die Stadt mit den Eigentümern verhandeln - auch über den Bau von Quartiersgaragen.

Als Parkplätze werden viele Hinterhöfe in der Bahnhofstraße genutzt. Stadtplaner können sich stattdessen Wohnungsbau darauf vorstellen. Foto: Sulzyc
Babyboomer (Menschen, die zwischen Mitte der 1950er und Ende der 1960er Jahre geboren wurden) hingen zwar noch an ihrem Pkw und dem Parkplatz vor der Haustür. Bei jungen Leuten dagegen sei die Fixierung auf den eigenen Pkw viel weniger ausgeprägt.
Nach den Sommerferien geht die Diskussion weiter: Am 21. August plant die Stadt Buxtehude eine Bürgerbeteiligung zur städtebaulichen Entwicklung der Bahnhofstraße.
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