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Autobahn

TA27: Sofortige Vollsperrung wegen Notmaßnahme

Das Loch neben der Fahrbahn führt zu der Sperrung der A27.

Das Loch neben der Fahrbahn führt zu der Sperrung der A27. Foto: Scheschonka

Zwei kleine Löcher mit enormer Auswirkung: Die Autobahn 27 im Kreis Cuxhaven ist zwischen Hagen und Uthlede in beide Richtungen komplett gesperrt. Rund 27.000 Fahrzeuge pro Tag sind betroffen. Die Fahrbahnen drohen abzusacken.

Von Thorsten Brockmann Donnerstag, 22.02.2024, 00:30 Uhr

Hagen im Bremischen. Wegen einer möglichen Unterspülung der Straße ist die Autobahn 27 im Bereich Hagen im Bremischen im Landkreis Cuxhaven voll gesperrt worden. Wie lange die Sperrung andauern werde, sei noch unklar, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag. Der Verkehr werde zwischen den Anschlussstellen Hagen im Bremischen und Uthlede abgeleitet.

Die A27 muss in beide Richtungen voll gesperrt werden, teilte die Autobahn GmbH mit. Aufgrund eines instabilen Grabendurchlasses besteht die Gefahr des Absackens der Fahrbahn. Die Autobahn GmbH prüfe aktuell „Möglichkeiten einer zeitnahen Notsanierung und eines anschließenden Neubaus“ des Grabendurchlasses.

Umleitungen werden folgendermaßen ausgeschildert:

  • in Fahrtrichtung Bremen ab der Anschlussstelle Hagen über die U28 zur Anschlussstelle Uthlede.
  • in Fahrtrichtung Cuxhaven ab der Anschlussstelle Uthlede über die U33 zur Anschlussstelle Hagen.

Beide Umleitungen verlaufen auf derselben Strecke durch Hagen und Uthlede. Von den 27.000 Fahrzeugen am Tag auf der A27 seien etwa 3.500 Lkw – die Zahlen stammten von einer letzten Erhebung im Jahr 2021. Insgesamt sei der Verkehr im Vergleich zu anderen Bundesautobahnen relativ gering, heißt es.

Voll gesperrt: Die A27 zwischen Uthlede und Hagen wurde etwa 1,5 Kilometer vor der Abfahrt Hagen unterspült.

Voll gesperrt: Die A27 zwischen Uthlede und Hagen wurde etwa 1,5 Kilometer vor der Abfahrt Hagen unterspült. Foto: Scheschonka

Darum geht auf der A 27 nun erst einmal nichts mehr

Der Grienenbergsmoorgraben entwässert das Landschaftsschutzgebiet zwischen Hagen und der Autobahn - ein plätschernder Bach, der auf gut 50 Metern seiner Länge unter der A27 hindurchfließt, in den Indiekkanal mündet und weiter in die Weser fließt.

Wer oben drüberfährt über den Graben nimmt die Brückenkonstruktion aus einem Stahlgewölbe gar nicht wahr. Der sogenannte Grabendurchlass aber ist an mehreren Stellen durchgerostet - so sehr, dass im Böschungsbereich der A27 nun ein größerer Erdbereich abgesackt ist. Zwei Löcher, so groß, dass ein Mensch darin problemlos verschwinden könnte.

Gisela Schütt am Grienenbergsmoorgraben, der unter der A27 hindurchfließt. Das Stahlgewölbe darüber ist an vielen Stellen durchgerostet.

Gisela Schütt am Grienenbergsmoorgraben, der unter der A27 hindurchfließt. Das Stahlgewölbe darüber ist an vielen Stellen durchgerostet. Foto: Scheschonka

Der Autobahnmeisterei aus Debstedt war der Schaden vor einer Woche aufgefallen, so dass die Autobahn GmbH des Bundes eine außerplanmäßige Brückenprüfung in Auftrag gab. Sie steht routinemäßig ansonsten alle drei Jahre an. Als die Prüfer am Mittwoch in Wathosen durch den Graben liefen, sahen sie das ganze Ausmaß der Schäden: Gefahr in Verzug, sofortige Vollsperrung der A27, lautete ihr Urteil.

Erdreich rieselt beständig in einen Graben

„Die Brücke lässt Wasser durch“, sagt Gisela Schütt, die Leiterin der Verdener Außenstelle der Autobahn GmbH. Vier bis fünf Meter unter der Autobahn rieselt beständig Erdreich in den Graben. Die gesamte Konstruktion der Brücke sei instabil, der Stahl an einigen Stellen durchgerostet. Das könnte zur Folge haben, dass auch die Fahrbahnen absacken könnten wie bereits die Böschung nebendran. „Das kann jederzeit passieren“, warnt Schütt. Deshalb sei die spontane Sperrung unausweichlich gewesen. Hätte nicht Tempo 30 genügt? „Nein“, sagt sie. „Wenn sich plötzlich ein Loch auftut, fällt man auch bei Tempo 30 rein...“

Das Bauwerk sei insgesamt so marode, dass ab sofort auch der Neubau geplant werden muss. Dafür, schätzt Gisela Schütt, müsse die Autobahn dann wohl monatelang gesperrt werden. Die Autobahn müsse auf ihrer gesamten Breite geöffnet werden, um darunter den neuen Durchlass zu bauen. Weil der Graben Wasser führt, könne der Verkehr vermutlich auch nicht einspurig vorbeigeleitet werden.

  • Etliche Brücken sind marode

Das Stahlgewölbe über dem Grienenbergsmoorgraben steht bereits wie beinahe alle Brücken der A27 auf einem Plan, dass sie erneuert werden müssen. Der Verkehr auf dem Autobahnabschnitt zwischen Bremen und Bremerhaven läuft inzwischen mehr als 46 Jahre. Dieser Teil der Autobahn stammt aus dem Jahr 1977 und ist seitdem nie grunderneuert worden. „Viele Brücken sind marode“, sagt Gisela Schütt. Die Moorbrücke an der Abfahrt Bremerhaven-Süd wird bereits seit einem Jahr saniert, die Autobahnbrücke über die B71 in Bremerhaven wird in ein paar Wochen komplett abgerissen. Die Moorbrücke nördlich der Abfahrt Bremerhaven-Zentrum wurde 2018/19 so weit auf 1,5 Kilometern Länge saniert, dass sie bis zu einem Neubau in einigen Jahren durchhält.

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