TVom Torwarttrainer zur Nummer 1: Jan Peveling startet nochmals durch
Jan Peveling im Trikot des verletzten Beckdorfer Keepers Markus Clever. Foto: Verein/Caro Klein (nomo)
Familie, Job, Alltag: Eigentlich war Schluss mit Handball - bis der SV Beckdorf ihn brauchte. Jan Peveling zögerte nicht lange und kehrte zurück ins Tor.
Beckdorf. Als das Telefon klingelte, war Jan Peveling bei seinen Eltern in seiner Heimatstadt Ahlen. Am anderen Ende der Leitung: der SV Beckdorf. Der Regionalligist brauchte dringend einen Torwart. „Eigentlich war ich nur als Torwarttrainer eingeplant“, sagt er. Doch lange überlegen musste der 37-Jährige nicht.
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Peveling sprang für Kapitän Markus Clever ein, der sich schwer am Ellenbogen verletzt hatte. Ein Stück des Oberarmknochens war abgesplittert, mehrere Sehnen beschädigt - Operation in Schnelsen, monatelange Pause. „Dass er sich bereiterklärt hat, noch einmal aktiv einzugreifen, um uns zu helfen, rechne ich ihm sehr hoch an“, sagt Trainer Robert Frahm.
Muskelkater, Fußschmerzen und ein bisschen Angst vor dem Ball
Peveling, unter anderem beim HSV Hamburg und VfL Fredenbeck aktiv, hatte seine Laufbahn eigentlich beendet. Als Torwarttrainer wollte er in Beckdorf einmal pro Woche das Gespann coachen. Doch kurz nach Clevers Ausfall kam die nächste Hiobsbotschaft: Keeper Dennis Klingebiel brach sich einen Finger. „Ich dachte zuerst, ich sitze nur als Backup auf der Bank“, sagt Peveling. Plötzlich war er Nummer 1.
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Kurz zuvor hatte er sogar eine Anfrage aus der dritten Liga vom Hamburger Club Barmbek erhalten, doch der Aufwand sei ihm neben Beruf und Familie zu groß, sagt er.
Vier Jahre hatte Peveling nicht ernsthaft Handball gespielt - und bekam das sofort zu spüren. Ihm flogen die Bälle um die Ohren, auch der Körper reagierte. „Die ersten Trainingseinheiten waren wirklich hart. Ich hatte Muskelkater, Fußschmerzen und auch ein bisschen Angst vor dem Ball“, sagt er. Doch mit jeder Einheit kamen die Sicherheit und die spezifischen Bewegungen zurück.
„Er macht es wie erwartet - sehr abgeklärt, sehr erfahren“
Mit einer gewissen Nervosität sei er in sein erstes Spiel gegangen, sagt er. „Ich wollte mich nicht blamieren.“ Doch es lief besser als gedacht. Bisher hat er drei Partien im Trikot von Kapitän Clever absolviert - drei Siege. Seine Ruhe, seine Erfahrung, sein Stellungsspiel - all das hilft der jungen Beckdorfer Mannschaft. „Er macht es wie erwartet - sehr abgeklärt, sehr erfahren“, sagt Frahm. „Er gibt den Jungs ein gutes Gefühl in der Abwehr.“

Drei Spiele, drei Siege: Jan Peveling im Beckdorfer Tor. Foto: Verein/Caro Klein (nomo)
Beckdorf steht auf Platz fünf (8:2 Punkte) und zählt zu den defensiv stärksten Teams der Liga - auch dank Peveling, der zurzeit von Jannis Deppe, Torwart der zweiten Mannschaft, unterstützt wird. „Die Reflexe sind ein bisschen langsamer geworden“, sagt Peveling lachend, „aber das Auge und das Stellungsspiel funktionieren noch.“ Dabei komme ihm auch seine Erfahrung zugute.
Höhepunkt: Aufstieg mit dem HSV
Peveling stand in seiner Karriere unter anderem für die Ahlener SG, HG Saarlouis, den SV Henstedt-Ulzburg, HSV Hamburg und VfL Fredenbeck im Tor. Mit dem HSV schaffte er 2021 den Aufstieg in die Bundesliga, der sportliche Höhepunkt seiner Laufbahn. Danach beendete er seine Handball-Karriere, arbeitet heute als Entwicklungsingenieur.
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Jetzt ist er zurück - vorerst bis Jahresende. Pro Woche absolviert er zwei Trainingseinheiten, dazu kommen die Spiele am Wochenende sowie Familie und Job. „Den Alltag bringt das schon durcheinander“, sagt er. Doch es scheint sich zu lohnen, vor allem wenn Tochter Lia (5) und Sohn Lenn Jasper (3) ihren Vater in der Halle sehen. „Die beiden sind Feuer und Flamme. Beim letzten Spiel sind sie sogar mit mir eingelaufen.“
Seine Frau war auch Torhüterin
Mit seiner Frau Antje, der ehemaligen Bundesliga-Torhüterin des Buxtehuder SV (2011-2020), teilt er die Leidenschaft für den Sport. Das Paar hat sich bei einer Saisonabschlussfahrt auf Mallorca kennengelernt, lebt seit über einem Jahrzehnt in Buxtehude und hat dort Freunde gefunden. „Wir sind fest in der Region verwurzelt“, sagt Peveling.

Antje und Jan Peveling (2017). Foto: Berlin
Am Samstagabend wartet die nächste Aufgabe auf ihn und die Beckdorfer: Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn SG Achim/Baden. Peveling wirkt gelassen: „Die Jungs wissen, was sie in der Abwehr zu tun haben. Und wenn sie es gut machen, haben wir Torhüter es deutlich einfacher.“
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Aber warum tut er sich das noch an? „Torwart zu sein, hat mir immer viel bedeutet, sonst wäre ich wohl nicht eingesprungen“, sagt er. „Und jetzt macht es einfach wieder Spaß.“
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