TVom Waisenkind zum Bauingenieur - berührender Brief aus Afrika

Der 23-jährige Yadesa Getane Milka ist angehender Bauingenieur. Mit neun Jahren wurde er in dem Waisen-Programm aufgenommen. Foto: KATHLEEN
Seit fast 20 Jahren unterstützen die Kirchengemeinden Ahlerstedt und Bargstedt Waisenkinder in Äthiopien. Was die Hilfe bewirkt, zeigt ein Brief aus Gimbi.
Ahlerstedt. In ihrem Schreiben an die Freunde der Initiative „Hilfe für Waisenkinder“, die vor 19 Jahren in den Kirchengemeinden Ahlerstedt und Bargstedt entstand, hat Elke Meyer im Namen des Waisenhilfeausschusses etwas ganz Besonderes mitgeteilt: Eines der Waisenkinder aus Gimbi hat ihr geschrieben und sich für die Unterstützung aus den Kirchengemeinden bedankt.
Ihm sei durch die Hilfe sein Leben und seine Ausbildung in Gimbi möglich gemacht worden, teilt Yadesa Getane Milka in seinem Brief mit. „Die Möglichkeiten, die ihr mir gegeben habt, haben nicht nur meinen akademischen Weg mitgestaltet, sondern auch dafür gesorgt, dass ich mit Zuversicht meine Träume verfolgte“, schreibt der 23-Jährige. Zurzeit studiere er an der Universität und werde wohl in diesem Studienjahr seinen Abschluss als Bauingenieur machen.
Yadesa, sein jüngerer Bruder Mathewos und ihre Mutter Tirfatu Tadese wurden seit 2011 von der Initiative für Waisenkinder der Kirchengemeinden unterstützt. Sein Vater war Pastor in Gimbi und durch einen tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Die Mutter war mittellos, hatte keine Arbeit und keine Ausbildung. Die Überlebenschancen für die Familie waren gering. Kein Einzelfall in Gimbi. Die Zahl der Aids- und Unfalltoten in Äthiopien ist hoch und steigt weiter, so dass immer mehr Mütter plötzlich auf sich allein gestellt sind, weiß Elke Meyer.
Besuche von Yadesa und anderen Familien in Gimbi
Dank der Hilfe für Voll- und Halbwaisen konnte die Mutter von Yadesa eine Ausbildung zur Krankenschwester machen und sich um die Bildung ihrer Söhne kümmern. Mehrmals waren Elke Meyer und Mitglieder der Kirchengemeinden in Gimbi und haben Yadesa und andere Familien aus dem Projekt besucht. Eine lange Reise mit fast neun Stunden Flug zur Hauptstadt Addis Abeba und siebenstündiger Fahrt bis Gimbi.

Die Waisenkinder in Gimbi werden regelmäßig von den Kirchengemeinden Ahlerstedt und Bargstedt und Betreuern vor Ort unterstützt. Foto: Elke Meyer
Seit 30 Jahren besteht der enge Kontakt zur Partnergemeinde in Gimbi, die zur äthiopischen Mekane-Jesus-Kirche zählt. Inzwischen entstanden daraus Freundschaften, gegenseitige Besuche und 2006 die Hilfe für Waisenkinder. In Gimbi wird das Projekt von Kes Idossa, ein ehemaliger Pastor, und Tasfaa, einst Lehrer, und mittlerweile 45 Ehrenamtlichen betreut. „Anfangs waren es 20 Waisenkinder - inzwischen begleiten wir 140 Kinder“, sagt Elke Meyer. Die Kinder leben bei Verwandten oder Bewohnern, die ein Kind aufgenommen haben. Man habe sich bewusst nicht für Patenschaften entschieden, sondern wollte flexibel bleiben und die Kinder nicht in einem Heim unterbringen.
„Zum Leben zu wenig - zum Sterben zu viel“
Für die Waisenkinder gibt es monatlich je nach Kurs 30 bis 35 Euro für Verpflegung, Schulgeld und Kleidung. „Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel“, sagt Elke Meyer. Aber der Betrag stärkt die Waisen und die Familien. Ein Teil fließt in einen Gemeinschaftsfond. „Dadurch konnte sich etwa eine Frau eine Waage kaufen, um auf dem Markt ihre Waren besser zu verkaufen. Aber auch für Reparaturen der Hütten wird das Geld verwendet, das genauestens verwaltet und abgerechnet wird“, erklärt Meyer.

Über 1500 Waisenkinder sind in Gimbi registriert. Foto: Elke Meyer
Doch die Situation vor Ort wird durch den Bürgerkrieg im Norden und die wachsende Inflation derzeit immer kritischer. Elke Meyer macht sich Sorgen und verfolgt die Nachrichten. „Jede Spende ist daher willkommen. Wir haben lediglich Überweisungskosten, ansonsten gehen die Einnahmen durch Dauer- und Einzelspenden, Kollekten und Aktionen komplett nach Gimbi.“
14 von 140 Waisenkindern studieren inzwischen
Besonders schwierig sei aber die Auswahl, welche Waisenkinder in das Hilfsprojekt aufgenommen werden. Die Liste der Anfragen ist lang - über 1500 Waisen sind in Gimbi registriert. Erfreulich: 14 der 140 Waisenkinder studieren mittlerweile. Einer der Schüler hat Autos gewaschen, mit dem Geld den Führerschein gemacht und fährt heute einen Sanitätswagen. Ein Mädchen kaufte sich dank der Unterstützung eine Schere und machte sich als Friseurin selbstständig. „Aber nicht alle schaffen es, einige müssen sich auch als Tagelöhner durchbringen.“

Gimbi ist eine Stadt mit 80.000 Einwohnern und liegt 450 Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abeba. Foto: Elke Meyer
Am Sonntag, 9. Februar, um 10.30 Uhr wird die Partnerschaft mit Gimbi bei einem Gottesdienst in Ahlerstedt gefeiert.
Spendenkonto: KG Bargstedt, Stichwort: Hilfe für Waisenkinder. Kreissparkasse Stade IBAN DE25 2415 1116 0000 2080 41, Volksbank Geest, IBAN DE94 2006 9782 0088 1236 03.

Über 1500 Waisen sind in Gimbi registriert. Foto: Elke Meyer