TVon 1900 bis heute: Das ist besonders am Schützenverein Kranenburg

Das versammelte Schützenvolk im Jahr 2016. Foto: Schützenverein Kranenburg
Feste, Traditionen - jeder Verein hat eigene. Auch der Schützenverein Kranenburg. Der feiert sein 125-Jähriges. Wie tickt der Verein? Der Präsident grinst bei der Antwort.
Kranenburg. Das Schützenfest im August ist - na, klar - jedes Jahr der Höhepunkt im Vereinsleben. Das ganze Dorf feiert gefühlt mit. Dem Fest wird nachgesagt, einen besonderen Charme zu haben.
Ausnahmsweise feiert der Schützenverein in diesem Jahr zwei Mal, nun auch am ersten Maiwochenende. Grund ist das Jubiläum. So wie beim Schützenfest - immer am zweiten Augustwochenende - gibt es am Sonnabendnachmittag (3. Mai) einen Festmarsch.
Der endet aber mit Festakt und fröhlicher Feier auf dem Saal des Brinkhuus und nicht bei der Schützenhalle. Und am ersten Maitag feiert die Damenabteilung ihr 50-Jähriges vorweg.
Das ganze Dorf feiert und schmückt mit
Die Vorfreude auf das Jubiläum liegt in der Luft. Das ist auch beim Schützenfest so. „Das ganze Dorf macht sich dann auf und schmückt die Gärten“, sagt Olaf Möller. Nachbarschaften finden sich zusammen und feiern „schon ein kleines Schützenfest vorweg“, beschreibt Schriftführer Christian Meier, „wir binden auch zusammen die Pforten für König und Königin.“ Möller freut sich so über das geschmückte Dorf, dass er morgens vor dem Schützenfestumzug noch mal eben eine Tour mit dem Rad macht, um den Anblick in Ruhe zu genießen.

Geselligkeit beim Abholen der Schützenkönige. Foto: Klempow
Mittendrin und doch am Rand des Dorfes sind Schützenhalle und Schießstand zu finden, gleich hinter dem Gasthof Brinkhuus. Als die Kranenburger ihren Verein im Jahr 1900 gründeten, versammelten sie sich im Gasthof „Op‘n Damm“. Das Vereinslokal lag weit außerhalb, direkt an der Oste, und dennoch ideal: „Um 1900 herrschte an der Fährstelle rege Betriebsamkeit. Der Verkehr mit einem Fährprahm über die Oste floss hin und her“, beschreibt die Vereins-Chronik. Cranenburg gehörte damals zum Kirchspiel Hechthausen.

Die Namen aller Schützenkönige sind auf den jeweiligen Plaketten verewigt, die die Königsschärpe einst geschmückt hat. Foto: Klempow
Torfstapel als Schutzwall
Zwar hatten die Schützen damals ihr Vereinslokal - aber keinen Schießstand. Sie griffen auf Torf zurück und schichteten zwei Meter hohe Stapel auf. Der eine diente als Kugelfang hinter der Königsscheibe, der andere als Schutz für den Anweiser.
Warntafeln wurden aufgestellt und zu Beginn des Scharfschießens hissten die Schützen eine rote Fahne. 1910 wechselten sie aber mit einem festen Schießstand auf die Weide hinter dem Gasthof im Dorf - wo auch heute noch mit Kleinkaliber und Luftgewehr geschossen wird.

Foto von der Fahnenweihe 1925: Schützenkönig Johann Dankers, umrahmt von sechs "Königsjungfern" (von links): Katharina Hellwege, Marta Schiling, Meta Hitzwebel, Anna Junge, Gretchen Hoops und Rebecka Hitzwebel. Foto: Vereinschronik
Was von den Schützen aus Cranenburg bis heute erhalten geblieben ist: Die Königsplaketten, die die Schärpe schmücken. Jede einzelne eines Kranenburger Schützenkönigs und seit 50 Jahren auch der Königin. Und dann sind da noch die Orden, die von einer Harsefelder Goldschmiede gefertigt werden. Filigran glänzt eine Burg darauf - die majestätischen Orden gehen in den Besitz der Würdenträger über.
Schützengilde Oldendorf
T Diese Allee im Kreis Stade haben Könige gepflanzt
Ein festes Band verbindet den Verein auch mit der ortsansässigen Schaustellerfamilie Bode, die seit jeher beim Schützenfest dabei ist, „mindestens 60 Jahre“, schätzt der Vorstand. Die Feuerwehr sichert selbstverständlich den Umzug ab - und schießt den Absperrkönig unter sich aus.
Da sind also Tradition, Geselligkeit und Zusammenhalt, die den Verein ausmachen. „Es menschelt bei uns“, findet Olaf Möller. „Ein Verein bereichert doch das Dorf.“ Bei den Schützen gehe es sehr liberal zu. Alt und Jung feiern miteinander.

Den Königsorden ziert ebenso wie das Wappen der Schützen eine Burg.
Schnelle Karrieren
Wichtig seien die Jungen, die Verantwortung übernehmen und die Senioren, „die wissen eben, wie es geht“, sagt Sportleiter Torsten Siems. Viele identifizierten sich mit dem Verein, stellten Werkzeug und Know-how zur Verfügung.
Im Vorstand engagieren sich außerdem Damenleiterin Ute Dankers, der stellvertretende Präsident Marvin Wustmann, Kassenwart Thies Waller und Hauptmann Ewald Cordes. Die Jugendabteilung unter den Fittichen von Elke Wustmann, Stefanie Steltenpohl und Lukas Ehlers wächst. Wer sich einbringen möchte, ist willkommen - und kann auch schnell Karriere machen.

Kranenburgs Schützenpräsident Olaf Möller. Foto: Klempow
Das hat Olaf Möller selbst erlebt. 2014 eilte er zur Jahreshauptversammlung - er sollte stellvertretender Hauptmann werden. Kurz vorher kam die Anfrage, ob er nicht die Nachfolge von Helmut Siems übernehmen würde. Prompt wurde Möller gewählt - und war Präsident. Die Renovierungen im Schießstand, das Aufmöbeln der Schützenhalle - Eigenleistung gehört hier zum guten Ton.
Mitglieder packen mit an
Pragmatismus gehört somit auch zum Vereinsleben. „Wir gucken immer, was wir besser machen können“, sagt Siems. Das war auch beim Schützenfest so. Sonnabends sind der Umzug zum Abholen der Könige, das Königsschießen, die Proklamation beim Festball und Tanz mit der Band Take Five. Der Sonntag ist seit der Einführung von Tanzboden und Live-Musik mit BiSiMaHei draußen auf dem Schützenplatz wieder ein echtes Volksfest. „Das kommt richtig gut an“, sagt Präsident Olaf Möller.
Zusammengefasst also - wie ist der Schützenverein Kranenburg? Olaf Möller grinst: „Kommodig“.

Der erste Schützenkönig war D. Engelhardt. Foto: Klempow
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