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TVon Partymobil bis Shopping-App: BBS-Schüler und ihre Erfindungen

Joyce Gerdts, Maylin Hagenah, Buseina Ahmad, Marie Brandt und Emily Zietvnov (von links) haben eine App entwickelt, mit der es leichter wird, nachhaltig einzukaufen.

Joyce Gerdts, Maylin Hagenah, Buseina Ahmad, Marie Brandt und Emily Zietvnov (von links) haben eine App entwickelt, mit der es leichter wird, nachhaltig einzukaufen. Foto: Ohle

Jugendliche sind arbeitsscheu und unmotiviert? Schüler der BBS II in Stade widerlegen das Vorurteil. Einige stehen sogar kurz davor, ein Gewerbe anzumelden.

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Von Lena Stehr
Mittwoch, 11.12.2024, 13:50 Uhr

Stade. Die jungen Leute von heute, die in wenigen Jahren die größte Gruppe am Arbeitsmarkt stellen werden, sind arbeitsfaul und unmotiviert - mit diesen und anderen Vorurteilen sieht sich die Generation Z häufig konfrontiert.

Zur Gen Z gehören deutschlandweit rund 12,5 Millionen Menschen, die zwischen 1996 und 2009 geboren wurden. Einige von ihnen haben jetzt im Rahmen eines Projekts an der BBS II in Stade diese Vorurteile eindrucksvoll widerlegt und gezeigt, welches Potenzial in den Fachkräften von morgen schlummert.

Im Kern ging es darum, unternehmerische Ideen für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln. Zwei Klassen des elften Jahrgangs des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft nahmen dafür seit Anfang des Schuljahres an verschiedenen Workshops teil.

Jugendliche sollen an sich und ihre Ideen glauben

„Wir wollen Jugendlichen Mut machen, an sich und ihre Ideen zu glauben und als Teil der Berufsorientierung Einblicke in die Gründungs- und Innovationspraxis geben“, erklärt Johann Dralle.

Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der PFH Private Hochschule Göttingen am Hansecampus Stade und zuständig für das Projekt „Sustainable Entrepreneurship Education“ (frei übersetzt: Erziehung für nachhaltiges Unternehmertum), das 2022 in der Elbe-Weser-Region gestartet ist. 1800 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge acht bis zwölf haben daran bereits teilgenommen.

Melissa Heim und Johann Dralle von der PFH waren begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler.

Melissa Heim und Johann Dralle von der PFH waren begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler. Foto: Stehr

Beim Markt der Ideen stellten die BBS-Schülerinnen Anfang Dezember ihre Ideen vor und begeisterten damit auch Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stade und der Hansestadt Stade.

Präsentiert wurden ein Unverpacktladen für Kosmetik, Upcycling-Taschen aus alter Kleidung, nachhaltige Verpackungen für Hundefutter aus Insekten, Sitzgelegenheiten aus alten Autoreifen, Duftbäume aus Altpapier mit natürlichen Düften, Besteck aus Bambus, eine Wegrollsperre für Einkaufswagen, Schienbeinschoner aus alten Bällen und Bambus sowie eine Backmischung ohne Acrylamid.

Ökologisch abbaubare Angelköder aus Gelatine

Doch das war noch nicht alles. Für weniger Mikroplastik in Gewässern entwickelten die beiden Angler Marek Kruse und Jannis Beckmann gemeinsam mit Zina Smaali und Victoria Grieser ökologisch abbaubare Angelköder aus Gelatine, Zucker und Glycerin.

„Wir haben lange probiert, bis die Köder elastisch und reißfest genug waren“, sagt Marek. Aus Erfahrung weiß er, dass die handelsüblichen Plastikköder leicht und oft abreißen und so auf Dauer im Gewässer bleiben. „Wir nutzen die Köder selbst und geben sie auch an Freunde ab. Vielleicht gibt es sie ja sogar irgendwann im Angelladen“, ergänzt Jannis.

Zina, Victoria, Marek und Jannis (von links) haben nachhaltige Angelköder ganz ohne Plastik entwickelt.

Zina, Victoria, Marek und Jannis (von links) haben nachhaltige Angelköder ganz ohne Plastik entwickelt. Foto: Stehr

Nachhaltig einkaufen müsse grundsätzlich einfacher werden, finden die fünf Erfinderinnen der kostenlosen App EcoScan. Ist der gescannte Artikel nicht nachhaltig, werden Alternativen vorgeschlagen. Beurteilt werden die Produkte anhand von Labels wie etwa dem Frosch-Siegel.

„Es ist wichtig, den eigenen Einkauf zu hinterfragen, aber das ist oft gar nicht so leicht“, sagt Maylin Hagenah. Bisher gibt es die App nur als Testversion. Eine professionelle Erstellung würde mindestens 10.000 Euro kosten.

Nachhaltig feiern im ausgebauten Partymobil

Bessere Aussichten auf eine tatsächliche Umsetzung hat die Idee von Luca Helmke, Bjarne Pfeffer und Jasper Tiedemann. Die drei haben einen alten Bauwagen, den sie kostenlos über ein Kleinanzeigenportal bekommen haben, zum Partymobil für Feten mit bis zu 20 Personen ausgebaut.

Luca Helmke (links) und Bjarne Pfeffer wollen einen ausgebauten Bauwagen als Partymobil vermieten. Zur Präsentation brachten sie eine Zapfanlage (ohne echtes Bier) mit.

Luca Helmke (links) und Bjarne Pfeffer wollen einen ausgebauten Bauwagen als Partymobil vermieten. Zur Präsentation brachten sie eine Zapfanlage (ohne echtes Bier) mit. Foto: Stehr

Die Idee kam den Jungs schon vor dem Start des Projekts. „Die meisten jungen Leute wollen zu Hause feiern, haben aber meistens nicht genug Platz oder Eltern, die nicht wollen, dass etwas dreckig wird“, sagt Luca. Das Partymobil ist die Lösung, sind die Jungs überzeugt. Es kann inklusive Endreinigung und Getränkeservice gemietet werden.

Die Schüler sind so überzeugt von ihrem Projekt, dass sie noch einen zweiten Wagen ausbauen und dann auch ein Gewerbe anmelden wollen. Es fehlt bloß noch etwas Startkapital. Kostenlos für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer ist dagegen die Beratung der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade. Den Kontakt haben die Jungs an der BBS schon geknüpft.

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Das Projekt wird mit Unterstützung des Regionalen Fachkräftebündnisses Elbe-Weser sowie den Landkreisen Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg, Stade und Verden aus dem ESF-Fonds durch- und noch bis Ende März 2026 fortgeführt.

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