TVon der Vorfreude und einem besonders königlichen Dorf ohne eigenen Schützenverein

Die sechs Könige, von links: Torben Engelhardt, Florian Tomforde, Tobias Kruse, Reiner Hink, Volker Vollmers und Patrick Mindt. Foto: Fehlbus
Die ersten neuen Schützenkönige werden proklamiert. Auf der Geest geht es mit dem Fest in Fredenbeck richtig los. Vorher haben sich sechs Könige auf eine besondere Reise gemacht und Spuren hinterlassen, die jahrhundertelang bestehen könnten.
Kutenholz. Mit dem Trecker machen sie sich auf eine Rundreise über die Geest. Gestartet wird in Kutenholz, weiter geht es durch die Orte Aspe, Kakerbeck und Ahlerstedt. Zwei Mal wird auch Reith angefahren. Aus diesen Orten kommen die sechs Schützenkönige, die sich so gut verstehen, dass sie gemeinsam etwas Besonderes machen wollten. Es sollte eine geradezu ewige Erinnerung an dieses eine Jahr als König werden.
Zeit als Schützenkönig rauscht nur so vorbei
„Die Zeit rauscht nur so vorbei, dann ist das ganze Jahr weg“, sagt Reiner Hink (59), Schützenkönig von Aspe. Er muss es wissen, er ist als Einziger der Runde schon zum zweiten Mal Schützenkönig. Für alle anderen heißt es jetzt: genießen in vollen Zügen.
Die Ergebnisse stehen lange fest, die großen Feiern mit den Proklamationen sind vorbei. Auch die Samtgemeinde-Könige sind gekürt. Zwei sitzen mit auf dem Wagen: Patrick Mindt und Florian Tomforde, beide aus dem kleinen Ort Reith mit rund 100 Einwohnern. „Wir lästern immer, das ist der einzige Ort mit zwei Schützenkönigen ohne eigenen Schützenverein“, sagt Volker Vollmers (48), Schützenkönig von Kakerbeck.
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Das Dorf der Schützenkönige hat keinen Schießstand
Florian Tomforde (38) ist Schützenkönig von Farven und von der Samtgemeinde Selsingen, Patrick Mindt (35) ist König der Schützen von Brest und Harsefelder Samtgemeinde-König. Selbst die Aus- und Ummärsche bedürfen in Reith spezieller Vorbereitungen, so ganz ohne Schießstand um die Ecke.
Geschafft haben sie es trotzdem und freuen sich jetzt auf die Saison. Dass sie sich schon vor den ersten Festen treffen wollten, haben sie beim Schützenfest in Farven beschlossen. Die Vereine und die Traditionen seien wichtig für die Dörfer, sagen sie. Es geht um den Zusammenhalt im Ort, in der Gemeinde.
Zusammen feiern wollen sie in diesem Jahr wieder. Auf Einladung geht es zu den befreundeten Vereinen. Selbst müssen sie auch einladen. Was das Königsjahr kostet, darüber schweigen sie. Alle ihre Vereine aber haben inzwischen Königsversicherungen, erzählen sie. Damit bleibt das finanzielle Risiko überschaubar.
Schausteller und sportlicher Wettkampf beim Fest
Der Trend geht weg von der Zeltdisco, die schon vor Corona nicht mehr ihre Hochphase hatte. Inzwischen gibt es an einigen Stellen Open-Air-Veranstaltungen. Die Jungschützen von heute treffen sich zu Bällen. Der Volksfest-Charakter ist wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Kinderschützenfest, Nachbarschaftsschießen, Straßenschießen und Buden gehören dazu. Als nächstes wird in Fredenbeck beim großen Schützenfest an Pfingsten am Schießstand gefeiert. Nach dem Abriss der Niedersachsenschänke sind sie hier schon saalfrei feiererprobt.
Schausteller und sportlicher Wettkampf kommen beim Schützenfest zusammen. „Die Vorfreude ist groß“, sagt Tobias Kruse (39) und stimmt mit den anderen Schützenkönigen und Adjudanten ein Lied an: „Und Schützenbrüder sind wir, hebbt jümmer frohen Moot. Un döstig sünd wi jümmer, dat liggt uns so im Bloot.“ Um dann drei Mal aus voller Kehle hinzuzufügen: „Gut Schuss“.
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Mit der Proklamation des neuen Königs endet nicht alles
In Ahlerstedt richtet sich mehr als nur das Wochenende nach den Schützen. Tobias Kruse, Schützenkönig von Ahlerstedt, muss ein verlängertes Wochenende im Terminplan eintragen. Am Montag ist traditionell Proklamation - für den einen die große Freude, für den anderen der Schlussakt.
Am Ende des majestätischen Jahres - und darüber hinaus - aber bleiben den sechs Schützenkönigen sechs Eichen. Die haben sie auf ihrer Fahrt mit dem 64 Jahre alten Trecker besucht. Unter dem Motto „Trees for Bees“ - Bäume für Bienen - hatten sie nach Genehmigung durch die Gemeinde am Hexenberg zwischen Ahlerstedt und Kakerbeck nämlich sechs Eichen entlang der Straße gepflanzt. Ein Schild soll noch aufgestellt werden. Dann können es alle lesen, dass hier das Laub für die künftigen Kränze und Girlanden der Schützenvereine wachsen kann.
„Und immer wenn wir daran vorbeifahren, wissen wir, das war damals, als wir diese tolle Zeit als Schützenkönige hatten“, sagt Patrick Mindt. Damit wird sie unvergessen. Nachmachen erlaubt, sagen sie alle. „Das wäre nicht schlecht, wenn wir eine kleine Tradition damit begründen könnten“, sagt Torben Engelhardt (46), bei dem die Reise als Schützenkönig von Kutenholz über die Geest losgeht.
Sechs Feste
Die Königsjahre enden zu unterschiedlichen Terminen:
- In Kakerbeck ist vom 7. bis 9. Juni Schützenfest.
- Vom 14. bis 16. Juni wird in Kutenholz gefeiert.
- Das 100-jährige Bestehen des Vereins und das Schützenfest feiert Brest vom 28. bis 30. Juni.
- Vom 13. bis 15. Juli geht es in Ahlerstedt auf Schießstand und Saal.
- Aspe feiert vom 19. bis 21. Juli, Farven vom 2. bis 4. August.