TVon wegen Auflösung: Gastronom übernimmt bei Stade aktuell

Sie packen an (von links): Wilfried Stief und Michelle Neugebauer nehmen mit Manuel Bossemeyer und Mohammed Karami den neuen Vorsitzenden von Stade aktuell, Amir Afschartabbar, in ihre Mitte. Foto: Vasel
Führungswechsel bei Stade aktuell: Arbeitsgemeinschaft will „eine Brücke“ zwischen Einzelhandel, Gastronomie und Verwaltung sein - und schmiedet große Pläne.
Stade. Volle Kraft voraus, diese Devise gaben Amir Afschartabbar und seine Stellvertreterin Michelle Neugebauer (Shells Concept Store) nach der Mitgliederversammlung von Stade aktuell in der Seminarturnhalle aus. Sie wollen mehr erreichen - insbesondere für den Einzelhandel und die Gastronomie in der Innenstadt.
Im Vorfeld war eine Auflösung der Werbegemeinschaft diskutiert, letztlich allerdings verworfen worden. Er freue sich, dass die „Fackel weitergetragen“ werde, so TAGEBLATT-Geschäftsführer Georg Lempke bei seiner Begrüßung.
Der langjährige Vorsitzende, er war 2018 in die Fußstapfen von Wolfgang Drusell getreten, und sein Vorstand hatten mit einem geschlossenen Rücktritt dem neuen Team um den Gastronomen Amir Afschartabbar den Weg geebnet.
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Werbegemeinschaft klagt über Trittbrettfahrer
Lempke lobte die Arbeit der Stade Marketing und Tourismus GmbH. Stellvertretend für alle dankte er der City-Managerin Christine Plath. „Sie hat einen ganz guten Job gemacht“, sagte Lempke.
Längst organisiert die Hansestadt Stade die Feste und das Marketing. Die Werbegemeinschaft beschränkte sich als Interessenvertretung auf ihre Kernaufgabe: die Stärkung von Einzelhandel, Gewerbe und Gastronomie.
Formal stellt der Verein Stade aktuell mit seinen mehr als 100 Mitgliedern die Anträge für die verkaufsoffenen Sonntage bei der Stadt und organisiert (in der Regel über Umlagen) die gemeinsame Werbung. Die aktive Beteiligung nehme allerdings weiter ab, konstatierte Lempke.
Gleichzeitig werde die Liste der Trittbrettfahrer unter den Einzelhändlern größer, die sich an den verkaufsoffenen Sonntagen beteiligen - ohne die Solidargemeinschaft Stade aktuell durch Mitgliedsbeiträge oder Werbeumlagen zu unterstützen. „Das ist schlichtweg asozial“, unterstrich Lempke.
Kostenfreies Parken an verkaufsoffenen Sonntagen
Vereinsintern wird diskutiert, wie viele verkaufsoffene Sonntage sinnvoll und - mit Blick auf Personal und Kosten - möglich sind. Bei der Versammlung gab es eine Befragung: Einige Einzelhändler machten sich für drei bis vier stark.
Jörg Bodry von La Tienda aus der Hökerstraße warnte: „Jeder Schritt zurück sind zwei Schritte für den Online-Handel.“ Es gelte, den stationären Handel zu sichern, damit Läden nicht zu „Ausstellungshallen“ werden.
Er und andere appellierten an die Stadt, an diesen Tagen die Parkgebühren auszusetzen. Einzelhändler berichteten, dass ihnen eine Beteiligung schwerfalle. Der Grund: Personal- und Fachkräftemangel. Viele müssten allein im Geschäft stehen - was bei einigen, etwa Juwelieren, schon aus Versicherungsgründen nicht gehe.
Projekt BID: Das ist der Stand
Das Projekt Business Improvement District sei nicht weiter verfolgt worden. Es liege „auf Eis“, im Grunde sei es „zu Grabe getragen“, so Lempke. Das Interesse sei „überschaubar“ - auch, weil unter anderem Immobilieneigentümer unter steigenden (Energie-)Kosten litten.
Geplant waren zwei Quartiere: Pferdemarkt und Große und Kleine Schmiedestraße. Mit Hilfe öffentlicher und privater Gelder sollten Aufenthalts- und Verweilqualität erhöht, leere Läden durch Zwischennutzungen wie temporäre Pop-up-Stores belebt werden.
Vorstand einstimmig auf den Schild gehoben
Amir Afschartabbar lobte nach der einstimmigen Wahl des neuen Vorstands seine Vorgänger für ihr Engagement. Er ist seit zwölf Jahren selbstständiger Gastronom, der 47-Jährige betrieb bis Juni das Velero im Schatten des Gasometers am Hafen. Sein neuer Schwerpunkt: Punsch- und Hotdog-Buden auf dem Weihnachtsmarkt und Imbiss und Eis am Lühe-Anleger.
Außerdem wird er die Alsterschute im Alten Hafen betreiben. Er sieht Stade aktuell als „Brücke“ zwischen Verwaltung, Immobilieneigentümern, Einzelhandel, Gastronomie und Event-Branche. „Wir wollen Stade jeden Tag schöner machen.“
Lebendige Altstadt starkmachen
Ihm zur Seite steht Michelle Neugebauer als 2. Vorsitzende. Die 31-Jährige führt das Modegeschäft Shell’s Concept Store in der Hökerstraße. Die geborene Staderin will sich für eine „lebendige“ Altstadt starkmachen.
Das Team komplettieren Wilfried Stief (Pressewart), Manuel Bossemeyer (Kassenwart), Mohammed Karami (Mitgliederwart), Lorenz Leuchtenberger (Vize-Kassenwart) und Elena Brückner (Schriftführerin).
Denkmal für Höhmann
Stade aktuell will außerdem seinen 1999 verstorbenen Gründer Werner Höhmann ehren. Der 1922 geborene Kaufmann und langjährige CDU-Politiker - bekannt auch durch seine Auftritte mit dem Leierkasten - rief nicht nur Altstadtfest und Weihnachtsmarkt ins Leben, sondern bewahrte auch den Schwedenspeicher vor dem Abriss.
Dieser sollte zum Parkplatz werden. Über seinen Kulturverein will die Werbegemeinschaft ihm jetzt „für die Revitalisierung der Altstadt“ ein Denkmal setzen - möglicherweise in Form einer Plakette am Schwedenspeicher.