TVorstand tritt ab: Buxtehuder Theater im Hinterhof steht vor dem Aus

Mit einem Team ehrenamtlicher Mitstreiter haben Joachim und Ilze Menneking das Theater ihrer verstorbenen Tochter Nina Zober bis jetzt am Laufen gehalten. Foto: Weselmann
Das Theater im Hinterhof ist ein besonderes Stück Kultur in Buxtehude, in dem viele bekannte Künstler aufgetreten sind. Ob diese Bühne eine Zukunft hat, ist mehr als fraglich.
Buxtehude. Seit mehr als 20 Jahren gibt es dieses Kultur-Kleinod im Herzen von Altkloster. Doch nun steht das Theater im Hinterhof vor dem Aus. Damit die Buxtehuder Bühne eine Zukunft hat, braucht es neue Macher - doch die sind derzeit nicht in Sicht.
Ins Leben gerufen wurde das Hinterhof-Theater 2003 von Nina Zober. Die aus einer baltischen Künstlerfamilie stammende Schauspielerin und Sängerin hat die Buxtehuder Kulturszene auf vielfältige Weise bereichert. Sie gründete auch die A-cappella-Schule für Gesang und Schauspiel, die später Isabel von Vacano übernahm.
Mit ihrem Privattheater schuf Nina Zober einen besonderen Bühnenort. Dieser machte sich bei Kulturpublikum und Künstlern schnell einen Namen. Bis heute sind die Kleinkunstaufführungen, Kabarettabende und Musikveranstaltungen ein Anziehungspunkt und die 55 Plätze im Zuschauerraum meist voll besetzt.

Nina Zober engagierte sich auf vielfältige Weise in der Buxtehuder Kulturszene, zum Beispiel mit Musiker Jan Graf (links) und Hans-Ulrich Wiegel (damals verantwortlich im Stadtmarketing) für einen plattdeutschen Abend. Zober erlag 2010 einer Krebserkrankung. Foto: TAGEBLATT-Archiv
Viele Bühnengrößen waren hier schon in ganz kleinem Rahmen zu erleben. Dazu gehören beispielsweise der vom TV-Format Dittsche und der Band Texas Lightning bekannte Musiker Jon Flemming Olsen, Schauspieler Rolf Becker, Autor Max Goldt oder Kabarettist Alfons (der Franzose mit dem Puschel-Mikro). Die intime Atmosphäre macht die Bühne für beide Seiten so beliebt. Der Künstler spürt die Emotionen seines Publikums - und die Zuschauer sind hautnah dran.
Gründerin Nina Zober starb an einer Krebserkrankung
Im Alter von nur 37 Jahren verstarb Nina Zober 2010 nach einer Krebserkrankung. Ihre Bühne aber ist geblieben. Ilze und Joachim Menneking übernahmen die Verantwortung für das von ihrer Tochter initiierte Theater in der Hauptstraße. Mit einem Förderverein und einem Team ehrenamtlicher Mitstreiter - darunter Wegbegleiter und Freunde der Gründerin - haben sie das Theater im Hinterhof über all die Jahre am Laufen gehalten. Bis jetzt.
In Zukunft sind neue Kräfte gefragt. Der aktuelle Vereinsvorstand - bestehend aus Joachim Menneking, Ursula Borchers, Gottfried Arnold und Gerhard Pillip - wird abtreten. Sie hören auf und suchen Nachfolger, die das Theater in die Zukunft führen.
Für den aktuellen Vorstand fällt der letzte Vorhang
Mit der Vorstellung am heutigen Samstag fällt für die jetzigen Vereinsmacher der letzte Vorhang in Sachen Veranstaltungsorganisation. „Von uns ist dann erst einmal nichts weiter geplant“, so Vereinsvorsitzender Joachim Menneking. Im Juni ist Jahreshauptversammlung. Weil sich bis dahin keine Lösung abzeichnet, will der Vorstand dem Ganzen noch bis Ende des Sommers Zeit geben. In eine zweite Verlängerung wird er aber nicht gehen. „Wenn sich keiner findet, melden wir den Betrieb ab und lösen den Verein auf“, macht der 80-Jährige klar. „Am Jahresende ist für uns definitiv Schluss.“
Zu der Entscheidung mussten Joachim und Ilze Menneking sich schweren Herzens durchringen, verbunden mit gemischten Gefühlen. „Mich macht es hauptsächlich traurig, aber mein Mann ist auch erleichtert, weil wir aus Altersgründen einfach nicht mehr so können“, sagt die 78-Jährige.
Das Vermächtnis der Tochter soll weiterleben
An dem Theaterbetrieb hängt viel ehrenamtliches Engagement. Rund um die Veranstaltungen gibt es jede Menge Arbeit. Programmplanung, Werbung, Kartenverkauf, Aufbau, Künstlerbetreuung, Verwaltung - im Hintergrund ist ein Team von fast 15 Leuten aktiv, um die feinen Theatermomente auf die Bühne zu zaubern.
Der Betrieb ist ehrenamtlich getragen. „Lohn sind die wunderbaren Abende“, betont Joachim Menneking. Das Theater auf andere Füße zu stellen, ist aus seiner Sicht eher schwierig. Der Handlungsspielraum ist begrenzt. Die Schule für Gesang und Schauspiel hat in den Räumen ihr Zuhause. Der Theater-Verein ist Untermieter. Als solcher steht ihm die Bühne nur am Wochenende zur Verfügung.
Mennekings bekümmert die ungewisse Zukunft. Das Theater im Hinterhof ist wie ein Vermächtnis ihrer Tochter. An dem besonderen Bühnenort lebt ihre Seele weiter. Deshalb hofft das Ehepaar aus Neukloster inständig, dass der Rückzug nicht ein endgültiges Aus besiegelt. Wer dieses Szenario abwenden und aktiv werden will, kann sich unter 0171/ 2182213 melden.
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