TWahnsinn in Buxtehude: Klassenerhalt im letzten Hölle-Nord-Krimi
Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt: Großer Jubel beim BSV. Foto: Iso Juergens
Der BSV kann Krimi. Mit einem dramatischen sowie hochunterhaltsamen Sieg haben sich die Buxtehuderinnen den Klassenerhalt erkämpft. Der Trainer fand die richtigen Worte.
Buxtehude. Es war die 17. Saison von Dirk Leun als Trainer des Buxtehuder SV. Er hätte sich sicherlich weniger Drama gewünscht in der ersten Saison, die mit Play-off- sowie Play-down-Modus gespielt wurde.
Der BSV hat sich nun aber im dritten und entscheidenden Play-down-Duell gegen den BSV Sachen Zwickau vorzeitig den Klassenerhalt gesichert. Mit 24:23 gewann der BSV in der Halle Nord, die noch ein letztes Mal zur Hölle Nord wurde.
„Es schwingt auch bei mir ein wenig Wehmut mit“, sagte Leun nach dem umjubelten Sieg. Er habe der Mannschaft gesagt, das sei hier „heiliger Boden“ in dieser alten Halle. Diesen solle die Mannschaft verteidigen. „Die Mannschaft hat ein weiteres Spiel in die Geschichtsbücher geschrieben“, sagte Leun, „es war eines der härtesten Spiele hier.“
Die Hölle Nord trägt den Gastgeber zum Erfolg
Schon vier Minuten vor Spielende erheben sich die 957 Fans und wollen den BSV zum Sieg anfeuern. Da führt der Gastgeber knapp mit 23:22 durch einen schön herausgespielten Treffer durch Jolina Huhnstock, die in der dichten Abwehr fein am Kreis frei gespielt wurde.
Es folgt der Ausgleich. Der BSV vergeigt den nächsten Angriff. Bei 58 Spielminuten auf der Uhr nimmt Zwickaus Trainer Norman Rentsch bei eigenem Angriff eine Auszeit.
Der BSV verteidigt aber - wie fast in dem ganzen Spiel - energisch und wach. Der gegnerische Angriff wird stark abgefangen. Huhnstock ist erfolgreich beim Gegenstoß, 24:23. Noch zehn Sekunden sind auf der Uhr. Zwickau macht es schnell und kommt auch noch zu einem durchaus gefährlichen Abschluss.
Doch BSV-Torhüterin Sophie Fasold sammelt sehenswert eine weitere Parade. Ihre letzte Großtat. Dafür wird sie zur Spielerin des Spiels geehrt. Die Buxtehuderinnen tanzen, feiern, lachen. Teresa von Prittwitz vergisst kurz ihre kurz zuvor erlittene, schmerzhafte Verletzung. Ihr rechter Arm ist bandagiert.

Der BSV und Zwickau lieferten sich ein umkämpftes und unterhaltsames Spiel - mit Happy End für den Gastgeber. Foto: Iso Jürgens
Der BSV beginnt ganz stark - aber Zwickau kämpft sich zurück
In Zwickau hatte sich der BSV mit einem Treffer in letzter Sekunde dieses Heimspiel erkämpft. Es soll kein weiteres in der Halle Nord steigen in einem möglichen Play-down-Finale gegen Bayer Leverkusen. Daran lässt der BSV keine Zweifel aufkommen.
Nach 6:30 Minuten führt der Gastgeber hochüberlegen mit 5:1. In der Abwehr agiert der BSV konzentriert und aggressiv. Das ganze Spiel ist eine Abwehrschlacht, weil auch Zwickau später erfolgreich zupackt.
Die Anfangsphase gehört aber dem BSV. Lotta Heider, die bärenstarke Levke Kretschmann, Maj Nielsen, von Prittwitz, Charlotte Kähr treffen. BSV-Torhüterin Laura Kuske feiert zwei Paraden. „Was ist denn hier los“, schreit der Hallensprecher - und Zwickau unterbricht den Spielrausch mit einer Auszeit.
Buxtehuder SV- Sachsen Zwickau
Nach 10 Minuten führt der BSV nur noch mit 5:4. Es beginnt ein sehr umkämpftes Spiel. Nach 16:44 Minuten gleicht Zwickau beim 9:9 erstmals aus. Nun schwimmt der BSV, Fehler schleichen sich ins Spiel, werden vom aggressiver spielenden Gegner erzwungen.
Zwickaus Torhüterin Barbara Györi hält stark. Pfostenpech kommt hinzu. Nach knapp 23 Minuten führt Zwickau mit 13:9. Aber der BSV fängt sich wieder. „Das Team hat sich von dem Rückstand nicht beeindrucken lassen“, lobte Leun.
Handball-Bundesliga
T BSV entscheidet Krimi in Zwickau – dann wird es hitzig
Die Kapitänin feiert ihr Comeback
Schneller als gedacht und kommuniziert steht Isabelle Dölle nach ihrer Schulterverletzung im Kader. Leun wechselt die Kapitänin in der brenzligen Phase ein. In der 27. Minute gelingt ihr das 12:15. Mit dem Pausenpfiff wirft Dölle noch das 14:16. Alles drin in Halbzeit zwei.
Dem BSV gelingt nach dem Seitenwechsel der schnelle Ausgleich. Nun nimmt der Krimi Fahrt auf. Kein Team kann sich absetzen. Die Anspannung auf den Bänken und auf dem Spielfeld ist in der energiegeladenen Halle zum Greifen.
20:18, 20:20. Isa Ternede trifft per Siebenmeter zum 21:20. Zuvor hatten Nielsen und Anika Hampel zwei verworfen. In der 55. Minute steht es 22:22. Dann beginnt der beschriebene Spannungsbogen mit Happy End.
„Das war sehr, sehr stark“, lobte Leun, „ein physisch extrem starker Kampf.“ Die Mannschaft habe sensationell verteidigt und auch im Angriff Lösungen gefunden.
Sein Gegenüber lobte das „tolle und faire Publikum“. Es habe trotz der Niederlage Spaß gemacht, hier zu spielen, so Rentsch. Ein letztes Mal wurde die Halle Nord zur Hölle Nord. Der BSV hat sich mit dem „geschichtsträchtigen“ Spiel als Bundesligist in die neue Halle gerettet.
Die Statistik
BSV: Kuske (4 Paraden), Fasold (6 Paraden); Kroepel, Nielsen (4/3), Heider (2), Hampel (2), Dölle (2), Kähr (1), Reiche, Kretschmann (8), Hartstock, von Prittwitz (2), Ternede (1/1), Huhnstock (2), Lück
Spielverlauf aus BSV-Sicht: 5:1 (6:30), 5:4 (10.), 9:9 (17.), 9:13 (23.), 14:16 (Halbzeit), 16:16 (35.), 18:18 (40.), 20:18 (45.), 22:22 (55.), 24:23 (Endstand)
Siebenmeter: BSV 4/6 – Zwickau 3/5
Zwei-Minuten-Strafen: BSV 1 – Zwickau 4
Zuschauer: 957
Nächstes Spiel: Am 24. Mai (16 Uhr) verabschiedet sich der BSV mit einem All-Star-Spiel endgültig aus der Halle Nord. Die aktuelle Mannschaft trifft auf ehemalige Spielerinnen. Es werden Spielerinnen verabschiedet, zudem wird die Spielerin der Saison geehrt.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.