TWarum BSV-Torhüterin Laura Kuske hart mit sich ins Gericht geht

Laura Kuske feierte in dieser Saison 17 Paraden in acht Ligaspielen. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
Die Buxtehuder Torhüterin Laura Kuske hat sich in ihrer Jugend nicht sonderlich für die Handball-Bundesliga interessiert. Erst die Facebook-Nachricht eines Mario Goetze änderte das. Heute träumt Kuske sogar von der Champions League.
Buxtehude. Kurz nach dem Turnier um den Länderpokal leuchtet eine Facebook-Nachricht auf. „Ein Mario Goetze hat mich angeschrieben und gefragt, ob wir mal telefonieren können. Ich war ihm durch meine Leistung beim Länderpokal aufgefallen“, erzählt Laura Kuske lachend. Doch damals war ihr das noch suspekt.
Kuske rief zusammen mit ihrer Mutter diesen Mario Goetze an. Es stellte sich heraus, dass dieser nicht nur wegen des fehlenden Umlauts nichts mit dem WM-Siegtorschützen zu tun hatte, sondern dass er als Talentscout für den siebenfachen Deutschen Meister Thüringer HC arbeitete. Eine Top-Adresse im Handball.
„Ich muss dazu sagen, dass ich mich damals eigentlich gar nicht für den Bundesliga-Handball interessiert habe“, sagt Kuske. „Erst als die Anfrage kam, habe ich mich damit beschäftigt.“ Und? „Mein Mund stand die ganze Zeit nur noch offen.“ Kuske wechselte 2017 ins Internat des THC.
Motto: „Mal gucken, was kommt“
Diese Anekdote passt gut zum Werdegang der heutigen BSV-Torhüterin. Im Gegensatz zu anderen Talenten hatte Kuske nie wirklich einen konkreten Karriereplan gefasst. Ihr Motto war immer: „Mal sehen, was kommt.“ Und sie ist weit gekommen. Heute hütet die 22-Jährige das Tor des Bundesliga-Zehnten.
Laura Kuske stammt aus der Oberpfalz. Genau wie ihre heutige Teamkollegin Teresa von Prittwitz. Die beiden, Jahrgang 2001, spielten erst zusammen Fußball und wechselten zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum Handball. Dabei ist diese Sportart im Osten Bayerns nicht sehr verbreitet. „Bei uns gab es einen Dorfverein und sonst nur tote Hose“, sagt Kuske.
Als sie zum ersten Mal Handball spielte, merkte sie schnell: „Auf dem Feld wird das nichts.“ Zum Glück hatte ihre Mannschaft eine Vakanz im Tor. Kuske entwickelte großen Ehrgeiz, ärgerte sich, wenn sie zu viele Gegentore kassierte. Sie hatte ihre Berufung gefunden.
Torhüterin mit zu hohen Ansprüchen?
Irgendwann folgten Einsätze für die Ostbayernauswahl und der Wechsel nach Regensburg, in die nächste größere Stadt. „Das waren schon riesige Meilensteine für mich“, sagt Kuske. Aber mehr hatte sie sich nicht ausgerechnet. Schon gar nicht mit der Bundesliga. Erst die Nachricht von Mario Goetze änderte das.
Den THC erlebte Kuske als sehr familiären Verein. Im Trainerteam fand sie ihre „Ersatzeltern“ und in der Ex-Buxtehuderin Annika Lott ihre beste Freundin. Kuske fühlte sich wohl. Aus der Perspektivspielerin wurde eine Bundesligaspielerin. „Alle standen hinter mir. Jeder Trainer hat etwas in mir gesehen. Aber ich habe mich gefragt: Was seht ihr denn? Ich sehe da gar nichts“, sagt Kuske.
Warum geht sie so hart mit sich ins Gericht?
Kuske sieht das so: „Wenn ich für eine starke Parade gelobt werde, dann sage ich, dass da aber noch lauter schlechte Paraden waren. Es fällt mir schwer, mich selbst positiv zu bewerten.“ Liegt das vielleicht an zu hohen Ansprüchen? „Kann gut sein, aber die muss man als Torhüterin haben.“
Ex-Club immer im Herzen
In der vergangenen Saison verließ Kuske den THC schweren Herzens. „Ich bin jung, ich muss mich entwickeln, ich brauche mehr Spielanteile“, sagt sie. Sie hatte einige Angebote, schrieb eine Pro-Contra-Liste und entschied sich für den BSV. Ein Pro-Argument war das Torwarttraining von Debbie Klijn, die bereits Torhüterinnen wie Katharina Filter und Lea Rühter ins Nationalteam gebracht hatte.

Für Kuske war das Training mit Torwarttrainerin Debbie Klijn ein Grund für den Wechsel zum BSV. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
Doch Kuske hatte keinen leichten Start in Buxtehude. Verletzungsbedingt verpasste sie einen Großteil der Vorbereitung, kam erst nur zu Kurzeinsätzen. „Wir hatten noch viele Baustellen“, sagt Klijn. Kuske, so schien es, stand im Schatten von Marie Andresen, die zu den konstantesten BSV-Spielerinnen gehört.
Doch das war für Kuske kein Problem: „Wenn Marie einen super Tag hat, bin ich die Letzte, die enttäuscht ist, weil ich nicht gespielt habe.“ Eine starre Einteilung, wer die Nummer 1 und 2 ist, gibt es beim BSV ohnehin nicht. Klijn geht davon aus, dass Kuske in der zweiten Phase der Saison häufiger zum Zug kommt. „Das Vertrauen ist da.“
Ziel: Champions League
Kuske hat vor kurzem ein Fernstudium (Fitnessökonomie) begonnen, sie hat beim BSV einen Vertrag bis 2025. Und danach? Mal schauen, was geht? „Ein großes Ziel ist es, einmal Champions League zu spielen“, sagt Kuske. In der vergangenen Saison durfte sie mit dem THC bereits in der European League internationale Luft schnuppern, also einen Wettbewerb tiefer. Allein beim Gedanken daran bekommt sie Gänsehaut.
Doch schon im nächsten Atemzug scheint Kuske wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen zu sein. „Ich glaube, es ist falsch, mit Druck an die Sache heranzugehen.“