TWarum Désirée Nick sich für den Playboy auszog und weltweit für Furore sorgte

Désirée Nick in der Rolle von Hollywood-Diva Joan Crawford. Foto: Leo Schumacher
Diven-Streit im Stadeum: Désirée Nick steht am Donnerstag in „Bette & Joan“ auf der Bühne. Was die schillernde Künstlerin und spitzeste Zunge Deutschlands über ihre Playboy-Fotos und das Dschungelcamp 2024 sagt.
Stade. Balletttänzerin, Schauspielerin, Kabarettistin, Bestseller-Autorin, Reality-TV-Star - Sie haben sich beruflich immer wieder neu erfunden. Gibt es etwas, für das Ihr Herz besonders brennt?
Schon für das Theater. Denn, was ich allen anderen voraus habe, ist ja, dass ich die ganze Palette abdecke. Das heißt: Welche durch Reality-TV bekannte Persönlichkeit kann auf einer Bühne bestehen? Und zwar nicht nur mit einer Show oder alleine als Comedian, sondern mit Gesang und in Schauspieltheater-Stücken.
Im Stadeum sind Sie in „Bette & Joan“ zu sehen. Sie haben das Stück über die Hollywood-Diven und Rivalinnen Bette Davis und Joan Crawford schon einmal gespielt. Was fanden Sie an der aktuellen Fassung besonders reizvoll?
Der damalige Regisseur Folke Braband hatte daraus ein Kammerspiel und eine Tragödie gemacht: Zwei ältere Frauen, in Hollywood abgemeldet, am Ende ihrer Karriere, müssen sich zusammenraufen. Bei dem jetzigen Regisseur Sebastian Kreyer ist daraus eine flamboyante, schillernde Komödie geworden, mit sehr viel Ironie und Slapstick. Es ist ein vergnüglicher und komödiantischer Theaterabend, fast schon eine Satire auf Hollywood und auch auf uns selbst.
Dabei stehen Sie mit Anouschka Renzi auf der Bühne. 2004 stritten Sie und Ihre jetzige Schauspielkollegin vor Gericht, weil sie sich in einem Ihrer Kabarett-Programme verunglimpft sahen. Mittlerweile haben Sie sich offiziell versöhnt, aber durch diese frühere Auseinandersetzung bekommt das Stück eine spannende zweite Ebene.
Unser Regisseur hat fabelhaft verstanden, diese Ebene der Realität zu verweben mit der Tatsache, dass die beiden Hollywood-Diven tatsächlich über Jahre größte Konflikte hatten, aber trotzdem zusammen Filme drehten, weil sie aufeinander angewiesen waren und auch viele Gemeinsamkeiten hatten. Aber ansonsten haben sie sich ziemlich verachtet. Frau Renzi und ich verachten uns nun nicht, aber es ist viel hängen geblieben von dem damaligen Prozess, der ja auch total durch die Medien ging. So spiegelt und reflektiert der Abend, was Weiberkonflikt damals war und heute. Dass Frauen konkurrieren ist zeitlos, und durch diese Zeitlosigkeit bekommt das Stück eine sehr greifbare Ebene.
Was macht aus Ihrer Sicht eine echte Diva aus?
Ich mag dieses Wort überhaupt nicht, weil die Unbegabtesten aller Unbegabten danach grapschen. Jeder nennt sich heute Icon und Diva. Kader Loth, Julian F.M. Stoeckel, Olivia Jones. Ich muss es leider deutlich sagen: Eine Diva ist davon gar niemand. Diva heißt immerhin göttlich und bedeutet, dass eine hochbegabte Künstlerin ihr Talent bis zur Vollendung ausgefeilt hat. Und sich über die Jahrzehnte immer neu mit dieser einmaligen Expertise zu beweisen, führt letztlich zu einer Unantastbarkeit. Das kann von denen ja wohl keiner von sich behaupten. Eine Joan Collins, eine Oprah Winfrey, eine Diana Ross, eine Céline Dion, eine Beyoncé oder eine Anna Netrebco kann sich Diva nennen. Und auf mich ist das in dem Sinne zu beziehen, dass meine 40 Jahre währende Bühnenkarriere mich auch zu einer schillernden, virtuosen Künstlerin hat werden lassen. Das Publikum liebt mich, und das kann mir keiner nehmen.
Ihre künstlerische Vielseitigkeit verschwindet oft hinter Ihrer Präsenz als provokanter Reality-Star.
Das hat etwas mit der Frauenbewegung zu tun. Wenn Jan Böhmermann dieselbe Sache sagt, ist es Kult und Satire, sagt es eine Frau, ist es Gezicke und Provokation. Ich bin Satirikerin. Und wie Kurt Tucholsky sagte: Wenn Satire nicht weh tut, dann schafft sie sich selbst ab. Aber bei mir wird das alles in einen Topf geschmissen und ich soll nur die sein, die rumpöbelt. Dass ich 16 Bestseller geschrieben habe und eine großartige Schauspielerin bin, wird einfach unter den Teppich gekehrt.
Sie haben den Ruf als „spitzeste Zunge Deutschlands“. Bereuen Sie Gesagtes manchmal im Nachhinein?
Moment mal, das ist mein Humor. Und ich werde mich ja wohl kaum für meinen Humor erklären und rechtfertigen müssen. Punkt. Da gibt es gar nichts zu sagen. Nackte Tatsache ist, dass ich einen brillanten Humor habe, und wer da nicht mitkommt, tut mir leid. Denn Humor ist das Elixier, was uns eigentlich durch unser schwieriges Leben trägt.
Wo hat das bei Ihnen eine Grenze?
Das ist doch ziemlich deutlich, oder haben Sie schon einmal feststellen können, dass ich mein Kind vermarkte? Es ist ja heute üblich und bei den Influencern werden die Kinder alle in die Medien gepusht. Diese ganzen Insta-Mamis - kaum wächst da ein Bauch, wird das ausgeschlachtet. Das wäre mir nicht im Traum eingefallen.
Mit Ihrem aktuellen Buch „Alte weiße Frau: Warum Falten kein Knick im Lebenslauf sind“ nehmen Sie sich dem Thema Altersdiskriminierung von Frauen an. Was ärgert Sie da besonders?
Dass Frauen generell übersehen werden. Alter weißer Mann ist ein stehender Begriff, und ich frage mich, warum keiner über alte weiße Frauen spricht, obwohl es in der Baby-Boomer-Generation 50plus demografisch wesentlich mehr Frauen als Männer gibt. Wenn schon, dann fordere ich aus Gleichberechtigung heraus auch in der Stigmatisierung Fairness. Wegen dieser Schräglage habe ich das Buch geschrieben und denke, dass ich damit die Mitte der Gesellschaft erreiche und Millionen Frauen aus dem Herzen spreche.
Ist das auch der Grund, warum Sie sich letztes Jahr mit 66 Jahren für den Playboy haben ablichten lassen und damit nun das älteste Playboy-Covergirl in Deutschland sind?
Das spielt alles zusammen. Der Playboy untermauert visuell, was ich in dem Buch sage. Insofern sind die Fotos eine wunderbare Ergänzung.

Entertainerin Désirée Nick auf dem Cover der deutschen Ausgabe des «Playboy». Mit 66 Jahren ist sie die bisher älteste Frau auf der deutschen Ausgabe des Magazins. Foto: Sacha Höchstetter für PLAYBOY Oktober 2023/dpa
Mit welcher Wirkung?
Das können Sie doch in den Medien anschauen. Ich habe damit weltweit Furore gemacht. Es war ein flächendeckender Erdrutsch, der nur positiv war und vielen Frauen sehr viel bedeutet hat.
Gab es auch persönliches Feedback von Frauen?
Ja, massenhaft, die habe ich bis heute nicht abgearbeitet. Ich habe Zuschriften aus Italien, China und der ganzen Welt bekommen. Ich spreche ja nicht nur für mich, sondern für eine ganze Generation.

„Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“: Nadja Abd el Farrag ("Naddel"), Jimmy Hartwig, Isabel Varell, Harry Wijnvoord, Desiree Nick, Fabrice Morvan, Heydi Nunez-Gomez, Willi Herren (vorne) und Dolly Buster zogen im Jahr 2004 bei RTL ins Dschungelcamp. Foto: dpa
Sie haben schon oft für Furore gesorgt, auch 2004 als erste Dschungel-Königin. Wie blicken Sie heute auf das Format „Ich bin ein Star - holt mich hier raus“?
Das ist neuerdings zu einer Dating-Show geworden. Wenn der Cast aus Leuten von Dating-Shows besteht, dass die Dating-Show dann im Dschungelcamp fortgesetzt wird. Und denen, die das dann auch so durchziehen, gebührt die Schlagzeile. Das finde ich sehr schade.
Gibt es TV-Formate, die Sie noch reizen?
Ja, aber bei Let’s Dance, Masked Singer und First Dates mit Promis bekomme ich Absagen, wobei ich mir wirklich an den Kopf fasse, wie das sein kann. Deshalb bin ich dankbar, dass ich mit meiner künstlerischen Expertise für das Theater von diesem ganzen Schlamassel unabhängig bin.
Gibt es auf den Brettern, die die Welt bedeuten, noch offene Träume?
Das ist doch albern, so etwas zu fragen. Ich habe doch nicht annähernd das gespielt, was mir gebührt hätte. Man kriegt doch die Rollen gar nicht. Denken Sie, das ist ein Wunschkonzert? Die Rollen werden nach Vitamin B und nach Klüngeln und Cliquen an den Staatstheatern verteilt. Es gibt doch im Showbusiness keine Fairness. Man braucht ja wohl nicht viel zu wissen, um zu sagen, dass ich perfekt wäre in „Hello Dolly“ oder als Puffmutter in der „Dreigroschenoper“, aber ich kann mir komplett abschminken, das jemals zu spielen, weil Rollen nicht danach verteilt werden. Das sind doch alles Seilschaften. Es gibt massenhaft Rollen, die sind mir wie auf den Leib geschrieben. Warum bin ich denn nicht die böse Gräfin bei Rosamunde Pilcher?
Was würden Sie sich da wünschen?
Ich kann doch die Welt nicht ändern. Gar nichts.
Karten für „Bette & Joan“ am Donnerstag, 8. Februar, um 19.45 Uhr im Stadeum kosten zwischen 39 und 19 Euro, buchbar unter Telefon 04141/409140 oder online unter www.stadeum.de.

Désirée Nick ist nicht nur bekannt für ihre spitze Zunge, seit 40 Jahren überzeugt sie auf der Bühne mit künstlerischer Vielseitigkeit. Foto: Désirée Nick
Zur Person
Geboren wurde Schauspielerin, Entertainerin, Bestsellerautorin und TV-Star Désirée Nick 1956 in Berlin-Charlottenburg. Bereits in sehr jungen Jahren absolvierte sie eine Ausbildung als klassische Balletttänzerin, die sie an die Deutsche Oper Berlin und die Staatsoper München führte. Auf die spätere Schauspielausbildung in London folgten Engagements an renommierten Theaterbühnen vom Maxim Gorki Theater und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin bis hin zum Ernst Deutsch Theater und den Kammerspielen in Hamburg. Mit ihrem ersten Soloprogramm startete sie 1993 ihre Karriere als Kabarettistin und Entertainerin, 1995 feierte sie dann in „Neurosia“ von Rosa von Praunheim ihr Filmdebüt. 17 Jahre war Nick mit Heinrich Prinz von Hannover liiert, brachte 1996 den gemeinsamen Sohn Oscar zur Welt. Ihr erstes Buch erschien 1997 unter dem Titel „Bestseller einer Diva: Seit Jahren vergriffen“. Die Krone als erste Dschungelkönigin bei „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ (2004) brachte der Künstlerin den Status als Reality-TV-Ikone. 2023 machte Désirée Nick als ältestes Playboy-Covergirl Deutschlands Furore. Sie sorgt neben Bühnenauftritten und 16 Bestsellern mit ihrem zweiten Podcast-Format „Golden Gossip Girl“ für Unterhaltung.