TDie SPD-Hoffnung stirbt zuletzt – Frauke Langen im Wahlkampf

Frauke Langen am Alten Stader Hafen. Sie ist relativ neu in der Politik und hat sich einiges vorgenommen. Foto: Düselder
Sie ist selbstbewusst, hat klare Botschaften, ist freundlich und nahbar - und hat doch nur überschaubare Chancen auf ein Mandat: Frauke Langen aus Harsefeld tritt für die SPD an.
Stade. Sie ist noch nicht lange im Politikgeschäft, aber ihre Auftritte wirken schon sehr abgeklärt. Sie hat ein klares Ziel vor Augen, weiß, was sie will, bleibt dabei aber angenehm entspannt. Sie hat im Bundestagswahlkreis 30 Rotenburg-Stade kaum eine Chance derzeit gegen ihre Konkurrentin Vanessa Zobel aus Bremervörde (CDU), aber sie lässt bis zum Wahltag nicht locker. Berufsoptimismus. Frauke Langen beschreibt ihre Motivation so: „Wenn ich etwas mache, dann richtig.“ Also keine halben Sachen.
Schwere Zeiten für die SPD: Frauke Langen kämpft
Frauke Langen (47) ist derzeit nicht zu beneiden. Der Wahlkreis wird aus Sicht der Wahlforscher sicher von der CDU gewonnen. Genosse Trend, vor gut drei Jahren noch auf Seiten der SPD, zieht diesmal nicht. Der Wind hat sich gedreht nach drei Jahren Ampel-Regierung. 2021 hatte Kai Koeser (SPD) den Dauersieger Oliver Grundmann (CDU) am Rande einer Niederlage.
Den Landkreis Stade konnte er für sich entscheiden bei den Erststimmen, aber die Region Bremervörde wählt traditionell CDU. Das gab den Ausschlag, Grundmann zog ein drittes Mal in den Bundestag ein. Jetzt also Frau gegen Frau.
Auch schon traditionell entscheidet sich der Sieg bei den Erststimmen zwischen CDU und SPD. Die Kontrahentinnen gehen bewusst freundlich miteinander um, haben keine Berührungsängste, wollen den ständigen Streit in Berlin nicht in den Wahlkreis importieren. Dabei ist dieses Mal gar nicht gesagt, dass die Kandidatin mit den meisten Erststimmen auch wirklich nach Berlin zieht.
Das neue Wahlrecht zur Verkleinerung des Bundestags macht es möglich. „Worst case“, nennt Langen dieses Szenario. Stand heute, wird sie davon verschont bleiben. Und auch die Landesliste bietet keinen Ausblick auf einen Berliner Sitz.

Drei von der SPD: Frauke Langen, Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi und Landtagsabgeordnete Corinna Lange (von links). Foto: Wolff-Meuter/SPD
Frauke Langen stieg spät in die Politik ein. Dabei fließt schon lange SPD-Blut in ihren Adern. Sie ist in Stade aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ihr Vater Manfred E. Schulz gehörte für die SPD 25 Jahre lang bis 2011 dem Rat der Stadt Stade an. „Ich habe immer SPD gewählt, sie war immer meine Partei“, sagt sie. Aber erst am 1. Januar 2021 trat sie in die Partei ein.
Kaum in der Partei und schon diverse Posten
Ob sie denn bekloppt sei, sich in diesen Zeiten für die SPD stark zu machen, werde sie oft gefragt, erzählt Langen mit einem Lachen. Sie entgegnet dann: „Gerade in diesen Zeiten.“
Der Umgang mit der Corona-Pandemie, das große Gemeckere um die Maßnahmen, das hat sie, auch als zweifache Mutter, bewogen in die Politik einzusteigen. Ihr Credo: Nicht nur kritisieren, sondern selbst besser machen. Heute sitzt sie im Stader Kreistag, hat den Vorsitz der Harsefelder SPD inne, ist aktiv im Kreisvorstand und zurzeit im Dauerwahlkampf. Wenn sie etwas macht, dann richtig. Chancen hin oder her.
Bundestagswahl
T Keine guten Listenplätze für Kandidaten aus den Stader Wahlkreisen
Wichtig für sie: „Kann ich das, ist das meins?“. Wenn sie das mit Ja beantwortet, gibt sie Gas. So wie im Berufsleben. Langen bezeichnet sich als „Staderin durch und durch“, obwohl sie seit 24 Jahren in Harsefeld lebt. Passend ging sie zur Lehre in die Chemie-Industrie.
Heute ist sie Fachkraft für Arbeitssicherheit und Umweltschutz bei Airbus in Stade. Berufsbegleitend hat sie diese Zusatzausbildung gemeistert. Das Gleiche gilt für die „Fachexpertin für Wasserstoffforschung“, ein Fernstudium über die IHK. Und was treibt sie politisch an?
Frauke Langens Wahlkampf wie ein Marathonlauf
Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Sie will bei Entscheidungen die Menschen mit ins Boot holen, die davon betroffen sind. Das geschehe viel zu selten - ob Ganztagsschule oder Bauplätze, ob große Politik oder kleine. Langen: „Wir müssen viel mehr mit den Menschen reden.“
Deswegen führt sie einen extrem engagierten Wahlkampf, läuft von Haustür zu Haustür, steht an Infoständen, stellt sich den Fragen auf Podiumsdiskussionen und ist schwer aktiv in den sozialen Medien. Langen nennt das „anstrengend und sportlich“. Aber es mache auch Spaß. Sie ist schließlich Langläuferin.
Und sollte es wider Erwarten doch klappen mit dem Einzug in den Bundestag? Da hat sie als politischer Neuling schon Ideen. Alternative Energien wie Wasserstoff vorantreiben, am besten in der Region zwischen Elbe und Weser, wo viel Potenzial herrsche und wo große Chancen schlummerten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für sie - nicht nur als Gewerkschafterin - naturgemäß eines ihrer Lieblingsthemen.
Eine kurze Auswahl ihrer politischen Statements: Klare Kante gegen Rechts, klares ja zur A20, deutliche Senkung der Industriestrompreise durch geringere Netzentgelte, um die Chemie-Industrie in Stade zu halten.

In Stade ist sie aufgewachsen, in Harsefeld lebt sie: Frauke Langen. Foto: Düselder
Frauke Langen ist seit 2018 Mitglied im Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde in Harsefeld, sitzt im Vorstand des Vereins MiteinanderFüreinander Harsefeld - und ist Fan von Werder Bremen.
Wer mehr über und von Frauke Langen wissen möchte, kommt am Freitag, 14. Februar, in die Festhalle Kutenholz zum TAGEBLATT-Talk, wenn sie ab 19 Uhr mit den anderen Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 30 Rede und Antwort steht. Zum Wahlkreis gehören neben dem Nordkreis Rotenburg mit Bremervörde und Zeven die Städte Stade und Buxtehude, das Alte Land und die Stader Geest. Karten gibt es für fünf Euro unter www.tageblatt.de/wahl-kutenholz oder in der TAGEBLATT-Geschäftsstelle des Stader Pressehauses, Glückstädter Straße 10.