TWarum Gäste zwei Stunden fahren, um in diesem Restaurant zu essen

Gelernt ist gelernt: Georgios Stavrakoudis balanciert in seinem neuen griechischen Restaurant „Hellas“ in Lunestedt acht Teller mit Bohnen- und Krautsalat sowie Tzatziki.Foto: Jan Iven Foto: Jan Iven
„La Storia“ heißt jetzt „Hellas“ - wo vor knapp zwei Jahren ein Italiener zugemacht hat, serviert Georgios Stavrakoudis nun griechische Spezialitäten. Schon nach wenigen Tagen ist das Lokal ständig ausgebucht.
Lunestedt. „Haben Sie reserviert?“, fragt Georgios Stavrakoudis die ankommenden Gäste in seinem neuen griechischen Restaurant „Hellas“ in Lunestedt fast schon entschuldigend. Das Lokal hat vor gerade mal zwei Wochen in den Räumen eines ehemaligen Italieners eröffnet - und schon ist es schwierig, einen Tisch zu bekommen. Sei es, weil die Gäste den Reiz des Neuen ausprobieren möchten oder das Lokal schon so schnell bekannt geworden ist. Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.
Alte Stammgäste aus Ostfriesland kommen nach Lunestedt
Und so kommen neben Gästen aus Beverstedt, Bremerhaven und Bremen auch noch frühere Freunde und Stammgäste aus Ostfriesland nach Lunestedt. „Meine Eltern hatten jahrelang das Restaurant Alexis Zorbas in Hage“, sagt der 42-Jährige, der seit seiner Jugend bei den Eltern mitgeholfen und so das Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Die Mutter hat nach den Rezepten der Großmutter gekocht. Heute kocht die Frau von Georgios Stavrakoudis nach den gleichen Rezepten.

„La Storia“ heißt jetzt „Hellas“. Das ehemalige italienische Restaurant hatte im Mai 2022 zugemacht, da sich kein Nachfolger gefunden hat. Nun ist ein neuer Grieche am Platz. Foto: Jan Iven
Auch wenn die Eltern nun in Rente sind und in Griechenland leben, hat Georgios, der vor allem unter seinem Vornamen bekannt ist, fast die identische Karte wieder aufgelegt. Sehr zur Freude von einigen alten Stammgästen, die zur Eröffnung sogar die zweistündige Anfahrt aus Hage im Landkreis Aurich auf sich genommen haben. „Ich habe immer die 4b genommen. Saganaki, gebackener Käse“, schwärmt einer, der schon mit Georgios zur Schule gegangen ist und ihn oft im elterlichen Lokal besucht hat. Damals holte der junge Georgios nach einem Discobesuch schon mal Essen für seine Freunde aus dem Restaurant.

Souvlaki, Suzuki, Gyros und vieles mehr gehören zur griechischen Küche im neuen Lunestedter Lokal „Hellas“ natürlich dazu. Foto: Jan Iven
Wobei der Gastronom zwischen Freunden und Gästen gar nicht mehr so groß unterscheidet, sondern ihnen die griechische Gastfreundschaft näher bringen möchte. „Du kommst als Gast und gehst als Freund“, sagt Stavrakoudis.
Das klingt ein wenig wie aus einem Reisekatalog, aber der Grieche meint es durchaus ernst. Was vielleicht ein Grund dafür sein könnte, dass sogar noch Stammgäste aus Ostfriesland zum Essen kommen. Und die begrüßt Georgios mittags unter allgemeinem Gelächter mit: „Du hast gefrühstückt? Willst du mich beleidigen?“
Die Küche wurde wie das Mobiliar runderneuert. Das Lokal bietet Platz für 75 Gäste. Im Frühjahr soll die Terrasse dazukommen. Auf der Karten stehen Gyros, Souflaki, Suzuki und ähnliche griechische Gerichte. Viel Fleisch, aber auch viel frisches Gemüse. Selbst gemachter Tzatziki mit gaaaanz viel Knoblauch. Bei den vielen Vorspeisen braucht es fast kein Hauptgericht mehr, was aber schade wäre.
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Worauf Georgios besonders stolz ist: „Den Gyrosspieß machen wir jeden Tag selbst“, sagt er. Ein fertiger Spieß kommt ihm nicht in die Küche. Das Fleisch wird frisch zubereitet und ist entsprechend saftig. Vom vertrockneten Grillteller keine Spur.
Der obligatorische Ouzo gehört natürlich zur Begrüßung. Tanzabende sind zwar nicht ausdrücklich geplant. Stammgäste aus Hage berichten aber, dass am Wochenende im Lokal der Eltern schon mal etwas lauter gefeiert wurde. Für ein ruhiges Abendessen eignet sich vielleicht eher der frühe Abend oder ein Wochentag.
Vorbesitzer hatte aus Altersgründen verkauft
In Lunestedt hat Stavrakoudis das frühere italienische Restaurant „La Storia“ übernommen, das seit knapp zwei Jahren leer steht. Die Vorbesitzer hatten ohne Nachfolger aus Altersgründen aufgehört und das Gebäude verkauft. Das Ehepaar Stavrakoudis hat das gesamte Haus gemietet und wohnt in der oberen Etage. Die 17-jährige Tochter macht die Schule in Ostfriesland zu Ende.