TWarum der Plan von Leun-Vertreter Adrian Fuladdjusch aufgegangen ist

Adrian Fuladdjusch vertrat den erkrankten Cheftrainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
Ohne Cheftrainer und gelernte Spielmacherin gewann der Buxtehuder SV den Klassiker gegen Bayer Leverkusen. Co-Trainer Adrian Fuladdjusch hatte offensichtlich einen funktionierenden Matchplan aufgestellt und die richtige Aufstellung gefunden.
Buxtehude. Am Sonntag vor einer Woche erfuhr Adrian Fuladdjusch, dass er in den nächsten Wochen auf seinen erkrankten Chef, Trainer Dirk Leun, verzichten muss. Sofort klappte Fuladdjusch den Laptop auf und begann mit der Videoanalyse des nächsten Gegners, acht Stunden dauerte das. Aber so konnte sich die Mannschaft schon am Montag auf das Spiel gegen Bayer Leverkusen vorbereiten.
Und das zahlte sich aus. Mit 26:24 setzte sich der BSV vor einer stimmungsvollen Kulisse von knapp 1000 Zuschauern durch und gewann damit auch sein drittes Heimspiel in dieser Saison. „Wir haben uns eine Menge vorgenommen und hatten einen klaren Plan. Die Mannschaft hat das angenommen und super umgesetzt“, sagt Fuladdjusch.
Mit Leun habe er in ständigem Kontakt gestanden, „es wäre auch selten dämlich, wenn wir nicht miteinander sprechen würden“. Der Cheftrainer habe ihm zunächst seine Sicht auf die Stärken der eigenen Mannschaft und mögliche Angriffspunkte beim Gegner erläutert. „Aber den Matchplan, die Details, die mache ich schon selbst“, sagt Fuladdjusch. Es war nicht das erste Mal, dass er Leun vertrat.
Fuladdjusch beordert Linksaußen ins Zentrum
Am Sonnabend wollte der BSV das Spiel breit machen, weil es das Leverkusener Spiel hergab. „Dadurch waren unsere Außen immer frei“, sagt Fuladdjusch. Allen voran Linksaußen Teresa von Prittwitz, die acht Tore erzielte - „wenn die Außen oft treffen, ist das immer ein Zeichen für eine breite Spielanlage“. Der Matchplan scheint in dieser Hinsicht aufgegangen zu sein.
Handball-Bundesliga
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Was der Matchplan von einigen Spielerinnen verlangte, war Anpassungsfähigkeit. Denn nach dem plötzlichen Karriereende von Kalia Klomp und einer Daumenverletzung von Sinah Hagen musste der BSV ohne Spielmacherin auskommen. Fuladdjusch musste improvisieren und setzte auf Linksaußen Cara Reiche. In einem Einzelgespräch am Montag im Training erklärte er ihr sein Vorhaben.
„Cara hat schon in der Jugend auf Rückraum-Mitte gespielt. Sie traut sich das zu und hat die ganze Woche auf dieser Position trainiert“, sagt Fuladdjusch, „und das hat sie heute toll gemacht.“ Abgesehen von einigen Fehlwürfen lenkte Reiche an ihrem 23. Geburtstag das Spiel souverän, setzte ihre Mitspielerinnen gekonnt in Szene und hatte entscheidenden Anteil am Sieg.
„Tormaschine ist vielleicht etwas übertrieben“
Vor 976 Zuschauern - Saisonrekord in Buxtehude - führte der BSV in der elften Minute mit 8:3. Die Buxtehuderinnen verteidigten konzentriert und kamen durch Gegenstöße immer wieder vor das Leverkusener Tor. Schon früh zeichnete sich ab, dass es das Spiel von Teresa von Prittwitz werden könnte. Die 22-Jährige war immer wieder Zielspielerin im Gegenstoß. „Das mache ich am liebsten“, sagt sie.

Teresa von Prittwitz spielte ihre Stärke im Tempogegenstoß aus. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
In der Folge ließ Buxtehude allerdings einige gute Chancen liegen, so dass Leverkusen kurz vor der Pause auf ein Tor herankam. Dann machte von Prittwitz da weiter, wo sie aufgehört hatte. Die „Tormaschine“, wie sie von Hallensprecher Jörg Neumann geadelt wurde, erzielte die ersten drei Treffer nach der Pause. „Tormaschine ist vielleicht etwas übertrieben, aber es zeigt, dass vieles geklappt hat“, sagt von Prittwitz. Fuladdjusch: „Terry im Team zu haben, ist ein Geschenk.“
Eine Viertelstunde vor Schluss führte der BSV mit sechs Toren, doch eine Vorentscheidung war noch nicht in Sicht. Denn Leverkusen verkürzte auf 23:24 (56.). „Kühlen Kopf bewahren“, forderte Fuladdjusch in der folgenden Auszeit und verdeutlichte seinen Plan an der Taktiktafel: „Kreisläufer hier… Verlagern… Und danach spielen wir Isolation für Charly.“ Der BSV behielt die Nerven.
Marie Andresen gewinnt das Schwestern-Duell
Buxtehude gewann damit das 70. Duell gegen Leverkusen - keine Partie gab es häufiger. Buxtehude spielt seit 1989 in der Bundesliga, Rekordmeister Leverkusen sogar seit Gründung der Liga 1975. Die erfolgreichen Zeiten liegen allerdings schon viele Jahre zurück. Finanzstarke Vereine haben die Traditionsclubs sportlich überholt.
So ging auch das Duell der Andresen-Schwestern an BSV-Torhüterin Marie, die nur einen Gegentreffer von Johanna hinnehmen musste. Unterstützt wurden die beiden von ihrem eigenen „Fanclub“, zahlreichen Leuten aus ihrem Umfeld, die bedruckte T-Shirts („Andresen Ultras“) trugen und ein Banner („Wir sind stolz auf euch!“) in die Halle hängten.
Nach den bisherigen Siegen gegen die Kellerkinder Bad Wildungen und Aufsteiger Solingen setzte der personell geschwächte BSV ein Ausrufezeichen und schob sich in der Tabelle direkt an Bayer Leverkusen heran. „Das zeigt, dass die Mannschaft mit der Situation sehr positiv umgegangen ist“, sagt Fuladdjusch. Dabei habe auch die Zusammenarbeit mit Sportpsychologin Janna Schäfer geholfen.
Leun kommt nach der WM-Pause wieder zurück
Nach dem Auswärtsspiel am kommenden Sonnabend beim Thüringer HC pausiert die Liga wegen der Frauen-WM. Für Fuladdjusch kommt das gerade recht, denn so wird Cheftrainer Dirk Leun nicht noch mehr Spiele verpassen. Am 27. Dezember soll er wieder an der Seitenlinie stehen.
Vorher wird Fuladdjusch seine Mannschaft noch auf die Partie beim THC vorbereiten. Mit der zeitintensiven Videoanalyse begann er bereits am Sonnabend - in den Minuten vor dem Leverkusen-Spiel. Während sich die Mannschaften in der Halle aufwärmten, zog er sich mit seinem Laptop in den Kraftraum zurück. „Wir wollen den THC ärgern“, sagt er. Auf den BSV und Adrian Fuladdjusch wartet dort eine größere Hürde.