Zähl Pixel
Kundgebung

TWarum dieser Buxtehuder eine Demo gegen den Hunger in Gaza organisiert

Erkan Dündar aus Buxtehude.

Erkan Dündar aus Buxtehude. Foto: Richter

„Entmenschlichung, öffentlich inszeniert“: Erkan Dündar findet deutliche Worte zum Krieg im Gazastreifen. Der Buxtehuder hat für Samstag eine Demo geplant und angemeldet. Warum tut er das?

author
Von Anping Richter
Mittwoch, 20.08.2025, 18:18 Uhr

Buxtehude. „Wir schlage auf leere Töpfe, weil die Töpfe der Menschen in Gaza leer bleiben“, erklärt Erkan Dündar. Er ist gebürtiger Buxtehuder, Kardiologe am Elbe Klinikum und auch als Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde bekannt. Doch die Demo am kommenden Sonnabend organisiert der ehemalige Halepaghen-Schüler unabhängig davon und ausdrücklich als Privatmensch. Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er eine Demo anmeldet, sagt Dündar. Er will zur Solidarität mit den hungernden Menschen in Gaza aufrufen.

Buxtehude Bangs the Pot - wie in London oder Haifa

Die Laufroute auf dem Demo-Flyer.

Die Laufroute auf dem Demo-Flyer. Foto: Dündar

Zu dem Krieg im Gazastreifen politisch Stellung zu beziehen, sei für ihn aktuell schwierig und einfach zugleich, sagt Erkan Dündar. Schwierig, weil er sich in den gängigen politischen Narrativen nirgendwo richtig aufgehoben fühle: „Das Ganze ist politisch total hochgekocht und vermint.“

Die Islamische Gemeinde Buxtehude, wo er Vorstandsmitglied ist, wollte er nicht in Konflikt bringen und hat sie bewusst erst von der Demonstration in Kenntnis gesetzt, als er sie schon angemeldet hatte.

„Ich habe ihnen auch zugesagt, dass ich klarstelle, dass diese Demo nichts mit der Islamischen Gemeinde zu tun hat“, sagt Erkan Dündar. Angesichts dessen, was zurzeit in Gaza geschehe, sei Nichtstun für ihn selbst aber einfach keine Option: „Angriffe auf Zivilisten, Gesundheitssysteme, die systematisch zerstört werden, Kinder, die verhungern - das ist monströs. Das ist nicht zu rechtfertigen.“

Die humanitäre Lage in Gaza sei katastrophal, die Versorgung breche zusammen. Ihm gehe es darum, für Menschenwürde und Menschenrechte einzustehen und den Druck für humanitäre Hilfe zu erhöhen.

„Ich trauere um alle unschuldigen Opfer, ob in Gaza oder in Israel“, sagt Erkan Dündar. Die Geiseln vom 7. Oktober und die getöteten Zivilisten seien nicht Teil einer militärischen Auseinandersetzung. Sie müssten dennoch leiden und würden instrumentalisiert.

Wie das Leid der palästinensischen Bevölkerung sei auch ihr Leid nicht verhandelbar. Auch sie gehörten auf die Seite der Entrechteten. „Wer sie verschweigt, verrät die Würde, die wir zu verteidigen vorgeben.“

Was in Gaza geschieht, will er nicht „Konflikt“ nennen: „Was in Gaza geschieht, ist kein Konflikt. Es ist systematische Gewalt gegen ein entrechtetes Volk. Es ist: koloniales Denken in militärischer Ausführung. Es ist: Entmenschlichung, öffentlich inszeniert.“ Der Buxtehuder Arzt türkischer Abstammung sagt, dass er sich in zehn Jahren nicht fragen lassen will: Warum habt ihr damals nichts getan?

Damit die Demo nicht gekapert wird

Erkan Dündar ist bewusst, dass er sich mit der Demonstration in Buxtehude in einem politisch sehr sensiblen Feld bewegt. „Natürlich habe ich Angst, dass die Demo gekapert wird. Das ist denkbar, von vielen Seiten“, sagt der Initiator.

Er könne das zwar nicht ausschließen, hat aber Vorkehrungen getroffen. So hat Erkan Dündar auf die Verwendung von politischen Symbolen, Nationalfarben oder -flaggen auf dem Flyer bewusst verzichtet: „Damit das Leute, die auf Krawall aus sind, nicht anspricht. Wir wollen laut sein, um die Menschen aus ihrer Komfortzone zu holen. Aber wir wollen keinen Krawall.“

Die Demo-Richtlinien

Darum hat er klare Richtlinien für die Demonstration und ihre Teilnehmer formuliert.

  • Rassistische, antisemitische oder antimuslime Reden werden nicht toleriert.
  • Auf die Verwendung von politischen Symbolen, Nationalfarben oder -flaggen sollen die Demonstranten verzichten.
  • Bei Hassparolen, Aufrufen zu Gewalt oder Gefährdung der Sicherheit wird die Demo sofort abgebrochen.
  • Ein entsprechendes Briefing für Ordner und Redner wurde erstellt.

Erkan Dündar hat bereits Mitstreiter gefunden: Die BI Menschenwürde, der Bunte Block Buxtehude und die Medics for Gaza haben Redebeiträge zugesagt. Die Demonstration, bei der Dündar etwa 50 Personen erwartet, beginnt am Sonnabend, 23. August, um 11 Uhr vor dem Historischen Rathaus in der Altstadt mit einer Kundgebung und Redebeiträgen. Ab 11.30 Uhr startet die Laufdemo mit Topfschlagen. Es geht über Breite Straße und Petriplatz, Hansestraße zum Fleth, anschließend durch Ritterstraße und Breite Straße zum Stadthaus, wo die Abschlusskundgebung zwischen 12 und 12.30 Uhr geplant ist.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel