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TWas Buxtehudes Hase und Igel mit Billard und Kegeln zu tun hat

Besuch aus München: Die Nachfahren von Mecki-Erfinder Hermann Diehl schauen, wie die bekannte Igel-Figur und der dazugehörige Trickfilm im Buxtehude Museum Eingang gefunden haben.

Besuch aus München: Die Nachfahren von Mecki-Erfinder Hermann Diehl schauen, wie die bekannte Igel-Figur und der dazugehörige Trickfilm im Buxtehude Museum Eingang gefunden haben. Foto: Weselmann

In Buxtehude hat das Stacheltier die Nase gegenüber dem Langohr seit jeher vorn. Aber das Spannende bei dem bekannten Wettlauf zwischen Hase und Igel liegt im Detail.

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Von Fenna Weselmann
Montag, 24.11.2025, 14:50 Uhr

Buxtehude. Im Buxtehude Museum ist ab sofort die neue Sonderausstellung „Läuft…! - Hase und Igel im Wandel der Zeit“ zu sehen. Hier wird beleuchtet, wie der berühmte Wettlauf auf der kleinen Heide bei Buxtehude über Generationen erzählt, bebildert und gedeutet wurde. Im Zentrum stehen die frühen Illustrationen, ergänzt durch stadthistorische Objekte, Film- und Fotodokumente sowie Brettspiele.

Die Gebrüder Grimm machen Hase und Igel bekannt

Das Märchen vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel wurde, wie alle Märchen, über lange Zeit mündlich überliefert. Wilhelm Schröder (1808-1878) veröffentlichte den Tierschwank 1840 erstmals anonym in niederdeutscher Sprache in seinem „Hannoverschen Volksblatt“ - erst einmal nicht die besten Voraussetzungen, um zu solcher Bekanntheit zu gelangen.

Als Bilderbuch und auf Vinyl: Das berühmte Märchen vom Wettlauf zwischen Hase und Igel wurde immer wieder neu illustriert und vertont.

Als Bilderbuch und auf Vinyl: Das berühmte Märchen vom Wettlauf zwischen Hase und Igel wurde immer wieder neu illustriert und vertont. Foto: Weselmann

Aber bereits 1843 fand die Geschichte Eingang in die „Kinder- und Hausmärchen“ der berühmten Brüder Grimm. Heute zählt sie zu den beliebtesten deutschen Märchen und wurde unzählige Male nachgedruckt, übersetzt sowie illustriert, später auch vertont und verfilmt.

Museum zeigt den berühmten Mecki-Igel

Die wohl bekannteste Igel-Figur wurde auf Anregung von Paul Diehl geschaffen. Er gab seinen Brüdern Hermann und Ferdinand den Impuls, einen Puppen-Trickfilm über das Märchen von Hase und Igel zu drehen. Der dafür kreierte Mecki-Igel wurde später als Comicfigur zum Maskottchen der Fernsehzeitschrift Hörzu.

Die Ausstellung rückt die bildliche Überlieferung in den Fokus. Denn Illustrationen prägen bis heute die Art und Weise, wie wir das Märchen interpretieren. Die Präsentation macht zugleich sichtbar, wie Kunst und Literatur, Sprache und Bild ihre jeweilige Entstehungszeit spiegeln.

Museumsleiterin Dr. Susanne Keller erläutert: „Die Figuren, Dialoge und Deutungen in Schröders Tierschwank sind klar durch das 19. Jahrhundert geprägt - denken wir nur an die pointierte Gegenüberstellung eines ‚bäuerlichen‘ und eines ‚städtischen‘ Protagonisten oder an die Geschlechterrollen, die aus heutiger Sicht fremd und überholt sind.“

Das Herz der Kuratorin hängt an einem Spielbrett

Das Nebeneinander historischer Illustrationen, Objekte und Medien eröffnet die Möglichkeit für eine neue Lektüre des Altbekannten. Die Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Gissel hat dazu seltene und einzigartige Sammlungsstücke in Szene gesetzt, die erstmals in dieser Zusammenstellung präsentiert werden.

In der Ausstellung präsentiert Kuratorin Tanja Gissel eine Reihe kurioser Souvenirs und Produkte, die es im Laufe der Zeit zum Märchen von Hase und Igel gegeben hat.

In der Ausstellung präsentiert Kuratorin Tanja Gissel eine Reihe kurioser Souvenirs und Produkte, die es im Laufe der Zeit zum Märchen von Hase und Igel gegeben hat. Foto: Weselmann

„Ganz besonders hängt mein Herz an der Illustration eines Spielbretts, das ich mal bei einer Märchenausstellung gesehen habe“, verrät Gissel. Es aufzutun, sei mit enormer Recherche verbunden gewesen. „Aber mit seinen Abbildungen ist das Spiel einfach ein einzigartiges Stück.“ Der Gegensatz zwischen den tierischen Konkurrenten wird hier auf illustre Weise deutlich gemacht. So reitet der Hase auf einem Pferd und spielt Billard, während der Igel einen Esel hat und kegeln geht.

Buxtehude feiert das Märchenstraßen-Jubiläum

Einen besonderen Rahmen für die Ausstellung bildet das Jubiläum der Deutschen Märchenstraße, deren nördlicher Schlusspunkt Buxtehude ist und die 2025 ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Als Beitrag dazu macht das Buxtehude Museum ein zeitgenössisches bibliophiles Bilderbuch mit einer Neuauflage wieder zugänglich.

Die 1855 erstmals erschienenen Illustrationen von Gustav Süs sind heute noch Teil des kollektiven Bildgedächtnisses.

Die 1855 erstmals erschienenen Illustrationen von Gustav Süs sind heute noch Teil des kollektiven Bildgedächtnisses. Foto: Buxtehude Museum

Im Mittelpunkt stehen die acht Farblithografien des Malers, Illustrators und Schriftstellers Gustav Süs (1823-1881), die erstmals 1855 erschienen. Als eigenständiges Erzählmedium gehen sie über eine reine Bebilderung hinaus und ergänzen die Geschichte um neue Details. Die letzte Tafel zeigt sogar eine Szene, die im Text gar nicht vorkommt - vielleicht als Anlass, die vermeintlich eindeutige Moral kritisch zu hinterfragen.

Die Sonderausstellung läuft bis zum 16. August 2026. Nähere Infos gibt es unter www.buxtehudemuseum.de.

Von alten Gesellschaftsspielen bis hin zu historischen Filmen - die Geschichte von Hase und Igel wird im Buxtehude Museum auf vielfältige Weise sichtbar gemacht.

Von alten Gesellschaftsspielen bis hin zu historischen Filmen - die Geschichte von Hase und Igel wird im Buxtehude Museum auf vielfältige Weise sichtbar gemacht. Foto: Weselmann

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