Zähl Pixel
Investition

TWas bei der Sanierung von alten Häusern zu beachten ist

Ein Bestandsimmobilie umfangreich zu sanieren, kann im Zweifel deutlich billiger sein, als Abriss und Neubau.

Ein Bestandsimmobilie umfangreich zu sanieren, kann im Zweifel deutlich billiger sein, als Abriss und Neubau. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Der Energiestandard wird beim Hauskauf ein immer wichtigeres Kriterium. Sanierungsbedürftige Häuser sind oft zu erschwinglichen Preisen zu bekommen. Doch die Tücken stecken im Detail.

author
Von Anping Richter
Montag, 07.10.2024, 07:35 Uhr

Landkreis. Früher war bei den Immobilienpreisen vor allem die Lage ausschlaggebend. Heute wird der Energiestandard immer wichtiger. André Grote, Immobilienmakler, Baubiologe und Vorsitzender von Haus und Grund Buxtehude, berichtet, dass zurzeit vermehrt in den 60er und 70er Jahren gebaute Häuser auf den Markt kommen. „Ältere Menschen können und wollen sich die geforderte energetische Sanierung nicht antun“, sagt er.

Doch für junge Familien kann das eine Option sein. Angesichts gestiegener Baukosten erscheint es anfangs oft erschwinglicher, anstatt neu zu bauen ein altes Haus zu einem vergleichsweise relativ niedrigen Preis zu kaufen und dann zu sanieren. Trotzdem müsse jeder Fall individuell angesehen werden, sagt Grote. Bei Häusern aus den 30er, 40er und 50er Jahren sei es mit einer energetischen Sanierung grundsätzlich nicht so einfach.

Manche wollen nur wissen, was der Abriss kostet

Gerade aus Hamburg bekommt Grote viele Anrufe von Leuten, die bei Immobilien aus dem Bestand nur wissen wollen, was der Abriss kostet. Aber: Abriss und Neubau seien nicht unbedingt billiger als eine Sanierung. Und: „Ökologisch ist es viel sinnvoller, eine Bestandsimmobilie zu sanieren.“

Neue Fördermöglichkeiten machen das wirtschaftlich auch attraktiver. Allerdings scheuten einige Banken den bürokratischen Aufwand. Um sich das Durchreichen zur staatlichen Förderbank KfW zu ersparen, bieten sie lieber zu ähnlichen Konditionen einen Kredit an.

Lesen Sie auch

Versteckte Mängel oder unerwartete Probleme mit der Bausubstanz können bei alten Häusern zu erheblichen Mehrkosten führen, warnt Grote: „Gerade hier bei uns in der Region kann zum Beispiel die Gründung sehr ausschlaggebend sein: Steht das Haus auf Eichenpfählen? Wie ist der Grundwasserspiegel?“ Wichtig sei immer ein guter Sanierungsplan.

Die energetische Ausstattung eines Hauses ist bei Verhandlungen ein starkes Argument, sagt Olaf Gerigk von der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Wer sich vorab darüber schlau machen will, was bei einer Sanierung Sinn macht, dem empfiehlt er den Modernisierungs-Check auf der unabhängigen Kalkulations-Plattform Co2-online.de.

Guter Energieberater ist das A und O

„Erste Priorität ist, einen ordentlichen Energieberater zu finden“, sagt Gerhard Hoffmann von der Volksbank Stade-Cuxhaven. Auch die qualifizierte Ausführung einer Sanierung sei wichtig - „und dafür sollte man vorher jemanden finden, der das sehr gut macht.“ Denn gerade diese Handwerker sind knapp und begehrt.

Viele ältere Häuser haben energetischen Sanierungsbedarf - und das drückt den Kaufpreis.

Viele ältere Häuser haben energetischen Sanierungsbedarf - und das drückt den Kaufpreis. Foto: LBS Infodienst Bauen und Finanzieren

Für die energetische Sanierung gibt es inzwischen viele Fördermöglichkeiten. „Die Förderkulisse ist komplex. Wir als Bank kriegen das gut hin, aber der Kunde findet da kaum noch durch“, sagt Hoffmann. Die Baufinanzierungsberater der Volksbank hätten sich darum zu zertifizierten Modernisierungs- und Fördermittelberatern weiterqualifiziert. Bei der Kalkulation der Finanzierung werde versucht, die Fördermittel einzubauen.

Neues Förderprogramm: Jung kauft Alt

Das Förderprogramm „Jung kauft Alt“ ist im September gestartet und bietet für Familien beim Kauf von Bestandsimmobilien zinsvergünstigte Kredite bis 150.000 Euro. Die Einkommensgrenzen seien im Vergleich zu früher etwas angehoben worden, sagt Manuel Bossemeyer von der Sparkasse Stade-Altes Land. Bis zu einem Brutto-Jahreseinkommen in Höhe von 90.000 Euro kann eine Familie die Förderung bekommen, pro Kind wird die Grenze um 10.000 Euro angehoben. „Das macht mehr möglich.“

Angesichts der Fördermittelkulisse werde die Beratung zwar aufwendiger, doch die Kreditinstitute ständen auch im Wettbewerb: „Bei uns gehört die KfW immer in eine Finanzierung hinein und wird auch angeboten“, versichert Bossemeyer. Auch die Berater der Sparkasse Stade Altes Land haben sich dafür fortgebildet, sogar in einem eigens dafür entwickelten Programm bei der Hochschule 21.

Bossemeyers Prognose für die kommenden fünf Jahre: „Die Modernisierung wird relativ stark kommen. Das ist auch nötig, um die Klimaziele zu erreichen.“ Die aktuellen Förderprogramme hält er angesichts dessen für treffend und rechnet damit, dass sie sich in naher Zukunft noch treffender entwickeln.

Weitere Artikel