TWas das Buxtehuder Trinkwasser so sauber macht
Netzmeister Thomas Bode (links) und Technischer Bereichsleiter René Back stehen in der Filterhalle des Wasserwerks Eilendorf. Die blauen Filterbehälter bereiten Grundwasser aus bis zu 160 Metern Tiefe zu Trinkwasser auf. Foto: Sulzyc
Wo kommt das Trinkwasser in Buxtehude her? Und wie sicher ist die Versorgung? Antworten bringt ein Besuch im Wasserwerk Eilendorf.
Buxtehude. Wer das versteckt hinter Bäumen liegende Wasserwerk Eilendorf betritt, sieht keinen Tropfen Wasser. Stattdessen blitzblanke Stahlrohre, Ventile und Behälter. Kühl ist die Lufttemperatur. In der Regel unter zehn Grad. So kühl wie das Trinkwasser, das die Stadtwerke Buxtehude hier aufbereiten.
Den Weg des Rohwassers zum aufbereiteten Trinkwasser kennt kaum jemand so gut wie Thomas Bode. Der Netzmeister erklärt zusammen mit dem Technischen Bereichsleiter René Back die Wasserversorgung in Buxtehude. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Woher stammt das Wasser, das zu Trinkwasser aufbereitet wird?
Das Grundwasser gewinnen die Stadtwerke Buxtehude ausschließlich aus Brunnen, die in 75 bis 160 Meter Tiefe liegen.
In anderen Regionen Deutschlands kann sich das Rohwasser auch aus anderen Quellen zusammensetzen. Unter Rohwasser versteht man unbehandeltes Wasser. Laut dem Portal Test Wasser stammt Rohwasser in Deutschland zu 70 Prozent aus Grundwasser und Quellwasser. 17 Prozent Anteil hat Oberflächenwasser, das teilweise am Ufer oder im Boden eine Filtration durchlaufen hat. 13 Prozent Anteil hat Oberflächenwasser aus Seen, Talsperren oder Flüssen.
Wo wird das Trinkwasser in Buxtehude aufbereitet und gespeichert?
Mit drei Einrichtungen betreiben die Stadtwerke Buxtehude die Wasserversorgung. Dazu zählen zwei Wasserwerke, die sich in der Ortschaft Eilendorf und auf dem Stadtwerke-Gelände am Ziegelkamp befinden. Insgesamt 4000 Kubikmeter aufbereitetes Trinkwasser speichern die Wasserwerke Eilendorf und Buxtehude zusammen.

Das Wasserwerk in Eilendorf. Das Luftbild entstand nach der Inbetriebnahme im Jahr 2019. Foto: Stadtwerke Buxtehude
Zusätzlich sichert die Wasserversorgung ein Hochbehälter am sogenannten Bullenberg (nahe dem Elbe Klinikum) in 45 Metern Höhe. Dieser oberirdische Speicher fasst 2000 Kubikmeter Wasser.
Insgesamt 6000 Kubikmeter Wasser also fassen die Speicher der Stadt Buxtehude - das entspricht 6 Millionen Liter Wasser. Laut dem Umweltbundesamt nutzt im Schnitt jede Person in Deutschland täglich 126 Liter Trinkwasser im Haushalt.

Durch stahlblitzende Leitungen fließt aufbereitetes Wasser in zwei Speicher mit jeweils 1000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Das sind jeweils eine Million Liter Wasser. Foto: Sulzyc
Die Stadtwerke werden das Wasserwerk Buxtehude neu bauen. 13 Millionen Euro wird es voraussichtlich kosten, sagt René Back. Geplanter Baubeginn ist 2027.
Wie wird das Rohwasser zu Trinkwasser aufbereitet?
Sauerstoff und Sand - mehr braucht es in den beiden Wasserwerken Eilendorf und Buxtehude nicht, um einwandfreies Trinkwasser aufzubereiten.
Vor der Filterung wird dem Rohwasser Sauerstoff zugesetzt. Der Sauerstoff reagiert mit Eisen und Mangan. Das sind unerwünschte Bodeninhaltsstoffe aus den Erdschichten, die das Grundwasser umgeben. Durch die Anreicherung mit Sauerstoff werden die Stoffe Eisen und Mangan oxidiert und die entstehenden Flocken über Kiesfilter herausgefiltert.

Mit Hilfe von diesem Kies werden die unerwünschten Bodeninhaltsstoffe Eisen und Mangan aus dem Grundwasser herausgefiltert. Foto: Sulzyc
„Unser Trinkwasser ist somit naturbelassen und frei von weiteren Zusätzen wie zum Beispiel Chlor“, sagt Thomas Bode. Die Wasserqualität in Buxtehude gelte als ausgezeichnet.
Eisen und Mangan werden am Wasserwerk Eilendorf in einen Absetzteich zurückgespült. Alle vier bis fünf Jahre werde der Teich entleert.
Wie viele Liter Trinkwasser fließen durch das Leitungsnetz?
Die Stadtwerke versorgen nicht alle Buxtehuder Haushalte. Die Ortschaften Ovelgönne, Ketzendorf, Eilendorf, Pippensen und Daensen versorgt der Wasserbeschaffungsverband Harburg. Teile der Ortschaft Hedendorf erhalten ihr Wasser vom Trinkwasserverband Stader Land.
Ein 335 Kilometer langes Leitungsnetz mit 9054 Hausanschlüssen betreiben die Stadtwerke zur Trinkwasserversorgung in Buxtehude.
Pro Tag schwankt die Abgabe zwischen 5000 Kubikmetern im Winter und 7500 Kubikmetern im Sommer. Der Jahresverbrauch liegt konstant bei etwa 2,1 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.
Wie ist die Trinkwasserversorgung bei Stromausfall gesichert?
In Deutschland ist der Schutz der kritischen Infrastruktur ein öffentliches Thema. Kritische Infrastrukturen sind Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für den Staat, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit erwartet werden. Die Trinkwasserversorgung gehört dazu.
Buxtehude
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Im Falle eines Stromausfalls („Blackout“) sichern Notstromaggregate die Trinkwasserversorgung. Diese Stromerzeuger erkennen automatisiert den Netzzustand und schalten sich zu, sollten sie benötigt werden. „Wir können über einen längeren Zeitraum die Trinkwasserversorgung aufrechterhalten“, sagt René Back.
Zur Versorgungssicherheit mit Trinkwasser sagt René Back auch: „Wir betreiben mehr Brunnen, als wir zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung benötigen.“
Wirkt sich der Klimawandel auf die Wasserversorgung aus?
Der Klimawandel sei in den vergangenen Jahren für alle spürbar und für die Wasserversorgung eine zunehmende Herausforderung, antwortet Annemarie Pausch, Abteilungsleiterin Wassergewinnung bei den Stadtwerken Buxtehude, dem TAGEBLATT.
Mit dem Klimawandel gerieten Wasserdargebot und Wasserversorgung aus dem Gleichgewicht. Das Dargebot beschreibt, wie viel Wasser die Natur zur Verfügung stellt. Die Versorgung, wie viel die Menschen davon nutzen. Längere Trockenzeiten und Extremwetter verringerten das natürliche Angebot. Gleichzeitig steige der Bedarf.
Der Landkreis Stade plane ein Wassermengen-Management. Damit möchte der Landkreis herausfinden, wie sich das verfügbare Grundwasser künftig entwickelt und wie es nachhaltig genutzt werden kann.
„Ein dauerhaftes Absenken der Grundwasserstände können wir in Buxtehude nicht beobachten“, sagte René Back. In anderen Regionen Deutschlands, etwa mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, könne das bereits anders sein.
Gibt es im Wasserwerk Eilendorf wirklich kein Wasser zu sehen?
Doch, gibt es. Thomas Bode steigt im Reinwasserpumpwerk die Stahltreppe bis in die größtmögliche Höhe hinauf. Dort gibt das Fenster schemenhaft den Blick auf etwas frei, das aussieht wie ein unbeleuchtetes Schwimmbad: ein Tank mit aufbereitetem Trinkwasser.