TWas die Elbvertiefung und der Ausbau der Ems angerichtet haben

Sie eröffneten die Ausstellung: Sonja Papenfuß (Umweltministerium), Rolf Brandt (Hafengemeinschaft Barnkrug), Beatrice Claus (WWF), Elbfischer Walter Zeeck und Natureumsleiter Lars Lichtenberg (von links). Foto: diebildwerft
Sie sind faszinierend und bedroht zugleich: die Flussmündungen von Elbe und Ems. Eine neue Ausstellung im Natureum will zeigen, welch ökologische Schäden der Ausbau der Flüsse angerichtet hat.
Balje. „Die Mündungsgebiete von Elbe und Ems sind Hotspots biologischer Vielfalt zwischen Land und Meer. Gleichzeitig überschneiden sich hier in hohem Maße Schifffahrt, Küstenschutz, Fischerei, Industrie, Landwirtschaft und Tourismus“, erklärt Beatrice Claus, Expertin für Ästuare (Mündungsbereiche großer Flüsse ins Meer) beim WWF Deutschland, die auch das Naturschutz-Großprojekt zur Tideelbe auf Krautsand leitet.
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Am Freitag wurde die WWF-Wanderausstellung „Ästuare - Lebensadern der Küste“ im Natureum in Balje eröffnet. Sie verdeutliche, so Beatrice Claus, wie sich der Zustand der Ästuare an Elbe und Ems in den vergangenen 25 Jahren dramatisch verschlechtert hat und skizziere Wege aus der Krise.
Naturräume für zukünftige Generationen erhalten
Auf mehreren Stelen porträtiert die Ausstellung sowohl die faszinierenden Besonderheiten der Mündungsgebiete von Elbe und Ems als auch die Schäden, die sich durch den Ausbau für Schifffahrt und Deichbau und die Effekte der Klimakrise immer mehr zuspitzen.
Sonja Papenfuß, Ableitungsleiterin Naturschutz im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, sagt: „Die Ästuare sind einzigartige Naturräume, die wir für zukünftige Generationen erhalten müssen. Der Schlüssel zur Verständigung auf gemeinsame Ziele für deren Schutz, ist die Kommunikation mit allen Akteuren. Die Ausstellung ist dabei ein wichtiger Baustein, um über die Folgen von Nutzungen und mögliche Lösungswege ins Gespräch zu kommen.“
Schäden durch menschliche Eingriffe
Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung der beiden norddeutschen Ästuare in den vergangenen Jahrzehnten und stellt dar, wie sie durch menschliche Eingriffe Schaden nehmen. Durch diverse Baumaßnahmen erhöhen sich die Schlickmengen, Fischen geht die Luft aus und Lebensräume gehen verloren. Um die Abwärtsspirale zu stoppen, wurde zum Beispiel 2015 der „Masterplan Ems 2050“ unterzeichnet. Aktuell gibt es allerdings Pläne, die Außen-Ems erneut für die Schifffahrt zu vertiefen.
Der WWF und andere Umweltverbände befürchten, dass sich die ökologische Situation dadurch weiter verschlechtert. Auch die Schäden der letzten Elbvertiefung seien weit größer als einst prognostiziert. Was im Emsästuar geschieht, lässt darauf schließen, was der Elbe womöglich noch bevorsteht, falls die letzte Elbvertiefung nicht rückgängig gemacht und eine Renaturierung eingeleitet wird.
Die Ausstellung ist bis zum 30. November im Natureum zu sehen. Dort ist sie von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr zugänglich und im regulären Eintrittspreis enthalten. Danach zieht sie weiter. Die jeweiligen Ausstellungsorte und -zeiten können zeitnah unter hier nachgesehen werden. (sh)